Hohe Zinsen und explodierende Baukosten haben ihre Spuren am Immobilienmarkt hinterlassen. Deutsche Publikums-Immobilienfonds verzeichneten seit Juni 2023 mit nur wenigen Ausnahmen durchgehend Nettomittelabflüsse. Die Sonderabwertung des UniImmo: Wohnen ZBI im Juni dieses Jahres sendete erneute Schockwellen durch den Markt - und hatte zur Folge, dass die Abflüsse aus offenen Immobilienfonds im Juli sprunghaft zunahmen, wie unsere Auswertung der Daten aus Morningstar Direct zeigt. Immerhin: Im September wurde die Stärke der Talfahrt zumindest verlangsamt, wenngleich Anleger immer noch knapp €470 Mio. aus diesen Strategien abzogen.
Zum Hintergrund: Die Europäische Zentralbank begann im Juli 2022, die Leitzinsen anzuziehen (bevor sie im Sommer die Trendwende einleitete). Zwar flossen auch nach dieser Zäsur zunächst noch Neugelder in diese Strategien, doch das Interesse ließ spürbar nach, wie die obige Grafik zeigt. Das Bild änderte sich Mitte 2023 dann jedoch deutlich: im Juni letzten Jahres zogen Anleger knapp €330 Mio. aus offenen Immobilienfonds ab - ein Trend, der bis heute mehr oder weniger stark anhält (der Monat Januar stellt wegen Wiederanlage-Effekten jeweils eine Ausnahme dar).
Deutschlands größte offene Immobilienfonds
Hier ein Blick auf die Performance und Zuflüsse der nach Vermögen zehn größten Fonds, die in Deutschland zum Verkauf angeboten werden. Der Januar startete in einem Umfeld von Abflüssen wegen der Wiederanlage von Ausschüttungen und Kontengierung leicht positiv, blieb jedoch bisher der einzige positive Monat in Sachen Neugelder.
Die Performance der offenen Immobilienfonds war angesichts des Marktumfeldes entsprechend durchwachsen. Die Nase vorn hatte im September der Deka ImmobilienGlobal, der zaghafte 0,36% zulegte. Bei längerfristiger Betrachtung über Zeiträume von ein bis drei Jahren zeigt sich, dass der nach Volumen stärkste Fonds Deka ImmobilienEuropa die höchste Gesamtrendite erzielen konnte.
Hintergrund: Abwertung bei UniImmo: Wohnen ZBI
Die Union Investment musste nach einer Sonderbewertung am 24. Juni ihren UniImmo: Wohnen ZBI um fast 17% abwerten. "Beginnend mit der Corona-Pandemie, spätestens mit Beginn des Ukraine-Krieges, veränderten sich die Marktfaktoren für Wohnimmobilien drastisch und führten zu einer neuen, unvorhersehbaren Situation auf dem Wohnimmobilienmarkt", so die Fondsgesellschaft damals. Der offene Immobilienfonds wird von der ZBI Zentral Boden Immobilien Gruppe gemanagt und investiert vor allem in deutsche Wohnimmobilien.
Inflation, hohe Zinsen und zunehmende Regulatorik führten zu einem deutlichen Einbruch der Investorennachfrage für Wohnimmobilien in ganz Deutschland, so die Gesellschaft. "Trotz operativ erfolgreicher Maßnahmen (wie z. B. die Steigerung der Mieterträge und die Reduktion der Leerstandsquote) kann sich UniImmo: Wohnen ZBI dieser Marktentwicklung nicht entziehen", so die Gesellschaft.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.