Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck rechnet trotz schwächerer Bestellungen im neuen Jahr mit überraschend robusten Geschäften. Der Absatz dürfte gegenüber dem gut gelaufenen Vorjahr zwar abnehmen und der operative Gewinn auf Konzernebene auf Vorjahresniveau verharren. Angesichts der mauen Wirtschaftslage, hoher Zinsen und spürbar gesunkener Aufträge nahm sich das Management um Chef Martin Daum aber spürbar mehr vor, als Experten dem Dax-Konzern bislang zugetraut hatten. Die Aktie legte stark zu.
Das Papier gewann nach Handelsbeginn an der Dax-Spitze 11 Prozent auf über 41 Euro. Damit setzte es seine Rally der vergangenen Wochen fort. Vom Jahrestief bei gut 30 Euro Mitte Januar hat der Kurs bislang im Xetra-Handel schon mehr als ein Drittel zugelegt. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi bezeichnete den Ausblick als "sehr stark".
Daum erwartet im neuen Jahr mit einem Gesamtumsatz von 55 bis 57 Milliarden Euro in der Mitte der Spanne in etwa so viel Erlös wie 2023, das er als "Rekordjahr" für das noch nicht lange eigenständige Unternehmen bezeichnete. Der Absatz dürfte dabei von 526 053 Fahrzeugen auf 490 000 bis 510 000 Stück zurückgehen, wie das Unternehmen am Freitag in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mitteilte.
Vom Rückgang dürfte das profitablere Geschäft in Nordamerika weniger betroffen sein als die Region Europa. Der Auftragseingang im Konzern zeigt schon seit längerem nach unten. Im vergangenen Jahr sackte er um 18 Prozent auf 426 910 Fahrzeuge ab. Daimler Truck sprach von einem "normalisierten Bestellverhalten". Allerdings liegt er nun auch deutlich unter dem Absatz, das mit den hohen Bestellungen in der Pandemie entstandene Auftragspolster schmilzt ab. Der Orderbestand normalisiere sich in allen Regionen, hiess es vom Konzern.
Bei den Renditeaussichten ist Daimler Truck zuversichtlich, auch in "weiterhin schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen", wie es vom Konzern hiess. Im Industriegeschäft - also ohne Finanzdienstleistungen gerechnet - geht Daimler Truck von 9,0 bis 10,5 Prozent Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Sonderposten aus. Analysten hatten im Schnitt einen Wert unter neun Prozent auf dem Zettel. Auch hier hält Daum den mit 9,9 Prozent starken Wert aus dem Vorjahr für möglich.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern dürfte insgesamt auf dem Niveau des Vorjahres liegen, als es um 39 Prozent auf 5,49 Milliarden Euro stieg. Damit geht der Konzern davon aus, dass es in einer Bandbreite von minus bis plus fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr liegt. Der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) aus dem Tagesgeschäft sollte sogar leicht zulegen - was bei Daimler Truck ein Plus von 10 bis 25 Prozent bedeutet.
Die Schwaben verzeichneten beim Ergebnis ein unerwartet starkes Schlussquartal, obwohl sie in den letzten drei Monaten beim Verkauf ein Minus von 10 Prozent einsteckten und somit letztlich noch die Absatzprognose leicht verfehlten. Das margenstarke Geschäft in Nordamerika zeigte sich auch beim Absatz noch vergleichsweise stabil, und bei der vor allem in Europa und Südamerika vertretenen Lkw-Marke Mercedes-Benz verzeichnete die Marge einen regelrechten Höhenflug. Daimler Truck spart seit längerem bei Mercedes-Benz und profitiert hier von Preiserhöhungen und einem starken Ersatzteilgeschäft. Das schlägt sich seit geraumer Zeit in besseren Ergebnissen nieder.
Insgesamt erreichte die bereinigte operative Marge im Fahrzeuggeschäft auf Jahressicht 9,9 Prozent und lag damit 2,2 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Der Umsatz zog bei einem leicht gestiegenen Absatz um 10 Prozent auf 55,9 Milliarden Euro an. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit 3,78 Milliarden Euro 42 Prozent mehr Gewinn.
Die Anteilseigner sollen eine um 60 Cent auf 1,90 Euro erhöhte Dividende je Papier erhalten. Im laufenden Aktienrückkaufprogramm über bis zu 2 Milliarden Euro wurden bis Ende 2023 Aktien im Umfang von 557 Millionen Euro erworben
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