Trotz Konjunktursorgen und Urteil des Verfassungsgerichts: nach Einschätzung von DBRS Morningstar verdient Deutschland weiterhin ein Rating von AAA bei der Kreditvergabe. "Der stabile Trend spiegelt die Einschätzung von DBRS Morningstar wider, dass die Kreditfundamentaldaten Deutschlands trotz der derzeit schwachen Wachstumsdynamik und der fiskalpolitischen Unsicherheit weiterhin solide sind", heißt es in der Begründung zum Rating-Update.
Urteil des Verfassungsgerichts belastet Nachfrage
Im 3. Quartal 2023 schrumpfte die deutsche Wirtschaft angesichts schwacher Verbrauchernachfrage und dümpelnder Exporte um 0,1%. Es bestehen weiterhin Abwärtsrisiken, etwa durch die Straffung des Haushaltes nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November. Denn die notwendigen Einsparungen des Staates dürften die Binnennachfrage weiter belasten. So werde der zukünftige Haushaltsspielraum Berlins durch das Gerichtsurteil, das die Schuldenbremse stärkt, deutlich eingeschränkt. Die Schuldenbremse begrenzt die strukturelle Nettokreditaufnahme der Regierung auf 0,35 % des BIP. Eine Änderung der Schuldenbremse ist angesichts der benötigten Zweidrittelmehrheit im Bundestag unwahrscheinlich.
"Die Tragbarkeit der Staatsschulden ist nach wie vor sehr gut. Sie profitiert von einer niedrigen Zinslast, einer moderaten Staatsverschuldung und dem Status des Landes als sicherer Hafen", so DBRS Morningstar. Deutschlands AAA-Ratings werde durch die wettbewerbsfähige und hochentwickelte Wirtschaft, die hohe Qualität der Institutionen und die starke Außenfinanzierung gestützt.
Der zyklische Gegenwind dürfte in den kommenden zwei Jahren zwar nachlassen. Doch es gibt langfristigere Risiken: die demographische Entwicklung des Landes, hohe Energiekosten, die Umstellung der globalen Automobilindustrie hin zu Elektromobilität sowie eine potenzielle Lastenteilung innerhalb der Währungsunion.
Das Kreditprofil Deutschlands wird weiterhin durch seine wettbewerbsfähige und hochentwickelte Wirtschaft und seine hohe Arbeitsproduktivität gestützt. Darüber hinaus stellt DBRS Morningstar fest, dass die meisten - wenn auch nicht alle - Branchen im vergangenen Jahr eine starke Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Energiepreisschock bewiesen haben.
Solider Bankensektor
DBRS Morningstar beurteilt die aktuelle Finanzlage des Bankensektors als solide. Banken profitieren von soliden Kapital- und Liquiditätspuffern sowie von einer vorübergehenden Steigerung der Profitabilität aufgrund höherer Nettozinserträge. Darüber hinaus ist der Bestand an notleidenden Krediten derzeit gering.
Mit Blick auf die Zukunft geht DBRS Morningstar davon aus, dass die Risiken für die Qualität der Vermögenswerte zunehmen werden, was auf den Anstieg der Zinssätze und den damit einhergehenden Abschwung auf dem inländischen Immobilienmarkt zurückzuführen ist. Der Anstieg der Zinssätze wird wahrscheinlich die Rückzahlungsfähigkeit insbesondere derjenigen Kreditnehmer belasten, die aufgrund längerfristig hoher Energiekosten und einer geringeren Investitionstätigkeit im Wohnungsbau mit wirtschaftlichem Gegenwind zu kämpfen haben. Allerdings ist der Umfang des gesamten Kreditengagements der Banken gegenüber dem verarbeitenden Gewerbe (4,7 % der Kredite an den nichtfinanziellen Privatsektor im September 2023) und dem Baugewerbe (3,3 %) moderat.
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