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Bayer will schlanker werden - viele Jobs wackeln - Aktie unter Druck

Die Akie des Agrarchemie- und Pharma-Konzerns aus Leverkusen gibt Stand früher Nachmittag um rund 3% nach.

awp international 18.01.2024
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Der Agrarchemie- und Pharma-Konzern Bayer hat seiner Belegschaft ein umfangreiches Stellenabbau-Programm vorgestellt. Bei der Online-Veranstaltung am Donnerstag stellten sich Vertreter des Betriebsrats und des Managements den Fragen der Mitarbeiter. Am Vorabend hatte das Unternehmen mitgeteilt, ein neues Organisationsmodell einzuführen und dabei alle Konzernbereiche auf mögliche Einsparungen zu durchleuchten. Die Arbeitsabläufe sollen effizienter gestaltet werden. Jobs, die als überflüssig erachtet werden, werden wegfallen. Wie viele das sein werden, ist noch unklar.

Auf dem Börsenparkett wirkte sich die Ankündigung im frühen Handel nur moderat positiv aus. Die Aktien gerieten im Verlauf sogar deutlich unter Druck und büssten zuletzt als Dax-Schlusslicht in einem freundlichen Markt mehr als zwei Prozent ein. Grund war eine Meldung der Nachrichtenagentur Bloomberg. Diese berichtete unter Berufung auf mit der Sache befasste Personen, dass der Agrarchemie- und Pharmakonzern sich derzeit von einer möglichen Aufspaltung abwenden könnte. Spekulationen darüber waren an der Börse immer wieder thematisiert worden. Ein Bayer-Sprecher wollte die Meldung auf Nachfrage nicht kommentieren.

Bei den Leverkusenern hat der US-Amerikaner Bill Anderson seit vergangenem Juni das Sagen, er wurde Nachfolger des langjährigen Vorstandschefs Werner Baumann. Der hat die Übernahme des damaligen US-Konkurrenten Monsanto zu verantworten, dessen Glyphosat-Risiken die Bayer-Bilanz bis heute schwer belasten.

Beim Pharma-Geschäft wiederum sind die Aussichten eingetrübt, da es an zukunftsträchtigen Kassenschlagern fehlt. Jahrelang spülten der Gerinnungshemmer Xarelto und das Augenpräparat Eylea Milliarden in die Kassen. Doch deren Patente laufen in den unterschiedlichen Märkten Schritt für Schritt aus, wodurch die Einnahmen sinken - Nachahmer-Präparate von Konkurrenten setzen den deutschen Konzern unter Druck. "Bayer befindet sich derzeit aus unterschiedlichen Gründen in einer schwierigen Lage", sagt Arbeitsdirektorin und Bayer-Vorstandsmitglied Heike Prinz.

"Um die Leistungsfähigkeit unserer Organisation und unseren Handlungsspielraum schnell und nachhaltig zu verbessern, sind jetzt einschneidende Massnahmen notwendig. Wir wollen Bayer zügig in die Erfolgsspur bringen." Man wolle "alle internen Hemmnisse beseitigen und Bayer so wieder für zukünftiges profitables Wachstum aufstellen", sagt die Personalchefin.

Arbeitnehmervertreter stellten sich hinter das Vorhaben des Stellenabbaus. "Für uns hat oberste Priorität, die Zukunft der Beschäftigten bei Bayer zu sichern", sagt der IG-BCE-Gewerkschafter und Bayer-Aufsichtsrat Francesco Grioli. Man habe dem jetzt eingeschlagenen Weg zugestimmt und stehe dem neuen Organisationsmodell von Bayer offen gegenüber. "Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird sich vieles verändern. Wir werden gemeinsam daran arbeiten, dass alle sicher neue Pfade beschreiten können." Gesamtbetriebsratschefin Heike Hausfeld betonte, dass es zumindest gelungen sei, den bevorstehenden Stellenabbau "so sozialverträglich wie möglich zu gestalten".

Der Schritt kommt nicht überraschend. Anderson ist ein bekennender Anhänger einer schlanken Unternehmensverwaltung. Bereits zum Start seiner Tätigkeit bei Bayer im Frühjahr 2023 hatte er vor Journalisten seine Vorstellungen erläutert und dabei auch das Managementbuch "Humanocracy" gelobt. Darin geht es darum, Mitarbeitern möglichst viele Freiheiten, aber auch Verantwortung zu geben, ohne Gängelei durch überbordende Managementebenen. Dieser Kulturwandel läuft nun.

Die neue Organisationsstruktur, die weniger Entscheidungsebenen als bisher vorsieht, soll bis Ende 2025 installiert sein. Bis Ende 2026 sind betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen - die Beschäftigungssicherung gilt ein Jahr länger als zuvor vereinbart. Arbeitnehmern, deren Job wegfällt, sollen Abfindungen angeboten werden. Bayer hat in Deutschland derzeit 22 200 Beschäftigte, weltweit sind es 101 000. Auch im Ausland soll die Sinnhaftigkeit von Managementfunktionen durchleuchtet werden.

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