Die Aktien europäischen Automobilhersteller eröffneten am Donnerstag schwächer, nachdem US-Präsident Donald Trump ab dem 2. April pauschale Zölle in Höhe von 25 % auf die Einfuhr von im Ausland hergestellten Autos angekündigt hatte.
Mercedes-Benz MBG fiel unter den deutschen OEMs am stärksten, wobei die Aktien im frühen Handel um mehr als 4% einbrachen, bevor sie sich erholten.
Gegen 16 Uhr lag der Titel 3,35% im Minus. Volkswagen VOW3 wurde 1,36% niedriger gehandelt, BMW BMW fiel um 2,35% und Porsche P911 um 2,65%. Stellantis STLAM gaben um 4,32% nach, während Frankreichs Renault RN0, die nur geringfügig auf dem US-Markt engagiert sind, gegen den Trend leicht höher gehandelt wurden.
An den US-Börsen fielen General Motors um 6.59%, Ford um 2.38% und Tesla lag 6 % im Plus.
Auch die Aktien der meisten US-amerikanischen und japanischen Automobilhersteller wurden nach der Nachricht vom Mittwoch im mittleren einstelligen Bereich niedriger gehandelt.
Laut Trump werden die Zölle “dauerhaft” sein, für Einfuhren aus allen Ländern gleichermaßen gelten und sowohl für die Einfuhr von Endprodukten als auch von Fahrzeugteilen gelten.
EU will wechselseitige Zölle einführen
Die EU wird wahrscheinlich Gegenzölle erheben und wird nun diese Ankündigung zusammen mit anderen Maßnahmen, die die USA in den nächsten Tagen in Betracht ziehen, bewerten, sagte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission. “Wie ich bereits gesagt habe, sind Zölle Steuern - schlecht für die Unternehmen, schlechter für die Verbraucher in den USA und in der Europäischen Union gleichermaßen”, lautete ihre Erklärung nach Trumps Ankündigung.
Analystin sieht negative Auswirkungen auf Marktwerte
“Wie in unserer Notiz vom 5. März beschrieben, rechnen wir mit negativen Auswirkungen auf unsere Fair Value-Schätzungen bei einem dauerhaften Zoll dieser Größenordnung in Höhe von 20-30%”, so Morningstar-Aktienanalystin Rella Suskin. “Vorerst lassen wir unsere Bewertungen jedoch unverändert, da wir die Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Einführung von Zöllen und die Auswirkungen wahrscheinlicher Gegenmaßnahmen der Europäischen Union einschätzen. Bei den aktuellen Kursen gibt es genügend Sicherheit für die Anleger, da die Aktien mit starken Abschlägen zu unseren Bewertungen gehandelt werden.”
Die meisten europäischen Automobilhersteller haben ihr Engagement in den USA erhöht, um das gedämpfte Wachstum in Europa und den deutlichen Rückgang der Verkäufe in China auszugleichen, so Suskin. “Da die Preise für Neuwagen in den USA wahrscheinlich erheblich steigen werden, ist mit einer gedämpften Nachfrage zu rechnen, was sich negativ auf die auf Wachstum ausgerichtete geografische Diversifizierungsstrategie der Autohersteller auswirkt.”
Europäische Exposition gegenüber US-Verkäufen variiert
Laut Suskin erzielen BMW und Mercedes etwa ein Viertel ihres Umsatzes in den USA. Während etwa 50 % der in den USA verkauften Fahrzeuge im Inland montiert werden, werden die meisten Motoren und Getriebe aus Europa importiert. Das macht sie nicht konform mit dem United States–Mexico–Canada Agreement.
“Stellantis erwirtschaftet knapp 50 % seines Umsatzes in den USA, wodurch das Unternehmen stärker von der wahrscheinlich zurückhaltenderen Marktnachfrage in der Zukunft betroffen ist. Wir schätzen, dass etwa 60 % der in den USA verkauften Fahrzeuge im Inland montiert werden, während der Rest größtenteils in Mexiko hergestellt wird. Die USMCA-Konformität von Stellantis bedeutet, dass nur die jenseits der Grenze hergestellten Teile der Fahrzeuge besteuert werden”, betont sie.
“Die USA tragen derzeit nur einen mittleren Prozentsatz zum Verkaufsvolumen der Marke Volkswagen bei. Die Absicht, in den USA deutlich zu expandieren, wird durch den bereits begonnenen Bau einer neuen Produktionsstätte für die auf die USA ausgerichtete Marke Scout unterstützt, die 2027 in Betrieb genommen werden soll. Im Gegensatz zu Mercedes und BMW bezieht Volkswagen den Großteil seiner Motoren und Getriebe aus Nordamerika. Audi, Porsche und Ferrari importieren 100 % ihrer Fahrzeuge in die USA. Renault hat keinen Absatz in den USA.”
Wendepunkt für die europäische Autoindustrie
Der Verband der europäischen Automobilhersteller (ACEA) erklärte, er sei zutiefst besorgt über die Ankündigung, da sie zu einem entscheidenden Zeitpunkt für die Umgestaltung der Branche und angesichts des scharfen internationalen Wettbewerbs erfolgt. “Die europäischen Automobilhersteller haben jahrzehntelang in den USA investiert, Arbeitsplätze geschaffen, das Wirtschaftswachstum in den lokalen Gemeinden gefördert und der US-Regierung enorme Steuereinnahmen beschert”, sagte ACEA-Generaldirektorin Sigrid de Vries. “Wir fordern Präsident Trump auf, die negativen Auswirkungen der Zölle nicht nur auf die globalen Automobilhersteller, sondern auch auf die einheimische Industrie in den USA zu berücksichtigen.”
Die Analysten von Stifel bezeichneten die Zölle als das Worst-Case-Szenario, mit dem alle gerechnet hatten. “Obwohl die Zölle erwartet wurden, erwarten wir dennoch eine deutlich negative Reaktion: Der Konsens wird sinken, die Prognosen werden gekürzt, die Effizienz wird gesenkt”, so Stifel in einer Research Note vom Donnerstag.
Jocelyn Jovene hat zu diesem Bericht beigetragen.
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