Siemens Energy überrascht mit guten Zahlen, Aktie springt höher

Siemens Energy ist trotz Problemen bei Gamesa mit einem Gewinn in das neue Geschäftsjahr 2023/24 gestartet. Die Aktie reagiert mit einem Kurssprung. Morningstar-Analyst Matthew Donen sieht weiter Luft nach oben. 

Antje Schiffler 24.01.2024
Facebook Twitter LinkedIn

Siemens energyInvestoren konnten sich heute über gute Ergebnisse des Energietechnik-Konzerns Siemens Energy (ENR) freuen. Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024 (ab Oktober 2023) liegen die vorläufigen Finanzergebnisse über den Erwartungen des Marktes, heißt es in der Adhoc-Mitteilung des Unternehmens vom Vorabend. Hintergrund sind vor allem unterjährige Projektverschiebungen in allen Geschäftsbereichen und eine weiterhin positive Marktdynamik bei Gas Services, Grid Technologies und Transformation of Industry. 

 

Rückläufige Verluste bei Siemens Gamesa

Die Aktie startet mit einem Kurssprung auf bis zu 13,985 EUR in den Handel und notiert zur Mittagszeit bei knapp 5,4% im Plus bei einem Kurs um 13,44 EUR. 

Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Windsparte Siemens Gamesa das Münchner Unternehmen tief in die roten Zahlen gerissen. So erzielte Siemens Energy (No Moat) einen Verlust nach Steuern von knapp 4,6 Mrd. EUR. 

"Die Anleger wurden von den guten Ergebnissen des ersten Quartals überrascht, die deutlich über den Konsensschätzungen des Unternehmens lagen", so Morningstar-Analyst Matthew Donen. "Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal um 24% auf 15,4 Mrd. EUR und lag damit deutlich über den Konsenswerten von 12,8 Mrd. EUR. Rückläufige Verluste innerhalb von Siemens Gamesa haben ebenfalls dazu beigetragen, dass der Konzern nach zwei aufeinanderfolgenden Quartalen mit operativen Verlusten wieder profitabel wurde."

 

Siemens Energy: Aktie weiter leicht unterbewertet

"Wir halten die Aktie weiterhin für leicht unterbewertet und bleiben bei unserer Fair-Value-Schätzung von 14,8 EUR. Die Outperformance im ersten Quartal war auf den Zeitpunkt bestimmter Projektauslieferungen zurückzuführen, weshalb die Unternehmensleitung ihre Prognose für das Gesamtjahr unverändert gelassen hat."

Investoren waren im vergangenen Jahr aus dem Titel geflohen, wenngleich sich die Verluste vor allem auf die angeschlagene Windsparte konzentrierten. "Ihre Bedenken wurden durch angekündigte Veräußerungen von Vermögenswerten im Wert von 3 Mrd. EUR und Garantien von der deutschen Regierung, um die Erfüllung des Auftragsbestandes zu gewährleisten, etwas abgemildert", erklärte Donen im November. 

Morningstar hatte vor rund zwei Monaten die Coverage von Siemens Energy mit einem No Moat-Rating und einer Fair Value-Schätzung von 14,80 EUR pro Aktie aufgenommen. Die Rückkehr zur der Rentabilität hänge von der Dauer des Turnarounds bei Siemens Gamesa und dem Ausmaß der Reparaturkosten ab, die für die Behebung fehlerhafter Windturbinen anfallen. Das Morningstar Uncertainty Rating sei daher sehr hoch. 

Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahrs wies das Unternehmen nun einen Gewinn vor Sondereffekten von 208 Millionen EUR aus, nach einem Verlust von 282 Millionen EUR im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Des entspricht einer Marge vor Sondereffekten von 2,7%. Der Free Cashflow lag bei minus 283 Mio. EUR (Q1 im Geschäftsjahr 2023: minus 58 Mio. EUR), verursacht durch den erwartet hohen Mittelabfluss bei Siemens Gamesa.

 

 

Keine neuen Probleme mit Windturbinen

Seit der Veröffentlichung der Ergebnisse für das Gesamtjahr im November wurden bei den Onshore-Windturbinen des Konzerns keine weiteren Fehler festgestellt, so dass der Turnaround des Geschäftsbereichs weiterhin unseren Erwartungen entspricht. Der Gewinn vor Sondereinflüssen, der Gewinne aus Veräußerungen ausschließt, stieg im ersten Quartal auf 208 Millionen Euro (eine implizite Marge von 2,7 %), nach einem Minus von 282 Euro im Vorjahr. Die Prognose für das Umsatzwachstum im Gesamtjahr von 3 bis 7 % wurde trotz eines organischen Umsatzwachstums von 13 % im ersten Quartal unverändert beibehalten. 

Insgesamt sieht Siemens Energy ein weiterhin positives Marktumfeld. Im Anlagenbau seien unterjährige Projektverschiebungen zwischen den Quartalen aber nicht ungewöhnlich. Deshalb hält Siemens Energy noch an seiner Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest. Für das bis zum 30. September 2024 laufende Geschäftsjahr geht das Unternehmen unverändert von einem vergleichbaren Wachstum der Umsatzerlöse (ohne Währungsumrechnungs- und Portfolioeffekte) in einer Bandbreite von 3% bis 7% und einer Ergebnis-Marge vor Sondereffekten zwischen minus 2% und plus 1% aus, heißt es aus München.

Die Produkte und Lösungen von Siemens Energy tragen dazu bei, dass ein Sechstel des weltweiten Stroms erzeugt wird. Seit seiner Ausgliederung aus der Siemens AG im Jahr 2020 hat der Konzern jedoch keinen Nettogewinn erwirtschaftet. "Der intensive Wettbewerb in mehreren seiner Geschäftsbereiche wurde durch Qualitätsprobleme bei einigen seiner Windturbinen verschärft, was zu hohen Verlusten führte", so Donen.

Die vollständige Ergebnismitteilung für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2024 veröffentlicht Siemens Energy am 7. Februar 2024.

 

Wichtige Morningstar Kennzahlen für Siemens Energy

  • Fair Value Estimate: 14,80 EUR 
  • Letzter Schlusskurs: 12,42 EUR
  • Morningstar Rating: 4 Sterne
  • Morningstar Economic Moat Rating: None
  • Morningstar Uncertainty Rating: Very high

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Siemens Energy AG Ordinary Shares51,12 EUR0,83Rating

Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.