Die jährliche Inflationsrate der Eurozone lag im Dezember bei 2,9%, gegenüber 2,4% im November, so die erste Schätzung von Eurostat. Dies war der erste Anstieg der Inflation in der Region seit April.
Die europäischen Aktienmärkte weiteten ihre Verluste seit Handelsbeginn aus: der Stoxx Europe 600 Index fiel seit der Eröffnung um fast 0,9 %, denn die jüngsten Zahlen dämpfen die Erwartung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) in absehbarer Zeit die Zinssätze senken könnte. Der Euro verlor gegenüber dem US-Dollar weiter an Wert und lag um 10:25 Uhr MEZ bei 1,0909.
Wie hoch ist die aktuelle Inflationsrate?
"Die Nachricht, dass die Inflation in Europa im Dezember um 50 Basispunkte auf 2,9 % gestiegen ist, wird für diejenigen, die gehofft hatten, dass die Inflation weiterhin geradlinig zurückgehen würde, ein Schock sein. Nachdem die Inflation so nahe an die von der EZB angestrebten 2 % gefallen ist, ist es natürlich enttäuschend, dass sie wieder ansteigt; es gibt jedoch eine sehr vernünftige Erklärung dafür", sagte Michael Field, European Equity Strategist bei Morningstar.
"Wie wir diese Woche in Frankreich und Deutschland gesehen haben, waren die steigenden Preise für Versorgungsleistungen die Ursache für den Anstieg der Gesamtinflation. Dies ist im Grunde eine Technikalität. Die Ölpreise sind von ihren Höchstständen im Jahr 2022 massiv gesunken, aber im Dezember liefen die Obergrenzen aus, die viele europäische Regierungen für die Energiepreise festgelegt hatten, so dass die Verbraucherpreise stiegen, was sich auf die Inflation auswirkte", sagte er.
Kerninflation geht zurück
Die Kerninflation, die die Kosten für Energie und Lebensmittel nicht berücksichtigt, ging im Dezember um 20 Basispunkte auf 3,4% zurück von 3,6% im November. "Die eigentliche Erkenntnis hier ist also, dass wir uns immer noch in die richtige Richtung bewegen und dass die zugrunde liegende Inflation weiter sinkt", betonte Field.
Im Hinblick auf die Hauptkomponenten der Inflation im Euroraum wird erwartet, dass „Lebensmittel, Alkohol und Tabak“ im Dezember die höchste jährliche Rate aufweist (6,1%, gegenüber 6,9% im November), gefolgt von „Dienstleistungen“ (4,0%, unverändert gegenüber November), „Industriegütern ohne Energie“ (2,5%, gegenüber 2,9% im November) und „Energie“ (-6,7%, gegenüber -11,5% im November).
Die Jahresendrallye 2023 an den Aktienmärkten wurde durch die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen angeheizt. Die jüngsten Zahlen lassen jedoch Zweifel aufkommen, ob die Zentralbanken tatsächlich Anfang 2024 eine erste Zinssenkung vornehmen werden. Später am Nachmittag werden sich die Märkte auf die monatlichen US-Arbeitsmarktzahlen konzentrieren für Hinweise, wann die Federal Reserve (Fed) die Zinsen senken könnte.
"Einige Anleger werden zweifellos besorgt sein, dass dieser Inflationsschub die EZB davon abhalten könnte, die Zinssätze eher früher als später zu senken. Die Zentralbanker waren sich jedoch stets des Potenzials dieses Inflationsschubs bewusst, so dass er bei ihrer Entscheidungsfindung keine Rolle spielen sollte", so Field weiter. "Abgesehen davon richten sich alle Augen auf die Veröffentlichung der Inflationsdaten im nächsten Monat und darauf, ob wir zu dem so wichtigen Abwärtstrend zurückkehren können.
Inflation in Deutschland steigt wegen Einmaleffekten
In Deutschland kommen im Januar Einmaleffekte zum Tragen. Das Auslaufen des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes auf Erdgas und Restaurantdienstleistungen sowie den höheren CO2-Preis werden im Januar einen stärkeren Rückgang der Inflationsrate in der Eurozone verhindern, so die Commerzbank. Bereinigt um diese Effekte dürfte der zugrunde liegende Preisauftrieb im Laufe des Jahres jedoch weiter nachlassen. Denn die verbilligte Energie wird auch den Anstieg der Preise für andere Güter und Dienstleistungen noch einige Monate dämpfen. Die Kerninflationsrate dürfte nach Einschätzung der Bank bis Mitte des Jahres auf 2,5 % sinken. Und die EZB dürfte den Leitzins nur zögerlich senken.
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