Wie man Rendite jenseits von Staatsanleihen findet

Hochverzinsliche und Schwellenländer-Anleihen können Anlegern Chancen bieten - und eine Alternative zu Aktiendividenden sein. Behalten Sie aber die Risiken im Auge!

Sara Silano 26.08.2024
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In der letzten Dividendensaison fanden Kupon-Jäger reichlich Gelegenheiten. Aber Aktien zu halten ist nicht die einzige Möglichkeit, um Rendite zu erzielen. Bei festverzinslichen Wertpapieren lassen sich zahlreiche Schnäppchen finden, wenn man über Staatsanleihen hinausschaut. Das gilt insbesondere für höher rentierliche Segmente wie Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen. 

Erinnern Sie sich: Es gibt große Unterschiede zwischen Aktien und Anleihen. Aktien sind Wertpapiere, die einen Anteil am Kapital eines Unternehmens verbriefen. Anleihen dagegen sind Schuldverschreibungen für den Emittenten und Kreditpapiere für den Käufer. Sie werden von Regierungen und Unternehmen begeben, um sich selbst zu finanzieren, und gewähren dem Käufer die Rückzahlung des Kapitals bei Fälligkeit und zusätzlich Zinszahlungen. 

Aktien sind also Investments in den potenziellen Erfolg eines Unternehmens, Anleihen in den Kreditwert des Emittenten. 

„Das ist ein grundlegender Unterschied in der Art und Weise, wie Anleger Risiken eingehen“, erklärt Jeremy Cunningham, Investment Director of Fixed Income bei Capital Group, in einer Mitteilung vom 12. August. „Was positiv aus der Perspektive festverzinslicher Wertpapiere ist, muss nicht zwangsläufig positiv für Aktienbesitzer sein und umgekehrt." 

Was bewegt den Kurs einer Anleihe?

Faktoren, die den Aktienkurs steigen lassen, sind Gewinnwachstum, Aktienrückkäufe, Fusionen und Übernahmen sowie Investitionsausgaben (Capex). Umgekehrt können eine Verringerung der Dividendenausschüttung oder der Investitionsausgaben oder der Verkauf von Vermögenswerten zur Stärkung der Bilanz positive Faktoren für Anleger in Unternehmensanleihen sein.

Zudem reagieren Aktien und Anleihen in Zeiten von Marktturbulenzen nicht in gleicher Weise.

„Fällt der Markt konzentrieren sich Anleger eher auf das Überleben der Unternehmen als auf dessen künftiges Wachstumspotenzial. Bevor sich Aktienkurse erholen, steigen daher die Anleihen tendenziell schneller“, erklärt Cunningham.

Anleihetypen für Kupon-Jäger

Anleihen sind ein Instrument zur Diversifizierung von Portfolios. Staatsanleihen mit geringem Risiko werden in der Regel zu defensiven Zwecken eingesetzt. Andere Anleihearten können verwendet werden, um Einkommen zu erzielen. In diesem Fall müssen Anleger allerdings bereit sein, ein etwas höheres Risiko zu akzeptieren - und eine höhere Sensitivität auf die Entwicklung der Aktienmärkte.

Hochverzinsliche Anleihen sind etwa Unternehmensanleihen, die wegen des höheren Ausfallrisikos des Emittenten hohe Renditen bieten. Auch Schwellenländer-Anleihen bieten in der Regel höhere Renditen bei höherem Risiko.

Cunningham untersuchte 20-Jahres-Daten aus einer Kombination von globalen Aktien-, Hochzins- und Schwellenländer-Anleihe-Indizes und stellte fest: Es ist im Vergleich zu einer rein festverzinslichen Strategie möglich, ein hohes Renditeniveau bei geringerer Volatilität zu erzielen, als das bei einer reinen Aktienallokation der Fall wäre.

„Staats- und Unternehmensanleihen aus Schwellenländern sowie Hochzinsanleihen gehören zu den am besten geeigneten Instrumenten für Portfolios, die hohe Einkommen erzielen wollen“, erklärt Nicolò Bragazza, Associate Portfolio Manager bei Morningstar Wealth.

„Diese Anleihearten bieten in der Regel höhere Renditen als traditionelle Staats- und sogar höherwertige Unternehmensanleihen. Diese Zusatzrendite wird durch den Credit Spread gemessen.“ 

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Hochzinsanleihen zu investieren?

Laut Justin Jewell, Leiter des Bereichs European High Yield Leveraged Finance bei RBC BlueBay, „können Anleger im Hochzinssegment heute realistischerweise Renditen im Bereich von 8-9% erwarten. Vor nicht allzu langer Zeit waren die Renditen halb so hoch“, sagt er. Das birgt jedoch auch das Risiko steigender Ausfallraten, die in den Jahren 2021 und 2022 nahezu bei null lagen.

