Die Inflation blieb im April mit 2,4% im Jahresvergleich stabil und entsprach damit den Erwartungen der Ökonomen. Dagegen sank die Kerninflation im Jahresvergleich auf 2,7%. Was ist nun von der Veröffentlichung der Mai-Daten zu erwarten?
Die Märkte blicken auf die Inflationsdaten für den Euroraum, die Eurostat am Freitag, den 31. Mai 2024, um 11 Uhr mitteleuropäischer Zeit veröffentlichen wird, um weitere Hinweise darauf zu erhalten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen im Juni senken wird.
Nach den Konsensschätzungen von FactSet dürften die Preise im Vergleich zum Vorjahr um 2,5% gestiegen sein, was einem leichten Anstieg im Vergleich zum März entspricht. Die Kerninflation wird voraussichtlich stabil bei 2,7% liegen.
„Getrieben wird der Anstieg vermutlich dadurch, dass sich im letzten Monat der Rückgang volatiler Posten umgekehrt hat. Hinzukommen Basiseffekte durch die Einführung des subventionierten Deutschland-Tickets letzten Mai“, so das Global Credit Team von Algebris Investments in einer Notiz vom Montag.
Laut Eurostat trug im April der Dienstleistungssektor am stärksten zur jährlichen Inflationsrate im Euroraum bei (+1,64 Prozentpunkte), gefolgt von Nahrungsmitteln, Alkohol und Tabak (+0,55 Prozentpunkte), Industriegütern außerhalb des Energiesektors (+0,23 Prozentpunkte) und Energie (-0,04 Prozentpunkte).
Ein leichter Anstieg der Inflation ist kein Grund zur Panik
„Nachdem die Inflationsrate seit Dezember gesunken ist, könnten einige Investoren bestürzt sein, dass die Zahl wieder ansteigt“, so Michael Field, European Market Strategist bei Morningstar, „aber es gilt drei Dinge zu beachten:
1. In Anbetracht der vielen Komponenten in der Inflationsgleichung ist es höchst ungewöhnlich, dass die Zahl geradlinig zurückgeht. Kurz gesagt, wir haben bisher Glück gehabt. Ein geringer Anstieg im Vergleich zum Vormonat ist kein Grund zur Panik. Obwohl es nach wie vor Sorgen über die Dienstleistungsinflation in Europa gibt, ist der Trend der Inflation eindeutig rückläufig.
2. Die Inflationsrate in Europa ist die niedrigste aller großen westlichen Volkswirtschaften, einen ganzen Prozentpunkt niedriger als in den USA und nur 0,4 Prozentpunkte über dem von der Europäischen Zentralbank angestrebten Wert. Da mehr als 90% der befragten Ökonomen davon ausgehen, dass die EZB die Zinsen im Juni senken wird, ist es sehr unwahrscheinlich, dass ein kleiner Anstieg der Inflationsrate wie der jetzige das verhindern wird.
3. Die Kerninflation, das Maß für die Inflation, auf das sich die Fachleute am meisten konzentrieren, wird laut Schätzungen im Mai bei 2,7% liegen. Bei der Kerninflation werden die volatilen Komponenten, wie Lebensmittel- und Energiepreise, herausgerechnet. Die Tatsache, dass die Kerninflation in nur zwölf Monaten um die Hälfte gesunken ist - und niedrig bleibt - ist ein weiterer Indikator dafür, dass wir uns in einer guten Lage befinden.“
Was wird die EZB nach der Juni-Sitzung tun?
Die Inflationsdaten der Eurozone sind von entscheidender Bedeutung, um herauszufinden, wie der Weg der geldpolitischen Lockerung nach Juni aussehen wird.
Ein wichtiger Inflationsfaktor sind die Löhne. Der von der EZB ausgehandelte Lohntracker zeigte im ersten Quartal einen Anstieg auf 4,7% im Jahresvergleich, im Vergleich zu 4,5% im vierten Quartal 2023. Die Daten übertrafen die Erwartungen der Analysten. „Die Überraschung war auf hohe Bonuszahlungen in Deutschland zurückzuführen, die einen immer wichtigeren Teil der deutschen Lohnabschlüsse ausmachen und daher nicht völlig außer Acht gelassen werden können“, heißt es in der Notiz von Algebris Investments.
In ihrem Blog erklärte die EZB, dass „das Lohnwachstum 2024 voraussichtlich hoch bleiben und ein holpriges Profil aufweisen wird“. Nach Ansicht von Algebris Investments „erschwert das die Aussichten auf schnelle Zinssenkungen durch die EZB“. In der Tat korrigieren die Ökonomen ihre Prognosen für Zinssenkungen.
„Die EZB wird angesichts des derzeit sehr hohen Zinsniveaus im Juni mit Zinssenkungen beginnen“, sagte Tomasz Wieladek, Chefvolkswirt für Europa bei T. Rowe Price, der auch erwartet, dass die EZB den Juli auslässt und dann noch zwei oder drei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr vornimmt.
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