Was sieht das Paket zur so genannten Aktienrente aus? Details hierzu haben Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) im Rahmen des Rentenpakets II heute vorgestellt.
Die Regierung will bis zum Jahr 2039 ein Rentenniveau von 48% des Durchschnittslohns garantieren und das Beitragswachstum bremsen. Ein Baustein ist die so genannte Aktienrente, die ab Mitte der 2030er die gesetzliche Rente entlasten soll.
Was versteht man unter Aktienrente?
Rentenbeitragszahler sollen künftig entlastet werden. Den Plänen der Ampelkoalition zufolge soll bis 2035 ein Kapitalstock von 200 Mrd. Euro aufgebaut werden. Die Berliner Koalition aus SPD, FDP und Grünen will hierfür aus neuen Schulden eine Stiftung Generationenkapital einrichten. Der Plan: mittels der Anlage in Fonds oder auch Aktien sollen so ab 2036 jedes Jahr Erträge fließen, die zur Deckung der Rentenkosten mit herangezogen werden. Insgesamt, so die Pläne, werden die Arbeitnehmer mithilfe der Erträge aus den Anlagen um 10 Mrd. EUR pro Jahr entlastet.
Wann kommt die Aktienrente?
Bis 2035 soll der Kaptialstock aufgebaut werde. Ab 2036 soll aus den an den Kapitalmärkten angelegten Geldern ein Beitrag zur Rentenkasse geleistet werden. Derzeit liegt der Beitragssatz für die Rentenversicherung bei 18,6%. Laut dem aktuellen Gesetzesentwurf ist bis 2035 ein Anstieg auf 22,3% geplant.
Immerhin: auf diese Höhe soll er für die folgenden Jahre mithilfe der Aktienrente gedeckelt werden.
Wer wird die Aktienrente verwalten?
Den Plänen zufolge wird der Kenfo (Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung) die Verwaltung übernehmen. Der Kenfo ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, die durch Gesetz gegründet wurde, um die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle aus der gewerblichen Nutzung der Kernenergie zur Erzeugung von Elektrizität in Deutschland sicherzustellen.
Der Kenfo ist mit rund 24 Mrd. Euro verwalteten Geldern die größte öffentlich-rechtliche Stiftung Deutschlands. Er wurde mit einer einmaligen Zahlung gegründet und das Entsorgungsfondsgesetz sieht keine weiteren Zuflüsse in das Fondsvermögen vor.
Während es sich damit also um eine so genannte Verbrauchsstiftung handelt, soll das Generationenkapital anders gestrickt sein. Die Stiftung soll auf Dauer angelegt sein. Das heißt, der aufgebaute Kapitalstock soll dauerhaft bestehen bleiben. Daher sollen auch nur die Erträge aus der Kapitalanlage als Finanzierungsbeitrag für die Rentenversicherung verwendet werden.
„Der KENFO steht für den Aufbau der neuen Stiftung und die Anlage des Generationenkapitals in einem globalen, breit diversifizierten Portfolio bereit. Als Vermögensverwalter verfügt der KENFO über das hierzu erforderliche professionelle Know-how und die Erfahrung", hießt es hierzu aus Berllin, dem Sitz des Fonds.
Welches Land hat bereits eine Aktienrente?
Die Aktienrente ist eine Form der Altersvorsorge, die vor allem aus Schweden und Norwegen bekannt ist.
Der schwedisce staatlich verwaltete Fonds ist Teil der sogenannten Premium-Rente, die auch Rentenfonds einschließt. Die Premium-Rente ist wiederum ein wichtiger Bestandteil des schwedischen Pensionssystems.
Man muss wissen, dass sich das schwedische Rentensystem – ähnlich wie in Deutschland, Österreich und der Schweiz – auf drei Pfeiler stützt: die gesetzliche, staatliche Altersrente, die Betriebsrente, die vom Arbeitgeber gesponsert wird, sowie eine optionale private Vorsorge.
Arbeitnehmer in Schweden zahlen 16% ihres Bruttoeinkommens in die umlagefinanzierte Rente des ersten Pfeilers ein. Die erste Säule enthält jedoch ein zweites Element: Weitere 2,5 Prozent des Bruttoeinkommens müssen in Vorsorgefonds investiert werden. Neben dem Umlageverfahren kommt hier also ein Kapitaldeckungsverfahren zum Tragen. Diese 2,5% des Bruttoeinkommens werden in individuelle Fondslösungen investiert, um einen Kapitalstock aufzubauen, der Arbeitnehmern ab dem Renteneintritt zur Verfügung steht.
Der Clou an der sogenannten Schweden-Rente: Die schwedische Premiumrente. Arbeitnehmer können sich zwischen Produkten der vielen Anbieter a la Fidelity, Schroders oder BlackRock entscheiden. Die staatlich betriebenen AP7 Fonds sind also weitere Wettbewerber am Fondsmarkt. Allerdings gilt das so genannte Opt-out Prinzip: Wer sich nicht für einen Fidelity-, Templeton- oder Schroders-Fonds entscheidet, landet automatisch bei einem AP7-Fonds. Da sich viele Schweden nicht für privatwirtschaftliche Fonds entscheiden, dominiert AP7 den privaten Teil des ersten Vorsorge-Pfeilers.
In Norwegen ist die Aktienrente ebenfalls ein Teil des gesetzlichen Rentensystems.
Rentenreform: Wie geht es weiter?
Der Gesetzentwurf soll nun innerhalb der Regierung abgestimmt und anschließend dem Kabinett vorgelegt werden. Ziel ist demnach, dass die Rentenreform noch bis zum Sommer im Bundestag zu verabschieden.
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