Jahresendrally treibt Dax auf Rekordhoch

Getrieben von der Aussicht auf womöglich schon bald wieder sinkende Leitzinsen hat der Dax am Dienstag seinen etwa vier Monate alten Rekord gebrochen.

awp 05.12.2023
Facebook Twitter LinkedIn

DAXDer Leitindex kletterte um 0,88 Prozent auf 16 548,69 Punkte und übertrumpfte so die Bestmarke von Ende Juli, die knapp 16 529 Punkte betragen hatte. Die so oft zitierte Jahresendrally geht damit weiter.

Allein im November hatte der Dax 9,5 Prozent an Wert gewonnen. Ausgehend vom Zwischentief im Oktober, das mit 14 630 Zählern noch nahe dem Jahrestief aus dem März gelegen hatte, hat er mittlerweile rund 13 Prozent zugelegt.

Wichtigstes Kaufargument war in den vergangenen Wochen die Hoffnung, dass die Notenbanken in der Eurozone und den USA mit ihren Zinserhöhungen durch sind und 2024 mit Senkungen beginnen. Von sinkenden Zinsen versprechen sich Anleger Rückenwind für die Wirtschaft, nachdem der Inflationsdruck zuletzt spürbar nachgelassen hatte. Da eine zu hohe Inflation sehr schädlich für die Wirtschaft ist, mussten die Notenbank mit Leitzinserhöhungen gegensteuern.

Inzwischen preisen die Märkte Zinssenkungen schon im Frühjahr ein. Erst kurz vor dem vergangenen Wochenende hatte eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell den Zinserwartungen der Anleger weitere Nahrung gegeben. Er hatte zwar die Bereitschaft der Notenbank wiederholt, den Zins notfalls doch noch weiter anzuheben, aber auch gesagt, dass die Geldpolitik schon recht restriktiv sei.

"Im Moment passt für Aktien einfach alles zusammen und der Fed-Chef klang am Freitag nicht streng genug, um der aktuellen Euphorie wirklich einen Riegel vorschieben zu können", erklärte Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Wichtig werden vor diesem Hintergrund nun US-Arbeitsmarktdaten an diesem Freitag. Denn für die Geldpolitik der Fed spielt die Entwicklung des Arbeitsmarktes eine große Rolle als Indikator für die Stärke der Wirtschaft, aber auch für den Inflationsdruck.

Kapitalmarktexperte Sebastian Dörr von HQ Trust sagte zur laufenden Jahresendrally: "Guten Börsenjahren setzt sie das Sahnehäubchen auf, schlechten verschafft sie immerhin noch ein gutes Ende." 2023 ist wohl ersteres der Fall: Bislang hat der Dax in diesem Jahr fast 19 Prozent zugelegt und damit einen Tick mehr als der europäische Indexkollege EuroStoxx. Im globalen Vergleich stellt er zwar den US-Leitindex Dow Jones Industrial klar in den Schatten, nicht aber die Techbörse Nasdaq.

Es gibt aber auch mahnende Stimmen. Die Aktienmarktstrategen um Mislav Matejka von der Bank JPMorgan geben zu bedenken, dass fast alle Volkswirte großer Institute und Investoren mittlerweile von einer sogenannten weichen Landung der Wirtschaft nach den Zinserhöhungen ausgingen. Das schaffe Enttäuschungspotenzial. So blicken die JPMorgan-Experten eher vorsichtig auf die Gewinnentwicklungen der Unternehmen - die Erwartungen an diese dürften sinken. Preissetzungsmacht und Umsatzwachstum der Konzerne dürften nachlassen und es gebe Risiken für die Gewinnmargen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

STICHWÖRTER
DAX
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

awp  versorgt Morningstar mit einer laufend aktualisierten Berichterstattung über das globale Wirtschaftsgeschehen und die Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten.