Deutsche Aktienfonds ziehen wieder Zuflüsse an

Nach monatelangen Abflüssen erleben deutsche Aktienfonds ein neues Anlegerinteresse.

Antje Schiffler 28.03.2025
Facebook Twitter LinkedIn

上下する市場のアートワーク

Im Februar verzeichneten offene und börsengehandelte deutsche Aktienfonds mit Sitz in Europa nach neun aufeinanderfolgenden Monaten mit Abflüssen erstmals wieder Nettomittelzuflüsse. Europäische Anleger lenkten 1,28 Mrd. EUR in die Anlageklasse, das ist der höchste Stand seit Dezember 2015. Die Anleger hatten deutsche Aktien jahrelang gemieden und anderen Aktienklassen den Vorzug gegeben - vor allem US-Aktien.

Überhaupt haben Anleger in den letzten Wochen eine Umschichtung von Vermögenswerten vorgenommen haben, weg von den US-Märkten hin zu europäischen Aktien. Ausschlaggebend dafür waren Faktoren wie die Bewertungsunterschiede zwischen Europa und den USA, ein drohender Handelskrieg, geldpolitische Veränderungen und die erwartete Lockerung der Finanzpolitik in der EU.

Im Februar waren europäische Large-Cap-Blend-Aktien die am zweitstärksten nachgefragte Anlageklasse unter den europäischen Anlegern und verzeichneten Nettozuflüsse in Höhe von 6 Mrd. EUR. Fernando Luque von Morningstar hat einen detaillierten Blick darauf geworfen, wie sich die Zuflüsse von US-amerikanischen auf europäische Aktien verlagert haben und welche Faktoren hinter diesem Trend stehen.

Aktien profitieren von der Aufhebung der Ausgaberegeln durch die EU und Deutschland

“Das Momentum hat eine große Rolle bei der Wiederaufnahme der Aktienzuflüsse in den deutschen Markt gespielt”, sagte Michael Field, Chefstratege für Aktien bei Morningstar. “Die Anleger haben zweifellos gesehen, dass die deutschen Aktienmärkte sowohl im laufenden Jahr als auch im Jahr 2024 zu den besten in Europa gehören. Dies in Kombination mit dem Potenzial für eine anhaltende Outperformance wird die Kapitalzuflüsse in den kommenden Monaten wahrscheinlich aufrechterhalten.”

Bis Ende März hat der Morningstar Germany Index im bisherigen Jahresverlauf um 13,5% zugelegt, während der Morningstar US Index auf Euro-Basis um 7,1% gefallen ist.

Die Zuflüsse in deutsche Aktienfonds hielten auch im März an, als die neue Regierung des Landes die Weichen für höhere Steuerausgaben stellte. Am 4. März kündigte der neue Bundeskanzler Friedrich Merz ein umfassendes Paket an und signalisierte damit ein Ende der strengen Haushaltsdisziplin des Landes. Die “Haushaltsbazooka” löste einen sprunghaften Anstieg des Euro, der deutschen Aktien und der Renditen von Bundesanleihen aus, als die Märkte auf diese Veränderung reagierten. Am 21. März nahm das Paket die letzte legislative Hürde in Berlin.

“Die Einigung wird ausreichen, um die Anleger über die Aussichten für eine Verbesserung vieler börsennotierter deutscher Aktien zu begeistern”, so Field.

Prognosen verbessern sich mit der Ausgestaltung der Investitionspakete

Die DZ Bank hat kürzlich ihre Jahresendprognose für den deutschen Leitindex DAX von 21.500 auf 26.000 Punkte und das Ziel für den EuroStoxx 50 von 5.2000 auf 6.000 Punkte angehoben, nachdem Investitionspakete auf EU-Ebene und der neuen Bundesregierung angekündigt wurden. “Mit neuen EU-Anleihen für Rüstungsprojekte und der Lockerung der Staatsschuldenregeln für Verteidigungsausgaben sollen allein hierzulande in den nächsten vier Jahren rund 800 Milliarden Euro investiert werden”, sagte Sören Hettler, Leiter Anlagestrategie DZ Research.

Darüber hinaus wird die neue Bundesregierung in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich nicht nur einen dreistelligen Milliardenbetrag für den Verteidigungshaushalt ausgeben, sondern weitere 500 Milliarden Euro für die Infrastruktur. “Neben der Rüstungsindustrie profitieren auch die Unternehmen der Baubranche. Auch Technologiefirmen und Banken dürften einen Schub erhalten”, so der Analyst. Hettler gab jedoch zu bedenken, dass globale Unsicherheiten - wie etwa Zollstreitigkeiten - immer noch zu gelegentlichen Marktrückgängen führen könnten.

In ähnlicher Weise hob die Deutsche Bank Research sowohl ihre Aktien- als auch ihre BIP-Prognose für Deutschland an. “Das kürzlich angekündigte Fiskalpaket ist ein historisches Ereignis und sollte das deutsche Wachstum in den kommenden zwei Jahren stark ankurbeln. Unsere Ökonomen erwarten, dass das gesamte Fiskalpaket das deutsche BIP in den nächsten zwei Jahren um mindestens 2 Prozentpunkte erhöhen wird, hauptsächlich durch Investitionen in die Infrastruktur, die im Vergleich zu den Verteidigungsausgaben einen höheren Wachstumsmultiplikator aufweisen”, heißt es in der Research Note vom 24. März.

Die Deutsche Bank geht davon aus, dass die Unternehmensgewinne in Europa im Jahr 2025 um 6 % steigen werden, wodurch sich der Abstand beim Gewinnwachstum gegenüber den USA von 12 % im Jahr 2024 auf nur 2 % im Jahr 2025 verringern würde.

“Aus der Perspektive des Aktienmarktes bleibt der MDAX unser bevorzugter Index, da er eine stärkere lokale Ausrichtung hat und stärker von einer relativen Erholung in Deutschland und in Europa im Allgemeinen profitiert”, so der Analyst. Der mittelgroße MDAX-Index hat sich seit den ersten fiskalpolitischen Ankündigungen am 4. März um 7,4 % besser entwickelt als der S&P 500. “Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird, allerdings in einem langsameren Tempo”, so die Deutsche Bank am 24. März.

Zuflüsse in europäische Aktien starten stark in den März

Nach Zahlen von Morningstar Direct flossen in der ersten Märzhälfte 4,9 Mrd. EUR in europäische Aktien und 1,6 Mrd. EUR in deutsche Aktien. Trotz der jüngsten Zuflüsse sind die europäischen Aktienallokationen weiterhin deutlich geringer als die US-amerikanischen. Am 14. März verwalteten europäische Aktienfonds ein Vermögen von 235,5 Mrd. EUR, verglichen mit 541,2 Mrd. EUR, die europäische Anleger in US-Aktien investierten. Auf deutsche Aktienfonds entfielen 27,2 Mrd. EUR.

Die Anleger bevorzugten eindeutig börsengehandelte Fonds für ihr Engagement in deutschen Aktien: Die fünf Fonds mit den höchsten Zuflüssen waren allesamt passiv verwaltete ETFs. Allein der Xtrackers DAX UCITS ETF zog im Februar 640 Mio. EUR an, gefolgt von zwei auf Small- und Mid-Caps ausgerichteten ETFs.

Biddappa A. R. hat zu diesem Artikel beigetragen.


Der Autor/Autorin oder die Autoren besitzen keine Aktien der in diesem Artikel erwähnten Wertpapiere. Informieren Sie sich über die Redaktions-Richtlinien von Morningstar.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor

Antje Schiffler  ist Redakteurin bei Morningstar in Frankfurt.