Erhöhung der Fair Value-Schätzung für die E.On-Aktie

Die Aktie reagiert mit leichten Aufschlägen. 

Tancrede Fulop 15.05.2024
Facebook Twitter LinkedIn

eonDer Energiekonzern hat am 15.5.2024 die Quartalsergebnisse veröffentlicht. 

E.On (EON) wandelte sich 2016 durch die Ausgliederung von Uniper, seinem Rohstoff- und Stromerzeugungsgeschäft. Im Januar 2018 verkaufte E.On seinen Anteil an Uniper für 3,7 Mrd. EUR an Fortum. Nach dieser Transaktion konzentrierte sich E.On auf
Netze, Einzelhandel und erneuerbare Energien.

Das Geschäftsprofil von E.On hat sich nach Abschluss des Tauschs von Vermögenswerten mit RWE (RWE) im Jahr 2020 erneut deutlich verändert. E.On übernahm die 77%ige Beteiligung von RWE an Innogy. Im Gegenzug erhielt RWE den Großteil von E.Ons Geschäft für erneuerbaren Energien und behielt zudem Innogys Erneuerbare Energien Segment ebenso wie das Gasspeichergeschäft. RWE erhielt außerdem eine Beteiligung von 16,7% an E.On, für die es EUR 1,5 Milliarden in bar zahlte. Zuletzt kaufte E.On 23% der Minderheitsanteile von Innogy auf.

Wichtige Morningstar-Kennzahlen für E.On

  • Fair Value-Schätzung: 15,00 EUR / Aktueller Kurs: 13,12 EUR
  • Morningstar Rating: ★★★★
  • Morningstar Economic Moat Rating: None
  • Morningstar Uncertainty Rating: Medium

 

E.On ist nun vollständig in den Bereichen Netze (rund 75% des EBITDA der Gruppe), Retail (rund 20% des EBITDA der Gruppe) und Energieinfrastrukturlösungen (ca. 5%) tätig. Rund 70 % der Erträge der Netze stammen aus Deutschland. Der Rest stammt aus Schweden, Mitteleuropa und der Türkei.

Das starke Wachstum der erneuerbaren Energien in Europa bietet hohe Investitionsmöglichkeiten, so dass E.On die geplanten Investitionen in Netze in seinem Geschäftsplan 2024-28 vom März 2024 um 18% erhöht hat. Darüber hinaus treiben die seit 2022 gestiegenen Zinssätze die zulässigen Renditen in den meisten Ländern, in denen E.On tätig ist, in die Höhe.

Der Bereich Kundenlösungen ist angesichts hohem Wettbewerb, niedrigen Eintrittsbarrieren und fehlender Produktdifferenzierungin ein typisches No-Moat-Geschäft. E.On hat es jedoch geschafft, den Bereich seit der Übernahme von Innogy erfolgreich umzustrukturieren. Energieinfrastrukturlösungen umfassen Geschäftsbereiche wie Kühl- und und Wärmenetze sowie Energieinfrastrukturlösungen für Industriekunden. E.On investiert stark in diesen Bereich, da die Verträge eine lange Laufzeit haben und dank der Weitergabe der Rohstoffpreise unempfindlich gegenüber wirtschaftlichen Schwankungen sind.

E.On strebt an, die Dividende bis 2028 um bis zu 5% pro Jahr zu erhöhen. Diese Verpflichtung, die wir für erreichbar halten, ist die längste unter den europäischen Versorgern, die wir beobachten.

 

 

Erhöhung der Fair Value-Schätzung

Wir erhöhen unsere Fair Value-Schätzung für E.On von EUR 11,4 auf EUR 15, da wir unsere langfristigen Gewinnschätzungen um 24% erhöhen.

Dies ist zurückzuführen auf:

1) die Anhebung der zulässigen Renditen ab 2024 für neue Investitionen in die deutschen, schwedischen und polnischen Netze

2) unsere Erwartung einer Anhebung der zulässigen Renditen in den nächsten Regulierungsperioden ab 2025 für Rumänien und Ungarn und 2026 für die Tschechische Republik

3) den wesentlichen Anstieg der Investitionen in die Netze im Geschäftsplan 2024-28, was zu zusätzlichen Gewinnen führt.

Unsere neue Fair Value-Schätzung ergibt für 2024 einen Unternehmenswert/EBITDA von 8,7, ein KGV von 14,2, eine Dividendenrendite von 3,7 % und eine Free Cashflow-Rendite von minus 3,5 %.

Wir gehen davon aus, dass das EBITDA bis 2028 um durchschnittlich 3,3 % pro Jahr steigen wird. Denn das Wachstum des Bereichs Netze wird aufgrund höherer Erträge und Investitionen sowie das Wachstum bei den Energieinfrastrukturlösungen durch positive Timing-Effekte und Einmaleffekte in Höhe von 1,3 Mrd. EUR beeinflusst.

Daraus ergibt sich für 2023-28 ein EBITDA-CAGR von 6,4 %. Zudem erwarten wir einen Anstieg des bereinigten EPS jährlich um 1,6 %, weil das EBITDA-Wachstum durch steigende Abschreibungen und Finanzaufwendungen aufgrund von hohen
Investitionen und die Neuverschuldung ausgeglichen werden wird. 

Für 2024 rechnen wir mit einem Rückgang des Nettogewinns um 8% auf 2,8 Mrd. EUR aufgrund der positiven Einmaleffekte im Jahr 2023. Unsere Schätzung liegt innerhalb der Prognose von 2,8 Mrd. EUR bis 2,9 Mrd. EUR.
Für das Jahr 2027 schätzen wir den Nettogewinn auf 3,32 Mrd. EUR und liegen damit im Rahmen unserer Prognose von rund 3,3 Mrd. EUR. Unsere Investitionsausgaben belaufen sich zwischen 2024 und 2028 auf durchschnittlich 7,5 Mrd. EUR pro Jahr und entsprechen damit der Prognose der Gruppe. Wir berücksichtigen in unserer Bewertung die Pensions- und Stilllegungsrückstellungen zum Ende des Jahres 2023. In unserer Discounted-Cashflow-Bewertung verwenden wir einen Eigenkapitalkostensatz von 9% und einen Kapitalkostensatz von 5,9%.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

STICHWÖRTER
Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Tancrede Fulop  ist Aktienanalyst bei Morningstar