Der Sportwagenbauer Porsche AG will dem angeschlagenen Batteriekonzern Varta sein Geschäft für Elektroautobatterien abkaufen. Derzeit befänden sich beide Konzerne in Verhandlungen über ein mögliches Mehrheitsinvestment in die Varta-Tochter V4Drive, teilte Varta in der Nacht in Ellwangen mit. Hierzu hätten die Firmen bereits eine unverbindliche Absichtserklärung geschlossen. Zunächst soll die Varta-Tochter ausgelagert werden, dann würde sich die Volkswagen-Konzerntochter Porsche über eine Kapitalerhöhung beteiligen. Die Varta-Aktie legte sprunghaft zu.
Finanzielle Details nannte Varta zwar nicht. Ob der Deal zustande kommt, hängt laut Varta auch noch von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem einer eingehenden Prüfung der Bücher durch Porsche. Dennoch fassten Anleger des einstigen Börsenstars wieder etwas mehr Zuversicht: Der Aktienkurs gewann am Freitag nach Handelsstart bis zu gut 32 Prozent auf 11,76 Euro. Zuletzt lag das Papier noch rund ein Viertel im Plus. Porsche-Vorzugsaktien gewannen 0,4 Prozent.
Für länger investierte Varta-Aktionäre ist das starke Kursplus nur ein schwacher Trost. Anfang 2021 waren die Scheine auf ihrem Rekordhoch über 181 Euro wert gewesen, bevor sie nach und nach an Wert verloren und im Herbst 2022 dann deutlich abstürzten. Im Mai dieses Jahres war die Firma an der Börse aus dem Kleinwerteindex SDax herausgeflogen. Varta konnte infolge eines Hackerangriffs nicht rechtzeitig den geprüften Jahresfinanzbericht aus dem Vorjahr vorlegen.
Varta ist schwer angeschlagen. Das einst brummende Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen unter anderem für damals boomende kabellose Kopfhörer musste wegen zurückhaltender Verbraucher und Konkurrenz aus Asien schwere Dämpfer einstecken. Das Geschäft mit Wallboxen zum Speichern von Strom unter anderem für das Aufladen von Elektroautos kam zudem nicht recht in Schwung.
Derzeit lässt der Konzern sein bestehendes Sanierungsgutachten aktualisieren (sogenanntes IDW-S6-Gutachten). Darin sollen die Möglichkeiten für einen grundlegenden Umbau und daraus folgende Finanzierungsmassnahmen untersucht werden.
Die Elektroautobatterie unter dem Namen V4Drive sollte Varta eigentlich neue Geschäftschancen in der Elektromobilität eröffnen. Lange war bereits spekuliert worden, dass Porsche ein erster Kunde für die Batteriezellen von Varta sein dürfte.
DZ-Bank-Analyst Holger Schmidt schrieb, die V4Drive-Technologie befinde sich noch in der Entwicklung und brauche unter anderem eine Investition im niedrigen dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, um nötige Grössenvorteile zu erreichen. Das könne Varta wegen der angespannten Finanzlage derzeit aber nicht leisten. Kommendes Jahr solle die V4Drive-Zelle dann in Serienproduktion gehen. Der Experte hält ein Zustandekommen des Deals für wahrscheinlich, obwohl die Gläubiger von Varta zustimmen müssen. Schliesslich spüle eine Transaktion Geld in die Kasse, was für die erforderliche Sanierung von Varta eingesetzt werden könne.
Der Sportwagenbauer Porsche will ohnehin eine eigene Batteriezellproduktion mit Partnern auf die Beine stellen. Laut früheren Angaben planen die Zuffenhausener in den kommenden Jahren den Aufbau einer Produktion im Umfang von 10 bis 20 Gigawattstunden Zellkapazität jährlich. Das würde rechnerisch für bis zu rund 200.000 Autos mit einer Batteriekapazität von 100 Kilowattstunden reichen. Porsche verkaufte 2023 rund 320.000 Autos, der Grossteil besteht aber noch aus Verbrennern.
Für 20 Gigawattstunden seien Investitionen von 2 bis 3 Milliarden Euro nötig, hiess es. Dafür will sich Porsche Partner suchen. Wo eine solche Zellproduktion entstehen würde, ist noch nicht klar. Porsche will zudem auch mit der Batteriefirma der Konzernmutter Volkswagen namens PowerCo zusammenarbeiten.
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