Wird die EM 2024 die deutsche Wirtschaft ankurbeln?

Die Kollegen von Morningstar DBRS verraten, ob sie den einheimischen und zugereisten Fans einen Volltreffer für den gesamtwirtschaftlichen deutschen Konsum zutrauen.

Morningstar DBRS 13.06.2024
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EM FußballDie UEFA-Fußball-Europameisterschaft 2024 wird morgen Abend beginnen. Dieser Kommentar wirft einen genaueren Blick darauf, wie sich dieses globale Sportereignis auf die wirtschaftliche Entwicklungen im Gastgeberland Deutschland auswirken wird, insbesondere auf den privaten Konsum.

Zwar werde das Turnier einen vorübergehenden Aufschwung für das immer noch kränkelnde Gastgewerbe bringen, vor allem in den zehn Austragungsstädten:

  • Berlin
  • Köln
  • Dortmund
  • Düsseldorf
  • Frankfurt
  • Gelsenkirchen
  • Hamburg
  • Leipzig
  • München
  • Stuttgart

Aber die Auswirkungen auf den gesamtwirtschaftlichen privaten Konsum werden wohl gering sein. Die turnierbezogenen Ausgaben der Fußball-Touristen machen nur einen kleinen Teil des gesamten Inlandsverbrauchs in einer großen Volkswirtschaft wie Deutschland aus.

Außerdem erwarten wir keine dauerhaften Auswirkungen auf die Tourismusströme, da das Turnier auf der bestehenden touristischen Infrastruktur aufbaut und nicht mit großen Investitionen in das Gastgewerbe einhergeht. 

Was wir bei der WM 2006 gesehen haben

Erfahrungen aus der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 deuten auf geringe Auswirkungen auf den privaten Konsum hin: Die WM 2006 in Deutschland ist ein hilfreicher Bezugspunkt für die Beurteilung der die Auswirkungen der Euro 2024 auf den privaten Konsum. Wie bei der Weltmeisterschaft 2006 wird die Euro 2024 einen Monat andauern. Beide Turniere sind in etwa gleich groß: Die Weltmeisterschaft 2006 umfasste 64 Spiele und insgesamt 3,4 Millionen Stadiontickets im Vergleich zu 51 Spielen und 2,7 Millionen Eintrittskarten für die Euro 2024.

Während die Weltmeisterschaft 2006 zu einem vorübergehenden Aufschwung der Gastgewerbe in den Austragungsstädten, vor allem an Spieltagen, führte, waren die Auswirkungen auf den privaten Konsumverhalten in Deutschland sehr gering. Schließlich sind die turnierbedingten Mehrausgaben im Vergleich zum Gesamtumfang des privaten Konsums in Deutschland vernachlässigbar.

Die Bundesbank schätzte die Gesamtausgaben ausländischer Touristen während der Fußballweltmeisterschaft auf 1,5 Mrd. EUR, was nur 0,1% des gesamten privaten Konsums im Jahr 2006 entspricht.

Auch die Daten der vierteljährlichen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung zeigen keinen starken Anstieg des privaten Konsums während des Turniers 2006, das von Mitte Juni bis Mitte Juli lief. Im zweiten und dritten Quartal 2006 wuchs der reale private Verbrauch um 0,7% bzw. 1,2% gegenüber den jeweiligen Vorjahresquartalen. Zum Vergleich: die durchschnittliche Wachstumsrate in den fünf vorangegangenen Quartalen lag bei 0,9%. Diese Berechnungen gehen davon aus, dass ein erheblicher Teil der Tickets an Einheimische verkauft wurde, die keine Hotelunterkunft benötigten.

Darüber hinaus werden große Sportereignisse in der Regel von Verdrängungseffekten begleitet, da einige Geschäftsreisende oder andere Touristen während eines solchen Ereignisses von einem Besuch im Gastgeberland absehen. Hintergrund sind Bedenken wegen Überlastung des Gastgewerbes durch das Event.

Aufschwung fürs Gastgewerbe nur temporär

Es wird erwartet, dass die Euro 2024 dem immer noch kränkelnden Gastgewerbe in Deutschland einen willkommenen, vorübergehenden Schub, geben wird. Die Wirtschaftsaktivität im Hotel- und Gaststättengewerbe hat sich noch nicht wieder auf das Niveau vor der Pandemie erholt. Der reale Umsatz im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe liegt im ersten Quartal 2024 rund 13% unter dem Niveau des ersten Quartals 2019.

Die Kaufkraft der deutschen Haushalte wurde durch den starken Anstieg der Verbraucherpreise geschwächt und wird sich voraussichtlich nur allmählich erholen, was auf einen Aufholprozess bei den Nominallöhnen zurückzuführen ist.

Das Gastgewerbe in den Gastgeberstädten wird von den Fußballtouristen profitieren, aber wir gehen davon aus, dass dieser Schub nur vorübergehend sein wird. Die Tourismusströme nach Deutschland werden sich nach der Euro 2024 wahrscheinlich nicht strukturell verändern. Im Gegensatz zur der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2021 in Katar baut die Euro 2024 auf der bestehenden touristischen Infrastruktur auf und wurde nicht von großen Investitionen in den Ausbau des Gastgewerbes begleitet.

Deutschland: Übernachtungen im Gastgewerbe, in Millionen

 

EM 2024 tourist accomodation

 

 

 

 

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