Diese Woche beginnt in Europa die Gewinnsaison mit einer Reihe großer Unternehmen aus allen Ländern des Kontinents, die Bericht erstatten.
Zwischen dem 24. Januar und dem 8. Februar wird etwa die Hälfte der europäischen Indexunternehmen Ergebnisse veröffentlichen, darunter die größten europäischen Aktiengesellschaften wie Novo Nordisk, L'Oreal, ASML, SAP, LVMH sowie wichtige Pharma-, Banken- und Energieaktien.
Bis zum 8. März werden voraussichtlich 87% der europäischen Unternehmen ihre Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen.
Vor dem Hintergrund eines trüben wirtschaftlichen und geopolitischen Umfelds wird sich zeigen, wie die Unternehmen ihre Lage einschätzen und wie ihre Aussichten für das kommende Jahr sind.
Erwarten Sie aber nicht zu viele gute Naschrichten.
Einem aktuellen Bericht von BofA Securities vom 15. Januar zufolge "erwartet der Konsens für das vierte Quartal ein EPS-Wachstum von -16%, das schwächste seit dem dritten Quartal 2020". Dies würde eine Verschlechterung bedeuten, nachdem die Gewinne in den beiden vorangegangenen Quartalen nur um -11 % und -12 % gegenüber dem Vorjahr gefallen waren.
"Die hohen Zinssätze werden eine große Rolle spielen und Aktien und Branchen mit hoher Verschuldung unter Druck setzen", sagt Michael Field, Europa-Stratege bei Morningstar.
Es wird erwartet, dass der Energiesektor den größten negativen Beitrag zu diesem Rückgang leistet, gefolgt von Industriewerten. Finanzwerte dagegen dürften laut BofA ein "Lichtblick" sein.
Der künftige Trend für die Erträge von Banken und Energieunternehmen könnte jedoch nicht so positiv sein. "Das Gewinnmomentum der Banken ist auf 2% gesunken, das ist der niedrigste Stand seit Mai 2022 und liegt unter dem Höchstwert von 12% im April letzten Jahres", so die BofA.
"Die Produktions-PMIs für die meisten Sektoren liegen deutlich unter 50, was darauf hindeutet, dass der Trend zu schwächeren Überraschungen und einem schwächeren Umsatz-Gewinn-Wachstum der Normalfall sein dürfte", schreibt UBS in einem Bericht vom 12. Januar.
Laut Field "könnten wir die Vorteile einer sinkenden Inflation in anderen Sektoren sehen, insbesondere in jenen, die eine hohe Kosteninflation erlebt haben. Der Konsumsektor könnte eine schwierige Ertragssaison erleben. Die Verbraucher haben in den letzten Jahren mit den steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen, aber wenn dann noch erhöhte Hypothekenzinsen hinzukommen, wird das Portemonnaie plötzlich sehr strapaziert, was zu Kürzungen führt, wo immer es möglich ist."
Angesichts der Zurückhaltung der Verbraucher, der Ungewissheit im Welthandel, der makroökonomischen Herausforderungen in großen Volkswirtschaften, insbesondere in China, und einer umfangreichen politischen Agenda erscheint es plausibel, dass die Unternehmen bei ihren Prognosen für 2024 vorsichtig sein werden.
Einige könnten sogar versuchen, die Erwartungen des Marktes zu senken, so die Strategen von BNP Paribas Exane. "Makroindikatoren wie das weltweite Exportvolumen deuten darauf hin, dass sich die EPS-Schätzungen einer Bodenbildung nähern.“
In Europa sind die Einkaufsmanagerindizes jedoch immer noch verwässert, und es besteht das Risiko, dass Unternehmenslenker die Ergebnisse des vierten Quartals nutzen, um die Schätzungen für 2024 zu senken", schreiben sie in einem Bericht vom 10. Januar.
Anleger sind jedoch bereits sehr vorsichtig, was europäische Aktien angeht, die derzeit mit einem KGV von 12,7 gehandelt werden, verglichen mit einem historischen Durchschnitt von 14.
Es wird interessant sein zu sehen, wie die Prognosen für 2024 verdaut werden und ob europäische Aktien angesichts der niedrigen Markterwartungen, der Hoffnung auf eine niedrigere Inflation und sinkende Zinssätze noch etwas Spielraum nach oben haben.
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