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SAP will mit Grossumbau KI-Geschäfte anschieben

SAP liegt vorbörslich um 2,6 Prozent im Plus. Dieser hat im Schlussquartal im Tagesgeschäft mehr verdient als gedacht, einen starken Ausblick abgegeben und ausserdem verkündet, dass er in einem Grossumbau die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) pushen will.

awp international 24.01.2024
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Europas grösster Softwarehersteller SAP will in einem Grossumbau die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) pushen. Von dem Vorhaben seien rund 8000 Mitarbeitende betroffen, teilte das Dax-Schwergewicht überraschend am späten Dienstagabend mit. Die Walldorfer hatten vor rund einem Jahr bereits 3000 Jobs gestrichen, um sich schlanker aufzustellen und sich wieder mehr auf das angestammte Kerngeschäft rund um die Software zur Unternehmenssteuerung zu konzentrieren.

"Mit dem geplanten Transformationsprogramm verlagern wir verstärkt Investitionen in strategische Wachstumsbereiche, in erster Linie in KI", sagte Vorstandschef Christian Klein. "Damit werden wir auch zukünftig wegweisende Innovationen entwickeln und gleichzeitig die Effizienz unserer Geschäftsprozesse verbessern."

Der Hype um KI in der Softwarebranche hatte sich im vorvergangenen Jahr an der Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT entzündet. Seither möchten alle Softwarekonzerne ein Stück vom erhofft grossen zukünftigen Kuchen abhaben und stecken viel Geld in die Technologie, um sich dafür zu rüsten.

SAP hatte im vergangenen Jahr bereits eigene Produkte wie den KI-Assistenten Joule vorgestellt, der es Anwendern erleichtern soll, typische Aufgaben in Unternehmen zu erledigen. Nun nimmt SAP-Chef Klein noch einmal rund 2 Milliarden Euro Geld in die Hand, um den Bereich mit KI zu stärken - soviel nämlich soll das Umbauprogramm insgesamt kosten.

Teil des Umbauprogramms sei auch ein Umbau der Struktur des Konzerns, hiess es. Bei den meisten der rund 8000 betroffenen Stellen sollen Freiwilligenprogramme und interne Umschulungen zum Tragen kommen. Aufgrund von Investitionen in Wachstumsbereiche rechnet SAP damit, dass am Ende des Jahres die Zahl der Mitarbeitenden etwa dem aktuellen Niveau entspricht. Wie viele der vom Umbau betroffenen 8000 Beschäftigten dann noch bei SAP arbeiten, ist derzeit nicht abzusehen.

Der Stellenabbau vor rund einem Jahr hatte bei den Walldorfern nicht zu insgesamt sinkenden Mitarbeiterzahlen geführt. Zum Stichtag Ende Dezember hatte SAP 107 602 Vollzeitbeschäftigte, ein Jahr zuvor waren es 106 312. Viele der damals betroffenen Beschäftigten sind aber nicht mehr bei SAP. Die geschätzten Kosten für die jetzt anstehende Restrukturierung in Höhe von rund 2 Milliarden Euro sollen zum Grossteil im ersten Halbjahr erfasst werden.

Derweil haben sich Klein und sein Finanzchef Dominik Asam für das laufende Jahr mehr Tempo bei Cloudumsatz und Ergebnis vorgenommen als im letzten Jahr. So soll das um Sondereffekte bereinige Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 17 bis 21 Prozent wachsen, wenn Wechselkurseffekte ausgeklammert werden. Das wäre wie bereits mehrfach vom Management versprochen eine Beschleunigung.

SAP berechnet das bereinigte operative Ergebnis allerdings nun anders und bezieht Kosten für die aktienbasierte Vergütung von Mitarbeitern mit ein, was das Ergebnis optisch niedriger erscheinen lässt. Die Analystenschätzungen richteten sich noch nach der alten Methode ohne den Kostenblock. Dieser machte immerhin 2,2 Milliarden Euro im vergangenen Jahr aus und wird auch künftig auf einen ähnlich hohen Betrag geschätzt. Nach alter Berechnung wären die geplanten Wachstumsraten mit den entsprechend höheren Werten für das operative Ergebnis wegen des Basiseffekts geringer ausgefallen.

Die Umstellung sorgt auch für die Anpassung des Ziels beim operativen Ergebnis für 2025, das sich jetzt auf rund 10,0 Milliarden Euro belaufen soll. Bisher - also ohne die rund 2 Milliarden Euro für die anteilsbasiert Vergütung - standen hier mehr als 11,5 Milliarden im Plan.

In der Cloud sollen die hereingeholten Abonnements mehr Schub liefern. Klein hat den Vertriebsteams ein währungsbereinigtes Umsatzplus von 24 bis 27 Prozent als Messlatte mit auf den Weg gegeben.

Die Cloudprodukte zur Nutzung über das Netz sind seit längerer Zeit der Wachstumsträger bei SAP. Sie gelten auf lange Sicht als ertragreicher, weil die Kunden mit einiger Laufzeit mehr zahlen als mit dem früher üblichen Paket aus Lizenzsoftware gegen hohe Einmalgebühr und anschliessendem Wartungsvertrag. Zunächst aber bedeuten die Cloudverträge Einbussen, weil anfangs die hohen Verkaufspreise der Lizenzsoftware wegfallen.

Trotzdem hat Klein vor einigen Jahren den Fokus ganz auf die Cloud gerichtet, wie es auch in der Branche mittlerweile Standard ist. Das soll am Ende bessere und stabilere Geschäfte sichern, auch weil die Kundenbindung an das Produkt höher ist: Kündigen Kunden die Abo-Verträge, können sie die Programme nicht mehr nutzen. Lizenzsoftware hingegen gehört ihnen.

KI und andere Neuerungen sollen bei SAP künftig den Cloudversionen der Software vorbehalten sein, die Wartung von bestimmten Produkten fest installierter Software läuft auf Sicht aus. So will Klein den Kunden die Cloudangebote schmackhaft machen. 2025 will er mehr als 21,5 Milliarden Euro Umsatz in dem Bereich schaffen. Vergangenes Jahr erzielte die Sparte ein Plus von 20 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro.

Insgesamt steigerte SAP den Umsatz um 6 Prozent auf 31,2 Milliarden Euro. Im Tagesgeschäft kletterte das bereinigte operative Ergebnis um neun Prozent auf 8,7 Milliarden Euro. Im Schlussquartal half dabei gerade auch das lukrative Lizenzgeschäft, das deutlich weniger abfiel als von Experten zuvor geschätzt.

Der Nettogewinn stieg auf 5,9 Milliarden Euro, das war mehr als das Dreifache des Vorjahresgewinns. Vor allem der milliardenschwere Sonderertrag aus dem Verkauf der ehemaligen US-Marktforschungstochter Qualtrics trieb den Überschuss nach oben.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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