Lukas Strobl: Fondsmanager haben ein paar harte Jahre hinter sich, da ihre aktiv verwalteten Produkte tendenziell schlechter abgeschnitten haben als die billigeren ETFs und das Geld weiter in andere Anlageklassen floss. Ich bin hier mit dem Morningstar-Fondsanalysten Mathieu Caquineau.
Mathieu, wie haben sich diese Muster auf die Vermögensverwaltungsgesellschaften selbst ausgewirkt?
Mathieu Caquineau: Nun, einige von ihnen haben die schwierige Entscheidung getroffen, umzustrukturieren und Stellen abzubauen. Um noch einmal auf Deine Anmerkungen zu den passiven Anlagen zurückzukommen: Wenn man sich den Marktanteil der passiven Anlagen im Laufe der Zeit ansieht, ist er von etwa 10 % vor 15 Jahren auf heute 27 % gestiegen. Und das ist eine gewaltige Veränderung. Das hat sich auf die Rentabilität der gesamten Branche ausgewirkt und die Vermögensverwalter müssen sich darauf einstellen. Und natürlich sind die Auswirkungen für rein aktive Manager noch gravierender. Wenn man eine weltweit diversifizierte Fondsgesellschaft mit einer Produktpalette ist, die sowohl passive als auch aktive Anlagen umfasst - wie z.B. BlackRock - wird man den Druck nicht in gleichem Maße zu spüren bekommen.
Strobl: Wer ist von den Entlassungen bisher konkret betroffen?
Caquineau: Nun, zunächst einmal werden die Vermögensverwalter versuchen, ihre Investmentteams zu schützen, denn das ist wirklich das Herzstück ihres Geschäfts. Außerdem könnte es als schlechte Presse gewertet werden, wenn sie Investmentfunktionen streichen, während sie versuchen, Talente anzuziehen und zu halten. Kostensenkungen zielen also in der Regel auf so genannte Support-Funktionen ab. Und genau das haben wir in den letzten 18 Monaten gesehen. Mehrere Vermögensverwalter haben Entlassungen angekündigt, wie z.B. die Asset Management-Tochtergesellschaften von Goldman Sachs, Morgan Stanley oder JPMorgan, die alle Entlassungen angekündigt haben, aber soweit wir wissen, ihre Portfoliomanager und Analysten behalten haben.
Ein weiteres Beispiel ist abrdn. Sie haben Kostensenkungen angekündigt, aber sie haben keine Investmentfunktionen angetastet. Aber manchmal ist auch das Investment-Personal betroffen. Nimm zum Beispiel Baillie Gifford. Berichten zufolge hat das Unternehmen Anfang des Jahres Dutzende von Leuten entlassen, einige davon in ihrem Fixed-Income-Team. Lazard kündigte ebenfalls an, rund 100 Stellen in seiner Vermögensverwaltungseinheit zu streichen. Die meisten davon betrafen den Vertrieb und das Marketing, aber wir haben auch gesehen, dass einige Fondsmanager etwa zur gleichen Zeit gegangen sind. Und vor kurzem kündigte Fidelity einen recht umfangreichen Plan zum Abbau von etwa 9 % des gesamten Personalbestands an, wobei derzeit noch unklar ist, ob die Investmentfunktionen davon betroffen sein werden, aber es könnte sein.
Strobl: Ja, ich meine, die Einschnitte bei Fidelity waren enorm. Und wenn wir hier bei Morningstar einen Fonds bewerten, dann ist eine der Säulen dieser Bewertung der People Pillar. Und wenn ich mir unsere am besten bewerteten Fonds ansehe, dann sehe ich sehr oft eine große Anzahl von Analysten bei diesen Fonds. Ich frage mich also, wie schlimm muss es erst werden, bevor ihr zum Beispiel das People Pillar Rating einiger dieser Strategien neu bewertet?
Caquineau: Nun, das ist eine gute Frage. Natürlich behalten wir die Situation genau im Auge. Für Anleger ist es das schlimmste Szenario, wenn ein Unternehmen beginnt, Investitionsressourcen abzubauen, was sich negativ auf die Fonds, die man besitzet, und auf die Teams, die das Geld verwalten, auswirken kann. Aber bisher haben die angekündigten Entlassungen keine großen Auswirkungen auf die Kernkompetenzen des Unternehmens gehabt. Daher haben wir unsere People- oder Parent-Einstufung für keine der Firmen, die Entlassungen angekündigt haben, zum jetzigen Zeitpunkt geändert. Aber wir behalten die Sache im Auge. Das könnte sich ändern. Und wir werden dafür sorgen, dass sich jede bedeutende Auswirkung in unserem Rating widerspiegelt, da wir auf mögliche negative Auswirkungen auf diese Firmen und Teams achten.
Strobl: Die Front Offices sind also bisher weitgehend verschont geblieben. Vielen Dank für diese Einblicke, Mathieu. Für Morningstar - ich bin Lukas Strobl.
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