Bessere Konjunkturaussichten und die wohl kommende Zinssenkung der Europäische Zentralbank (EZB) könnten Small Caps Auftrieb geben – und eine Umkehr der jüngsten Entwicklung von Nebenwerten in Europa einleiten.
Seit Jahresbeginn legten Small Cap um fast sieben Prozent zu (in Euro, Stand: 30.05.2024) und blieben damit rund drei Prozentpunkte hinter dem Morningstar Europe Large Mid Cap Index zurück. In den letzten drei Jahren verlor das Segment 2,30 Prozent, das entspricht einem Minus von neun Prozent im Vergleich zur Benchmark.
Laut einer von Intermonte durchgeführten Analyse der an den Börsen Europas notierten Aktien wird das Nebenwerte-Segment aktuell zu den niedrigsten Marktmultiplikatoren der letzten zehn Jahre gehandelt. Laut Wolf von Rotberg, Aktienstratege bei J. Safra Sarasin, gibt es jedoch ermutigende Anzeichen dafür, dass es bald zu einer Trendwende kommen könnte.
„Auf ihrer heutigen Sitzung könnte die EZB endlich damit beginnen, die Geldkosten zu senken, und das wäre ein sehr positives Ergebnis für Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung, die in der Regel deutlich höher verschuldet sind als Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung“, sagt von Rotberg. Darüber hinaus wurde der jüngste Aufschwung bei den globalen Makrodaten vor allem von den USA und China vorangetrieben, aber er beginnt auch auf die europäischen Daten durchzusickern, wie die positiven Überraschungen beim Dienstleistungs-PMI-Index der Eurozone im April und bei den Einzelhandelsumsätzen im März zeigen. Dies ist eine weitere gute Nachricht für Small Caps, die empfindlicher auf konjunkturelle Trends reagieren.
Nach Ansicht des Strategen von J. Safra Sarasin hat die jüngste Aktienmarktentwicklung den Bewertungsabschlag von Small Caps gegenüber Large Caps weiter erhöht, so dass dies ein guter Zeitpunkt sein könnte, um eine Position in diesem Marktsegment aufzubauen.
Unter den europäischen Small Caps, die von den Morningstar-Analysten beobachtet werden, haben wir die Aktien mit einem Economic Moat und dem höchsten Abschlag zum fairen Wert ausgewählt.
Millicom International Cellular
- Fair-Value- Schätzung: SEK 370,00
- Kurs/Fair Value: 0,7
- Morningstar Rating: ★★★★
- Economic Moat: Mittel
- Morningstar Uncertainty Rating: Hoch
"Millicom International Cellular arbeitet in neun lateinamerikanische Ländern. Wirtschaftliche und politische Schwierigkeiten in einigen Märkten und die Schwäche des kolumbianischen Peso haben die jüngsten Finanzergebnisse der Gruppe negativ beeinflusst. Wir gehen jedoch davon aus, dass die fortgesetzte Verbreitung von Smartphones und Breitband-Internet in mehreren Ländern wichtige Wachstumsmotoren sein werden, während die Bemühungen um Kostensenkungen es dem Unternehmen ermöglichen werden, in den kommenden Jahren solide Cashflows zu erzielen. Heute besitzen 55 Prozent der Millicom-Kunden ein 4G-Smartphone, vor fünf Jahren waren es nur 30 Prozent. Die Nachfrage nach Breitbandanschlüssen liegt bei etwa 30 Prozent, hat aber in letzter Zeit zugenommen", sagt Michael Hodel, Aktienanalyst bei Morningstar.
„Für die nächsten fünf Jahre gehen wir von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 3,5 Prozent aus, während die EBITDA-Marge im gleichen Zeitraum allmählich auf rund 39 Prozent steigen sollte“ (Bericht aktualisiert am 9. Mai 2024). Die Aktie hat seit Jahresbeginn um 42,05 Prozent zugelegt (in Euro, Stand: 31.05.2024), wird aber weiterhin mit einem Abschlag von 30 Prozent zum fairen Wert gehandelt.
Proximus SA
- Fair-Value- Schätzung: €10,50
- Kurs/Fair Value: 0,69
- Morningstar Rating: ★★★★★
- Economic Moat: Mittel
- Morningstar Uncertainty Rating: Mittel
"Proximus, ein etablierter Telekommunikationsbetreiber in Belgien, genießt den Wettbewerbsvorteil, dass er einen kleinen Markt wie den belgischen bedient (Economic Moat). Proximus teilt sich ein Duopol mit Telenet auf dem belgischen Breitbandmarkt mit einem Gesamtmarktanteil von rund 80 Prozent. Proximus ist auch auf dem Festnetzmarkt tätig und verfügt im Gegensatz zu Telenet und Voo (einem anderen Kabelnetzbetreiber, der 2022 von Orange übernommen wurde) über eine landesweite Präsenz", sagt Javier Correonero, Aktienanalyst bei Morningstar.
„Im Allgemeinen ist der Festnetzdienst in den Industrieländern wenig differenziert und weist daher niedrige Gewinnspannen auf. Infolgedessen zögern neue Marktteilnehmer, massive Vorabinvestitionen zu tätigen und die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, um in einen unrentablen Markt einzutreten. Das hält den Markteintritt potenzieller neuer Wettbewerber in Grenzen. Für die nächsten fünf Jahre gehen wir von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von etwa 2 Prozent und einer stabilen Betriebsmarge von 9 Prozent aus“ (Bericht aktualisiert am 26. April 2024). Die Aktie ist seit Jahresbeginn um ca. 7 Prozent gefallen (in Euro zum 31.05.2024) und wird nun mit einem Abschlag von 30 Prozent auf den fairen Wert bewertet.
Advanced Medical Solutions Group PLC
- Fair-Value- Schätzung: GBP 2,78
- Kurs/Fair Value: 0,78
- Morningstar Rating: ★★★★★
- Economic Moat: Mittel
- Morningstar Uncertainty Rating: Mittel
"Das in Großbritannien ansässige Unternehmen Advanced Medical Solutions entwirft, entwickelt und vermarktet fortschrittliche Wundversorgungsprodukte. Die Palette reicht von chirurgischen Produkten für die Gewebeadhäsion bis hin zu Produkten auf Kollagenbasis für die Gewebereparatur. Obwohl AMS kleiner ist als andere Unternehmen der Branche wie Smith & Nephew, Molnlycke und ConvaTec schätzen die Analysten die Entscheidung des Managements, den Schwerpunkt auf chirurgische Markenprodukte mit höheren Gewinnspannen zu verlagern", sagt Debbie S. Wang, Aktienanalystin bei Morningstar.
"Das geistige Eigentum, die Geschäftsgeheimnisse, die Materialien und das Fertigungs-Know-how von AMS verhindern, dass konkurrierende Unternehmen die Produkte des Unternehmens kopieren. Darüber hinaus ist der Bereich Wundversorgung nach wie vor ein komplexes Geschäft, und die wissenschaftliche Innovation hat viele Möglichkeiten für Entwicklung und Marktwachstum eröffnet. Aus diesen Gründen erwarten wir ein durchschnittliches Gewinnwachstum von 5 Prozent in den nächsten fünf Jahren“ (Bericht aktualisiert am 13. Mai 2024). Obwohl die AMS-Aktie seit Jahresbeginn um 7 Prozent zugelegt hat (in Euro zum 31.05.2024), wird sie mit einem Abschlag von mehr als 20 Prozent auf den fairen Wert gehandelt.
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