Rund 80% des anzulegenden Kapitals könnte der geplante Staatsfonds für die Rentenfinanzierung in globale Aktien anlegen. Die hohe Aktienquote ist möglich, weil der Anlagehorizont sehr langfristig ist: so sollen die ersten Auszahlungen aus dem Fonds erst in 10 bis 12 Jahren erfolgen. Die restlichen 20% des anzulegenden Kapitals dürften in Private Equity und Infrastruktur fließen beziehungsweise als Barmittel gehalten werden.
Das sagte Anja Mikus, Vorstandsvorsitzende der Stiftung des Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo), am Mittwoch vor Journalisten. Der Kenfo soll künftig die Verwaltung der Gelder des so genannten Generationenkapitals steuern.
Noch muss das Rentenpaket II, in dem dieses verankert werden soll, durch das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren. Sofern das Gesetz entsprechend verabschiedet wird, könnten dem Kenfo die ersten 12 Mrd. EUR bereits vor Jahresende zur Verfügung stehen.
Der Kenfo rechnet mit einem jährlichen Ertrag von durchschnittlich 6%, nach Abzug der Zinsen würde dann eine durchschnittliche Rendite von mindestens 3% stehen.
Was ist das Generationenkapital?
Am 5. März 2024 haben Arbeits- und Finanzministerium den Referentenentwurf für das Rentenniveaustabilisierungs- und Generationenkapitalgesetzes auf den Weg gebracht. In dem Rentenpaket II ist geplant, dass die bisher bis zum Jahr 2025 geltende Haltelinie von 48% für das Rentenniveau bis zum Jahr 2039 fortgeschrieben wird.
Dabei helfen sollen die Kapitalmärkte: Mit dem Generationenkapital wird ein vom Bund finanzierter Kapitalstock von 200 Mrd. EUR aufgebaut, der dann an den Märkten investiert wird. Pro Jahr - ab diesem - soll Deutschlands erster Staatsfonds mit rund 12 Mrd. EUR aufgebaut werden. Die Mittel des Generationenkapitals werden dauerhaft von einer neu zu gründenden unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stiftung verwaltet. Die Stiftung wird auf Dauer angelegt. Das heißt, der aufgebaute Kapitalstock wird nicht angetastet, lediglich die Erträge aus der Kapitalanlage sollen als Finanzierungsbeitrag für die Rentenversicherung verwendet werden.
Und die Verwaltung der Stiftungsgelder übernimmt eben der Kenfo, der vor sieben Jahren als erster deutscher Staatsfonds an den Start ging, um die Kosten aus der Zwischen- und Endlagerung des radioaktiven Mülls zu finanzieren. Auf diesen Erfahrungen könne man nun aufbauen und Synergien nutzen, so Mikus.
Der Kenfo verfolgt eine globale, diversifizierte Anlagestrategie. Das heißt, die Gelder fließen breit diversifiziert über über verschiedene Anlageklassen, Regionen, Sektoren, Manager und Anlagestile.
Bis 2035 soll der Kapitalstock aufgebaut werden, ab 2036 soll der Kenfo dann mit den erwirtschafteten Erträgen die Rentenkasse entlasten. Die Rentenversicherung hofft, dass dies ab dem Zeitpunkt dann rund 1% der benötigten Einnahmen decken wird.
Kenfo erzielt 2023 Rendite von 11,1%
Im vergangenen Jahr erzielte der Fonds eine Rendite von 11,1%. Damit wurde die Zielrendite eigenen Angaben zufolge um fast 7 Prozentpunkte übertroffen, wie der Staatsfonds am 3. Juli ebenfalls bekannt gab.
Hierzu konnten sämtliche Anlageklassen beitragen, in die der Kenfo investiert ist. Besonders gut entwickelten sich im Portfolio Aktien und aktienähnliche Anlagen mit 16,3% sowie Schwellenländeranleihen mit 10,8%, erläutert Mikus.
Ende 2023 lag die Aktienquote bei 46% und Anleihen wurden mit 37% gewichtet. Der Anteil nichtbörsennotierter Anlagen einschließlich Kapitalzusagen belief sich auf 19% des Fondsvermögens. Davon waren 9% investiert. An Barmitteln und geldmarktnahen Anlagen wurden 8% vorgehalten.
Das Stiftungsvermögen belief sich zum 31. Dezember 2023 zu Marktwerten auf 23,49 Mrd. EUR. Hinzuzurechnen sind die Auszahlungen in Höhe von 3,66 Mrd. EUR, die der Kenfo seit seiner Gründung vor sieben Jahren für die Zwischenlagerung und Endlagersuche der nuklearen Abfälle ausgezahlt hat. Davon wurden allein 637 Mio. EUR 2023 fällig.
Der Kenfo blicke "insgesamt vorsichtig optimistisch" auf das laufende Jahr 2024. Für die ersten sechs Monate des Jahres verzeichnet er bereits einen Wertzuwachs von fast 5%. Allerdings werde der Markt wegen fortdauernder Unwägbarkeiten hinsichtlich Zinsentwicklung, hoher Bewertungen von Technologieaktien, Energiepreisentwicklung und geopolitscher Spannungen volatil bleiben. „Eine breite Diversifikation und die gute Qualität unserer Anlagen gewährleisten auch in schwierigen Marktphasen, die Performancepotenziale des Fonds zu erhalten. Unsere ausgewogene Anlagestrategie hat sich erneut bezahlt gemacht", so Mikus.
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