Der Chipindustrieausrüster Aixtron rechnet 2024 mit zumindest deutlich langsamerem Wachstum. Gegenwind liefert laut Experten etwa ein trägerer E-Auto-Markt. Für das kommende Jahr 2025 erwartet Unternehmenschef Felix Grawert laut Mitteilung vom Donnerstag dann aber wieder einen starken Erlösanstieg, "getragen durch die nächste Wachstumswelle im Bereich Leistungselektronik." Insgesamt fallen die Unternehmensziele für das laufende Jahr sowie die Geschäftszahlen für 2023 im Vergleich zu den Analystenschätzungen durchwachsen aus. Die Aktie geriet unter Druck.
Die Papiere büsste am Morgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss fast 10 Prozent auf 28,59 Euro ein. Das Minus im noch jungen Börsenjahr 2024 würde damit im Hauptgeschäft auf mehr als ein Viertel wachsen. Allerdings blicken Anleger auch auf fünf Gewinnjahre in Folge mit einem Kursanstieg um insgesamt rund 360 Prozent zurück.
Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion von einem tristen Ausblick. Als Stimmungsdämpfer komme hinzu, dass mit AMS Osram ein Aixtron-Kunde ein Schlüsselprojekt seiner Strategie mit MicroLEDs aufgab. AMS stutzte aufgrund einer unerwarteten Auftragsstornierung die Mittelfristziele.
Das Geschäft mit Anlagen zur MicroLED-Herstellung macht bei Aixtron nur einen kleinen Teil aus - 2023 waren es rund 11 Prozent -, gleichwohl erwarteten Experten für die kommenden Jahre eigentlich ein Wachstum dieser Aktivitäten. Welche Auswirkungen die AMS-Osram-Nachrichten auf Aixtron haben, ist noch unklar.
Für 2023 geht Aixtron erst einmal davon aus, dass die Erlöse 630 bis 720 Millionen Euro erreichen werden, wie das Unternehmen am Donnerstag weiter mitteilte. Nach einem Umsatzanstieg um 36 Prozent auf knapp 630 Millionen Euro 2023 wäre das bestenfalls ein Plus von gut 14 Prozent.
Als Gewinn vor Zinsen und Steuern sollen vom Umsatz etwa 24 bis 26 Prozent hängen bleiben. Die Analystenschätzung liegt beim Umsatz in der oberen Hälfte der Umsatzspanne, bei der operativen Gewinnmarge allerdings über dem Ziel des MDax-Konzerns.
Im vergangenen Jahr schaffte Aixtron eine Marge von 25 Prozent, womit sich ein operatives Ergebnis von 156,8 Millionen Euro ergab. Das waren 50 Prozent mehr als 2022. Analysten hatten sich etwas mehr erhofft. Allerdings gab Aixtron 2023 deutlich mehr Geld für Forschung und Entwicklung aus, um das künftige Unternehmenswachstum anzutreiben. Zudem erfolgte im Schlussquartal der Spatenstich für den Bau eines Innovationszentrums am Hauptsitz in Herzogenrath, das insgesamt rund 100 Millionen Euro kosten soll.
Unter dem Strich verdiente das Unternehmen im vergangenen Jahr 145,2 Millionen Euro und damit 45 Prozent mehr als 2022. Die Dividende soll nun um 0,09 Cent auf 0,40 Euro je Anteilschein steigen.
Analystin Madeleine Jenkins von der Schweizer Bank UBS hatte unlängst schon gewarnt, dass die Markterwartungen zu hoch erschienen. Ein wichtiger Grund sei das nachlassende Wachstum des gesamten Marktes für Elektroautos. Zudem verwies sie im Speziellen auf den Elektroautopionier Tesla , der im Januar für 2024 ein wahrscheinlich langsameres Wachstum der Auslieferungen in Aussicht gestellt hatte und die nächste Wachstumswelle auf Basis neuer Plattformen 2025 sieht. Das sei wichtig, weil Tesla einer der grössten Verbraucher von Siliziumcarbid-Chips sei und weil es ein Signal für die Entwicklung des Elektroautomarktes insgesamt sei.
Elektronikchips auf Siliziumcarbid-Basis (SiC) sind energieeffizienter und temperaturbeständiger als klassische Siliziumchips. Sie leiten Strom schneller, was Voraussetzung etwa für Schnellladetechnik für E-Autos ist. Zudem ermöglichen sie den Bau kleinerer Batterien oder mehr Reichweite der Fahrzeuge bei gleicher Batteriegrösse. Auch mit Blick auf den Ausbau der Alternativen Energien werden Hochvolt-SiC-Bauelemente interessanter, da sie eine höhere Effizienz und mehr Leistung ermöglichen sollen.
Ins neue Jahr ging das Unternehmen mit einem Auftragsbestand für Anlagen in Höhe von 353,7 Millionen Euro. Der Auftragseingang wuchs 2023 um 9 Prozent auf 640,7 Millionen Euro. Dabei profitierte Aixtron noch deutlich vom Kapazitätsausbau durch Chipkonzerne sowie von der Einführung neuer Anlagetypen.
Darunter ist auch eine neue Anlage zur Herstellung von Leistungs- und Hochfrequenz-Elektronikchips auf Basis von Galliumnitrid (GaN). Diese haben klassische Siliziumteile in Schnelllade-Netzteilen etwa von Smartphones mittlerweile ersetzt. Weitere Anwendungen dürften folgen. "Wir sehen eine steigende Nachfrage für Anwendungen in weltweiten Rechenzentren oder bei Solaranlagen", hatte Grawert im Herbst gesagt.
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