„Die Herausforderung, die die Renditen in den nächsten zwei bis drei Jahren leicht senken wird, besteht darin, dass die Ausfallraten voraussichtlich wieder auf 2,5-3,5% ansteigen “, so Jewell in einer Notiz Ende Juli.

„Nach den historischen Zinserhöhungen arbeiten Unternehmen jetzt in einer Welt höherer Kapitalkosten, und einige könnten in dieser Phase Schwierigkeiten haben."

Anleger müssen zudem berücksichtigen, dass Hochzinsanleihen äußerst empfindlich auf den Konjunkturzyklus reagieren, weil die Kredit-Spreads in Zeiten erhöhter Marktspannungen tendenziell steigen, was zu einer Wertminderung dieser Anleihen führt.

„Das bedeutet, dass diese Anleihen normalerweise keine Diversifizierung in Bezug auf Aktien bieten“, so Bragazza.

„Außerdem ist ihre Rendite im Gegensatz zu Aktien nach oben begrenzt, was ihr Risiko-Rendite-Profil weniger attraktiv macht, wenn die Kredit-Spreads besonders eng sind. Das gilt insbesondere für Portfolios, deren Hauptziel langfristiges Kapitalwachstum ist und nicht das Erzielen hoher Einkommen."

Was sind die Vorteile von Investments in Schwellenländer-Anleihen?

Schwellenländer-Anleihen sind eine Alternative für alle, die auf der Suche nach hohen Renditen sind - sei es in Hartwährung (Dollar) oder in Landeswährung. Letztere sind in der Regel mit höheren Risiken behaftet, wie etwa Währungsschwankungen, politische Unsicherheit und der Ausfall von Staatsschulden - und das alles im Vergleich zu potenziell höheren und besser diversifizierten Renditen.

„Investments in Staatsanleihen von Schwellenländern können nicht nur nützlich sein, um zusätzliche Einkommen zu erwirtschaften, sondern auch, um von der möglichen Aufwertung der Währungen zu profitieren, in denen sie ausgegeben werden“, sagt Bragazza.

„Das macht sie besonders attraktiv, weil die Währung nicht nur zusätzliche Erträge, sondern auch eine Diversifizierung bieten kann, auch wenn diese nicht so zuverlässig ist wie bei Währungen, die als hochwertig gelten, wie dem Dollar."

In den letzten zwei Jahrzehnten haben Schwellenländer-Anleihen ein bemerkenswertes Wachstum erlebt, sowohl was die Breite und Tiefe des Länderspektrums als auch die Anzahl der Emittenten betrifft.

„Es fanden mehr Emissionen, wodurch sich die Liquidität verbesserte, während die Renditekurven ein reiferes Stadium erreichten. Das gibt aktiven Anlegern die Möglichkeit, durch die Positionierung in verschiedenen Laufzeiten einen Wertzuwachs zu erzielen“, bemerkte Flavio Carpenzano, Investment Director of Fixed Income bei Capital Group, in einer Notiz vom 5. August.  Heute ist dieser Markt fast $4 Billionen wert. 

Die besten hochverzinslichen Anleihe-Fonds und -ETFs

Für diejenigen, die sich nicht nur für Staatsanleihen interessieren, stellen wir im Folgenden die besten Fonds für hochverzinsliche Anleihen vor, die nach dem Morningstar Medalist Rating ausgewählt wurden und über ein Morningstar Star Rating von mindestens drei Sternen verfügen. Sortiert sind die Fonds nach dem „durchschnittlichen Kupon“, einem Indikator, der durch die Gewichtung des Kupons jeder Anleihe nach ihrem relativen Gewicht im Portfolio berechnet wird. Er hilft zu verstehen, ob der Fonds mehr Hochkupon-Anleihen oder Niedrigkupon-Anleihen hält. 

Nachfolgend finden Sie Schwellenländer-Anleihefonds in lokalen Währungen, die auf der Grundlage eines positiven Morningstar Medalist Ratings und eines Star Ratings von mindestens drei Sternen ausgewählt wurden. Die Fonds sind nach dem durchschnittlichen Kupon sortiert.

 

Wir wenden uns nun den in Europa verfügbaren ETFs zu. Wir haben die besten nach dem Medalist-Rating in den Kategorien Euro-Hochzins- und Schwellenländer-Anleihen in lokaler Währung ausgewählt.


Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Sara Silano

Sara Silano  è caporedattore di Morningstar in Italia