Für deutsche Aktien mit geringer und mittlerer Marktkapitalisierung lief es in den vergangenen Monaten nicht gut. Ihre Performance hinkte deutlich hinter der Wertentwicklung der großen Werte im DAX hinterher. So ist der DAX seit Jahresbeginn 10,05%, der MDAX liegt bei -4,66% und der SDAX bei +5,33%.
Dies lief nicht anders in anderen europäischen Ländern. Auch der Morningstar Eurozone Small Cap Index liegt seit Jahresbeginn 5,93% im Plus, der entsprechende Large-/Mid-Cap Index hingegen stieg um stattliche 11,56%.
Warum schnitten kleinere und mittlere Unternehmen schlechter ab?
Während die großen deutschen Konzerne global aufgestellt sind und die DAX40 etwa 80% ihres Umsatzes außerhalb Deutschlands erzielen, hängen die kleineren und mittleren Unternehmen sehr viel stärker am Tropf der heimischen Wirtschaft - und die lief nicht rund.
Zudem bremsten die hohen Kapitalkosten, denn kleinere Unternehmen haben tendenziell eine höhere Verschuldung als größere Konzerne. Und eben wegen dieser Abhängigkeit von variabel verzinsten Schulden dürften die kleineren und mittleren Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte auch überproportional von den Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank profitieren, bemerkt JPMorgan Asset Management im Investment-Ausblick für das 2. Halbjahr.
Darüber hinaus haben die Abflüsse aus Europa in den letzten zwei Jahren infolge des Krieges in der Ukraine und der Energiekrise insbesondere die weniger liquiden Vermögenswerte, d. h. die Small Caps, beeinträchtigt, schrieb Geoffroy Goenen, Head of Fundamental European Equity Management bei Candriam, im Juni. Zudem macht er die verlängerte Phase des Lagerabbaus von Ende 2022 bis Herbst 2023 als Grund für die relativ schlechte Performance aus. Hiervon waren insbesondere die Sektoren Gesundheitswesen, Industrie und Spezialchemikalien betroffen.
Wir haben die zehn besten der insgesamt 39 Fonds in diesem Segment in Morningstar Direct ausgewertet. Im folgenden sind die 10 Fonds und ETF, die Anlegern trotz dieses widrigen Umfeldes im vergangenen Halbjahr gute Erträge einbrachten. Und es zeigt sich: es zahlte sich ein aktives Management aus. Neun der zehn Strategien wurden aktiv gemanaget.
Quelle: Morningstar Direct
Und was spricht für eine steigende Performance?
Die Zeichen stehen günstig, dass sich Small- und Mid-Caps im zweiten Halbjahr deutlich stärker erholen könnten als die großen Unternehmen. Neben der Zinswende sprechen laut Goenen zwei weitere Faktoren für die Trendwende. So zeigt die Konjunktur erste Anzeichen einer Erholung, wenngleich immer wieder mit Rückschlägen, wie die jüngsten Zahlen zur Exportwirtschaft zeigten.
"Die Weichen für die deutsche Konjunktur sind tendenziell auf Erholung gestellt", schrieb das ifo-Institut in seiner Sommerprognose. "Die Stimmung unter den Unternehmen hat sich seit Jahresbeginn aufgehellt. Den ifo Konjunkturumfragen zufolge wird zwar die Lage von den meisten Unternehmen nach wie vor schlecht bewertet. Allerdings konnten in allen Wirtschaftsbereichen die Erwartungen im Hinblick auf die Entwicklung in den kommenden Monaten zulegen", so das ifo.
Der dritte Katalysator ist laut Candriam die Beschleunigung der Ertragsdynamik bei Small Caps in den letzten Quartalen. Viele Unternehmen hätten die Konsensprognose übertroffen, insbesondere in bestimmten Sektoren (zyklische Konsumgüter, Fertigung, Gesundheitsausrüstung, sogar Technologie).
Auch Johan Van Geeteruyen, CIO Fundamental Equity bei DPAM, rechnet in der zweiten Jahreshälfte mit einer gute Performance der europäischen Nebenwerte und verweist auf die Erholung des verarbeitenden Gewerbes. "Dieser Wendepunkt deutet historisch gesehen auf eine bevorstehende Outperformance von Small Caps hin, die zwar auf wirtschaftliche Verbesserungen reagieren, aber seit über zwei Jahren auf einem rezessiven Bewertungsniveau liegen. Die Anleger haben noch nicht reagiert und bevorzugen Large Caps, bis sich die wirtschaftliche Stabilität verbessert", so der CIO in einer Research Note vom 25. Juni.
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