Auch im Tagesgeschäft lief es 2023 dank eines unerwartet guten Schlussquartals etwas besser als von Analysten gedacht. Zum Jahresende verzeichnete das Unternehmen im Klinikgeschäft rund um die Gesellschaft Helios und beim Generikahersteller Kabi weiteres Wachstum. Unter dem Strich riss die Entflechtung vom Dialysespezialisten Fresenius Medical Care (FMC) den Konzern im Gesamtjahr tief in die roten Zahlen. Im laufenden Jahr soll es aber deutlich aufwärtsgehen.
An der Börse kamen die Neuigkeiten gut an. Die Fresenius-Aktie legte am Morgen nach Handelsbeginn um mehr als vier Prozent auf 27,15 Euro zu und war mit Abstand Spitzenreiter im Dax . Branchenexperte David Adlington wertete die Ergebnisse des vierten Quartals als ordentlich. Die Geschäftsziele für 2024 seien zwar schwächer als gedacht, erschienen ihm aber erneut konservativ.
Für 2024 stellt die Fresenius-Spitze ein organisches Umsatzwachstum von drei bis sechs Prozent in Aussicht. Das bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit) soll abseits der Wechselkurse um vier bis acht Prozent zulegen, wie der Konzern am Mittwoch in Bad Homburg mitteilte. Damit soll sich das Ergebniswachstum im Vergleich zum Vorjahr beschleunigen.
Im abgelaufenen Jahr stieg der Umsatz von Fresenius um vier Prozent auf rund 22,3 Milliarden Euro. Das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) kletterte um drei Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Bereinigt um Währungskurseffekte lag das Plus bei zwei Prozent. Damit übertraf der Konzern seine im November angehobene Prognose leicht: Zuletzt war Fresenius von einem in etwa stabilen Betriebsergebnis ausgegangen.
Das um Sondereinflüsse bereinigte Konzernergebnis sank jedoch im Wesentlichen wegen gestiegener Zinsaufwendungen und einer höheren Steuerquote um 13 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. FMC herausgerechnet ging der bereinigte Überschuss um 12 Prozent auf knapp 1,3 Milliarden Euro zurück.
Unter dem Strich stand jedoch ein Verlust von 594 Millionen Euro, nachdem der Konzern im Vorjahr noch ein Gewinn von fast 1,4 Milliarden Euro erzielt hatte. 2023 musste Fresenius jedoch milliardenschwere Wertberichtigungen wegen der Entflechtung vom Blutwäscheanbieter FMC schultern. Zudem hätten Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Umbau des Klinikdienstleisters Vamed sowie Kosten für das Sparprogramm und der Verkauf von Geschäftsteilen am Ergebnis gezehrt, hiess es.
Wie bereits bekannt müssen die Aktionäre diesmal auf eine Dividende verzichten. Denn Fresenius hatte wegen der gestiegenen Energiekosten Hilfe aus Steuermitteln in Anspruch genommen und müsste das Geld sonst laut Gesetz zurückzahlen. Für die Zukunft hält der Vorstand jedoch an seinem Plan fest, die Dividende jährlich zu steigern oder mindestens auf dem Niveau des Vorjahres zu halten.
Unterdessen behandelt der Konzern seine bisherige Tochter FMC inzwischen nur noch als Finanzbeteiligung. Der Blutwäschespezialist kämpfte in der Pandemie mit steigenden Kosten, einem Pflegekräftemangel, und viele Dialyse-Patienten starben an Corona. Nach mehreren Gewinnwarnungen trieb Konzernlenker Michael Sen die bilanzielle Entflechtung von FMC voran. Ende November wurde FMC in eine Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Damit muss Fresenius FMC nicht mehr wie früher voll in seine Geschäftszahlen aufnehmen, sondern berücksichtigt den Dialysekonzern nur noch entsprechend dem Anteil von rund einem Drittel.
Fresenius konzentriert sich nunmehr auf sein Klinikgeschäft rund um Deutschlands grösste Krankenhausgesellschaft Helios und den Generikahersteller Kabi. Dort ziehen die Geschäfte nach schwierigen Corona-Zeiten wieder an. Im Schlussquartal frassen bei Kabi negative Währungseffekte durch den US-Dollar und die Hyperinflation in Argentinien das Wachstum wieder auf. Helios legte hingegen weiter zu.
Zusammengenommen stieg der Umsatz beider Standbeine im vierten Quartal um zwei Prozent, das Betriebsergebnis verbesserte sich dank Einsparungen überproportional um acht Prozent. Der seit Monaten laufende Umbau des angeschlagenen österreichischen Klinikdienstleisters Vamed sorgte unterdessen das zweite Quartal in Folge für ein positives Ergebnis.
Fresenius-Chef Michael Sen treibt seit seinem Amtsantritt im Oktober 2022 den Umbau beim Konzern voran. Der Konzern hat sich inzwischen von mehreren Geschäftsteilen getrennt, darunter eine Klinik in Peru und die Kinderwunschkliniken der Eugin-Gruppe. Presseberichten zufolge laufen zudem Gespräche über die Reha-Kliniken von Vamed.
Zudem feilt Fresenius an seinen Kosten und verbessert dazu Abläufe im Betrieb. Im vergangenen Jahr lief dies besser als gedacht, weshalb Vorstandschef Sen seine Sparziele ein weiteres Mal anhebt. Bis Ende 2025 will er bei Fresenius nachhaltig jährlich 400 Millionen Euro einsparen und damit das Betriebsergebnis positiv beeinflussen. Zuvor hatte sich er sich lediglich Einsparungen in Höhe von 350 Millionen Euro zum Ziel gesetzt.
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