Bundestagswahlen bergen nur begrenztes Risiko für deutsche Versorger

Mehr Klarheit in der Energiepoltik könnte E.ON unterstützen.

Tancrede Fulop 12.02.2025
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Collage of clean energy images, with wind turbines and solar panels, and sustainability icons.

In den aktuellen Umfragen zur Bundestagswahl am 23. Februar liegt die CDU vorn. Heißt: Das wahrscheinlichste Szenario zurzeit ist eine große Koalition mit der SPD – und das bedeutet, dass es vermutlich keine wesentlichen Änderungen an der deutschen Energiepolitik geben wird.

Die wichtigsten Erkenntnisse

  • Die deutsche Energiepolitik seit 2000 hatte gemischte Ergebnisse. Die Stromkosten stiegen sprunghaft an, während die Kohlenstoffintensität der Stromerzeugung aufgrund der Abschaltung der Kernkraftwerke deutlich über dem EU-Durchschnitt lag.
  • Die Politik führte auch zu einer unterdurchschnittlichen Performance von RWE und E.ON, insbesondere durch die Schließung der Kernkraftwerke.
  • E.ON ist erheblich unterbewertet, da die Anleger die Maßnahmen der Parteien für das Stromnetz falsch einschätzen.
  • Eine Erholung von RWE hängt eher von einem Stimmungsumschwung bei den erneuerbaren Energien und einem Rückgang der Zinsen ab. Die Einführung eines Kapazitätsmarktes wird sich jedoch positiv auswirken.
  • Die Unterbewertung von RWE und E.ON bietet eine Sicherheitsmarge gegen einen ungünstigen Wahlausgang.

Die CDU schlägt vor, eine Wiederinbetriebnahme der 2023 stillgelegten Kernkraftwerke zu prüfen, was wir für unwahrscheinlich halten. Zum einen ist ein erneutes Hochfahren der Meiler extrem teuer, zum anderen dauert es sehr lang. Um den Mangel an Grundlastkraftwerken zu beheben, erwarten wir vielmehr, dass die Regierung die Schließung einiger Kohlekraftwerke verschieben und den lang erwarteten Kapazitätsmarkt einführen wird, um Anreize für den Bau neuer Gas- und Dampfturbinen zu fördern.

RWE RWE

Analyst: Tancrede Fulop, CFA


E.ON EOAN

Analyst: Tancrede Fulop, CFA


CDU-geführte Regierung dürfte Ausbau Erneuerbarer verlangsamen

Obwohl die CDU an dem Ziel festhält, Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen, wird sich der rasante Ausbau der erneuerbaren Energien der letzten Jahre wahrscheinlich verlangsamen. Das liegt vor allem an der bevorstehenden Abstimmung im Bundestag über einen Gesetzentwurf, der die jüngsten Genehmigungen für zahlreiche Onshore-Windprojekte rückgängig machen würde. Die Investitionen in die Stromnetze dürften jedoch hoch bleiben, weil der Netzausbau für die Verringerung kostspieliger Engpässe entscheidend ist.

Die neue Regierung dürfte für mehr politische Klarheit sorgen, was E.ON - und in geringerem Umfang - RWE zugute käme, das weniger stark in Deutschland engagiert ist. Im schlimmsten Fall könnte die AfD stärker abschneiden als erwartet, was die Bildung einer Koalitionsregierung erschweren und die politische Unsicherheit erhöhen könnte.

Mit Blick auf die großen Versorger lässt sich feststellen, dass E.ON aktuell erheblich unterbewertet ist, weil Anleger die Maßnahmen der Parteien für das Stromnetz falsch einschätzen. Eine Erholung von RWE wiederum hängt eher ab von einem Stimmungsumschwung in Bezug auf erneuerbare Energien und einem Rückgang der Zinsen. Die Einführung eines Kapazitätsmarktes wird sich alles in allem positiv auswirken. Anlegern bietet die aktuelle Unterbewertung von RWE und E.ON eine Sicherheitsmarge gegen einen ungünstigen Wahlausgang.


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Über den Autor

Tancrede Fulop  ist Aktienanalyst bei Morningstar