Die europäische Landschaft des passiven Managements ist im Wandel. Im Zuge des großen Erfolgs von Trackern erweitern ETF-Anbieter ihr Angebot in Europa, was Anlageklassen und Strategien angeht.
Zur Veranschaulichung: Langfristige passive, in Europa domizilierte offene Fonds weisen im bisherigen Jahresverlauf eine organische Wachstumsrate (OGR) von 7,7% auf, während ihre aktiven Pendants im gleichen Zeitraum ein organisches Wachstum von 1,3% verzeichnen.
Dieser Trend ist bei den Aktienstrategien noch ausgeprägter: Passive Aktienfonds verzeichneten zwischen Januar und Oktober eine OGR von 8,1%, während aktive Aktienprodukte ein negatives organisches Wachstum von 1,7% aufwiesen.
Die Dominanz von iShares
In Europa gibt es keine Überraschungen, wenn es um ETF-Anbieter geht. Der Marktführer ist klar: iShares verwaltet 43% des gesamten ETF-Vermögens in Europa, ein Marktanteil, der nun schon seit einigen Jahren stabil ist. Der ETF-Emittent von BlackRock war in den ersten zehn Monaten des Jahres 2024 mit 65,8 Mrd. EUR (35% der Gesamtzuflüsse) auch bei den Mittelflüssen führend.
“iShares hatte so etwas wie einen First Mover-Vorteil, vor allem bei der Entwicklung von Renten-ETFs in Europa“, sagt Jose Garcia Zarate, Associate Director für passive Strategien bei Morningstar. ”Außerdem hatten sie immer einen strategischen Fokus auf die physische Replikation, was ihnen half, ihre dominante Position zu konsolidieren, als die Anleger vor vielen Jahren Bedenken wegen der synthetischen Struktur hatten."
Wettbewerb unter ETF-Anbietern eskaliert
Unter den großen ETF-Anbietern sind jedoch State Street (26% organisches Wachstum im bisherigen Jahresverlauf) und Vanguard (+18%) am stärksten gewachsen.
Ersterer hat von starken Zuflüssen in den S&P 500 ETF profitiert. Rund 40% der Mittelflüsse des Anbieters im bisherigen Jahresverlauf flossen in dieses Produkt. “State Street hat die Gebühr für diesen ETF im November 2023 von 0,09% auf 0,03% gesenkt, und das hat sich in einer Zeit, in der sich die Anleger stark auf den US-Aktienmarkt konzentriert haben, in Bezug auf die Mittelzuflüsse sehr ausgezahlt”, sagt Garcia Zarate. Im Jahr 2024 wurde auch ein starkes organisches Wachstum des S&P US Utilities Sector ETF verzeichnet, was hilfreich war.
Vanguard profitierte nicht nur von anhaltend starken Zuflüssen in den S&P 500 und den FTSE All-World, sondern auch von starken organischen Wachstumsraten bei mehreren Anleihen-ETFs.
Auch Xtrackers hat sich im Jahr 2024 bisher sehr gut geschlagen und konnte seinen Marktanteil von 10,2% im Oktober 2023 auf über 10,8% im Oktober 2024 steigern. Gleichzeitig konnte Amundi zwar immer noch den zweiten Platz in der Rangliste der europäischen ETF-Anbieter halten, musste aber im gleichen Zeitraum einen leichten Rückgang seines Marktanteils von 12,7% auf 12,4% hinnehmen.
“Während niemand die dominante Rolle von iShares in Frage stellt, herrscht unmittelbar darunter ein intensiver Wettbewerb”, ergänzt Garcia Zarate. “Die wichtigsten Anbieter streben ein Supermarktmodell an, d.h. sie haben ihr Angebot für Anleger in allen Anlageklassen erweitert und wollen für sie ein One-Stop-Shop sein. Dann gibt es noch andere Anbieter, die sich eher spezialisiert haben, wie z.B. Natixis (Ossiam), und die daher nicht ohne weiteres mit den vorgenannten Anbietern verglichen werden können”, schließt er.
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