In einem Szenario mit geopolitischen Spannungen und Handelskriegen, die das globale Wachstum belasten könnten, könnten die Anleger Zuflucht suchen in Sektoren mit stabilen und vorhersehbaren Erträgen, wie etwa in Versorgungsunternehmen.
Europäische Versorger (Elektrizitäts-, Gas- und Wasserversorgungsunternehmen) zeichnet sich zum einen erneut durch ihre relative Outperformance aus, zum anderen durch ihre Fähigkeit, selbst in Zeiten hoher Marktunsicherheit stetige Erträge in Form von Dividenden zu bieten. Aber wie immer muss man selektiv vorgehen.
Aktienkurs fällt, Dividendenrendite steigt
Rückläufige Aktienkurse haben einen positiven Aspekt für Anleger, die ein passives Einkommen durch Dividenden anstreben und einen langfristigen Anlagehorizont haben. Es ist die Tatsache, dass bei fallenden Kursen die Dividendenrendite für den Aktionär steigt, sofern das Unternehmen die Dividende konstant hält oder im Laufe der Jahre sogar erhöht.
Wenn ein Unternehmen beispielsweise eine jährliche Dividende von 2 EUR pro Aktie zahlt und sein Aktienkurs von 50 EUR auf 40 EUR fällt, steigt die Dividendenrendite von 4% auf 5%. Daher ist es wichtig, nach Unternehmen zu suchen, die in der Vergangenheit eine hohe Dividende gezahlt haben.
Es besteht jedoch das Risiko, dass der Rückgang des Aktienkurses auf eine grundlegende Verschlechterung des Unternehmens zurückzuführen ist. Im aktuellen Kontext könnte ein Unternehmen beispielsweise einen starken Kursrückgang erlitten haben, weil es stark vom Zollkrieg zwischen den USA und dem Rest der Welt betroffen ist. Es bleibt daher abzuwarten, ob sich dieser Faktor auf die künftige Rentabilität des Unternehmens auswirken wird.
Versorgungsunternehmen leiden weniger unter dem Abschwung
An den europäischen Märkten haben nicht alle Sektoren seit Beginn des Konflikts am 2. Mai gleich stark gelitten. Unter den am wenigsten betroffenen Sektoren ragen die Versorger oder öffentlichen Dienstleistungen mit einem Rückgang von nur 1,2% in diesem Monat (bis zum 14. April) heraus, verglichen mit einem Verlust von 6,1% für den Morningstar Europe NR Index.
Die Outperformance der europäischen Versorger während des jüngsten Marktabschwungs ist auf ihren defensiven Charakter und ihr geringeres Engagement auf dem US-Markt zurückzuführen. Berechnet man den prozentualen Anteil der Einnahmen, den europäische Versorger in den USA erwirtschaften, ergibt sich ein Wert von 12,3%, der deutlich unter dem Durchschnitt der Unternehmen liegt, die den Morningstar Europe Index bilden (22,7%).
Eine über dem Marktdurchschnitt liegende Dividendenrendite
Der Vorteil von Versorgern liegt in der aktuellen Situation nicht nur darin, dass sie weniger von US-Zöllen betroffen sind, sondern auch in ihrer hohen Dividendenrendite. Der Morningstar Developed Markets Europe Utilities NR Index weist derzeit eine Dividendenrendite von 5,0% aus, verglichen mit einer Dividendenrendite von 3,3% für den Gesamtmarkt. Es handelt sich eindeutig um einen der Sektoren mit den höchsten Dividendenzahlungen in Europa, gleich hinter dem Energiesektor.
Unsere besten Dividendenoptionen
Anleger, die von der hohen Dividendenrendite europäischer Versorger profitieren wollen, müssen darauf achten, dass sie die Aktien nicht zu einem zu hohen Preis kaufen und zudem Unternehmen auswählen, die zu einem vernünftigen Kurs/Wert von unter 1 gehandelt werden (was bedeutet, dass die Aktie unterbewertet ist). Aber das ist nicht das einzige Kriterium, das zu berücksichtigen ist. Wünschenswert ist auch, dass das Unternehmen in den letzten zehn Jahren beispielsweise eine tadellose Dividendenausschüttung vorweisen kann, dass es die Dividende in diesem Zeitraum erhöht hat (in der beigefügten Tabelle haben wir das Wachstum über ein, drei und fünf Jahre berechnet) und dass die Dividendenrendite über 3% liegt. Warum über 3 %? Die Zehnjahreszinsen in der Eurozone liegen derzeit bei 2,6%, so dass ein Anleger, der Staatsanleihen über diese Laufzeit kauft, diese Rendite praktisch ohne Risiko erhält. Wir sollten also eine Dividendenrendite über dieser Schwelle verlangen.
Wendet man diese Filter an, stellt man fest, dass es nicht viele Unternehmen gibt, die all diese Kriterien erfüllen können. Nur zwei: E.ON (EOAN) aus Deutschland und Enel (ENL) aus Italien.
Wichtige Morningstar-Kennzahlen
E.ON EOAN
Analyst: Tancrede Fulop, CFA
- Branche: Versorgungsunternehmen - diversifiziert
- Morningstar Rating: ★★★★
- Economic Moat: Eng
- Abschlag zum Marktwert: 15%.
- Morningstar Uncertainty Rating: Mittel
Enel ENEL
Analyst: Tancrede Fulop, CFA
- Branche: Versorgungsunternehmen - diversifiziert
- Morningstar Rating: ★★★★
- Economic Moat: Keiner
- Abschlag zum Marktwert: 7%.
- Morningstar Uncertainty Rating: Mittel
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