Einige europäische Automobilwerte reagierten am Mittwoch positiv auf die Pläne von US-Präsident Donald Trump, den Druck auf die globale Automobilindustrie zu verringern, die im Handelskrieg in vorderster Front steht. Der potenzielle Aufschwung der Aktienkurse des Sektors wurde allerdings durch weitere enttäuschende Quartalsergebnisse gedämpft. Wichtige Automobilhersteller der Region wie Mercedes-Benz und Volkswagen enttäuschten wie schon am Vortag Porsche und Volvo.
Nach einer neuen, am Dienstag unterzeichneten Executive Order müssen ausländische Autohersteller nicht mehr sowohl die 25-prozentige Einfuhrtarife auf komplette Fahrzeuge als auch die 25-prozentige Zölle auf Stahl oder Aluminium, die bei der Produktion verwendet werden, entrichten - es gilt nur noch der höhere der beiden Sätze.
Automobilhersteller, die Autos in den USA montieren, haben Anspruch auf eine teilweise Ermäßigung der Einfuhrzölle - im ersten Jahr bis zu 3,75 % des Fahrzeugwerts, im darauffolgenden Jahr nur noch 2,5 % -, bevor sie bis 2027 vollständig abgeschafft werden.
Trump gewährte der Industrie außerdem eine zweijährige Gnadenfrist, um die Lieferketten anzupassen und mehr Produktion zurück in die USA zu bringen, und begründete dies mit der Notwendigkeit, die Abhängigkeit von ausländischen Teilen zu verringern. In einer Rede in Michigan anlässlich seines 100. Tages im Amt bezeichnete er die Änderungen als eine vorübergehende Gnadenfrist: “Wir wollten ihnen nur während dieser kleinen Übergangsphase helfen”.
Welche Aktien haben zugelegt und welche verloren?
Um die Mittagszeit MEZ legten die in Italien notierten Stellantis STLAM um 1,5% und Volvo Car VOLCAR B um einen ähnlichen Betrag zu. Die Aktien von Volkswagen VOW3 lagen knapp im Minus, während Porsche P911 und BMW BMW um rund 1% nachgaben. Die Aktie von Mercedes-Benz MBG war mit einem Verlust von fast 2% einer der größten Verlierer im STOXX Europe 600.
Michael Field, leitender europäischer Marktstratege bei Morningstar, sagt: “Wie einige der kürzlich zitierten Autoexperten finde ich das System der Zollrabattsystem übermäßig kompliziert und überhaupt nicht einfach zu verstehen.”
“Letztendlich hat die Lobbyarbeit gewirkt, und die Autohersteller werden eine gewisse Erleichterung von dem erst kürzlich eingeführten Fahrzeugzoll von 25 % erfahren.
Dies sei aber wahrscheinlich nur ein vorübergehender Aufschub, fügt er hinzu.
“Der Vorteil schwindet im dritten Jahr, so dass der Anreiz für die Autohersteller, Teile in den USA zu beschaffen oder zu bauen, zu diesem Zeitpunkt klar ist. Weniger klar ist jedoch, ob dies kosteneffizient oder überhaupt machbar ist. Das wahrscheinlichste Szenario ist, dass die Autohersteller die richtigen Worte finden und sagen, dass sie in die US-Produktion investieren, und in der Zwischenzeit hoffen und abwarten, dass sich die Meinung bzw. die Prioritäten der Regierung ändern, oder dass es bis dahin sogar einen Regierungswechsel gibt.”
Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements bei QC Partners, sagt: “Die geplanten Zoll-Ausnahmen für Autohersteller kommen auf dem Parkett gut an. Damit rudert Donald Trump ein weiteres Stück zurück. Dass es der Industrie gelingt, Donald Trump zumindest ein Stück weit zu bremsen, ist zumindest ein positives Zeichen.”
Trumps Zoll-Ausnahmen treten in Kraft
Die Ankündigung erfolgte nur wenige Tage, bevor neue Zölle auf importierte Autoteile in Kraft treten sollten, und inmitten wachsender Besorgnis in der Branche über steigende Kosten und schrumpfende Gewinnmargen.
Während einige Führungskräfte die Erleichterung begrüßten, wiesen andere auf die anhaltende Komplexität des Zollrahmens hin. Dennoch lobten Automobilhersteller wie GM, Ford und Stellantis den Schritt zu investitionsfreundlicheren Bedingungen.
Große europäische Autobauer legen Quartalszahlen vor
- Mercedes-Benz verzeichnete im ersten Quartal einen Rückgang des Nettogewinns um 43% auf 1,73 Mrd. EUR, hauptsächlich aufgrund der schwächeren Nachfrage in Europa und China, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die operative Marge in der Kernsparte Pkw sank auf 7,3 %, gegenüber 9 % vor einem Jahr. Das Unternehmen zog auch seine Gewinnprognose für 2025 zurück und begründete dies mit Zollrisiken und Marktunsicherheit.
- Der Umsatz von Stellantis ging im ersten Quartal um 14 % auf 35,8 Mrd. EUR zurück, da die weltweiten Auslieferungen um 9 % sanken, was hauptsächlich auf eine geringere Produktion in Nordamerika zurückzuführen ist, so der am Mittwoch veröffentlichte Unternehmensbericht. Das Unternehmen setzte seinen Ausblick für 2025 aufgrund der Zollunsicherheit aus. Das Wachstum in Südamerika und die Markteinführung neuer Modelle trugen dazu bei, einen Teil des Rückgangs auszugleichen.
- Das erste Quartal 2025 von Volkswagen schockierte die Anleger am Mittwoch mit einem herben Rückschlag: Der Gewinn vor Steuern sank um 40% auf 3,1 Mrd. EUR, verglichen mit 5,1 Mrd. EUR im Vorjahreszeitraum, bedingt durch die schwache Nachfrage in China.
- Volvo Cars verzeichnete im ersten Quartal einen Einbruch des Betriebsergebnisses um 59 % auf 1,9 Mrd. SEK, während der Umsatz um 11,7 % auf 82,9 Mrd. SEK zurückging. Die EBIT-Marge fiel von 5 % auf 2,3 %, was Volvo dazu veranlasste, seine Prognosen für 2025 und 2026 zurückzunehmen und einen Kostensenkungsplan in Höhe von 18 Mrd. SEK anzukündigen. Die Aktien fielen am Dienstag um bis zu 10 %.
- Der Gewinn von Porsche sank im ersten Quartal um 41% auf 760 Millionen Euro. Die Marge fiel aufgrund schwacher Verkäufe in China und der Auswirkungen der US-Zölle auf 8,6%, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Der Umsatz ging leicht auf 8,86 Milliarden Euro zurück. Porsche senkte außerdem seinen Ausblick für 2025 und verbuchte 1,3 Milliarden Euro an einmaligen Kosten im Zusammenhang mit Restrukturierungen und Änderungen der Batteriestrategie.
- Wie das Unternehmen am 24. April mitteilte, blieb der Umsatz von Renault im 1. Quartal 2025 mit 11,68 Mrd. EUR konstant, wobei der Fahrzeugabsatz um 2,9% auf 565.000 Einheiten stieg. Das Unternehmen bekräftigte seine Margen- und Cashflow-Ziele.
- BMW wird seinen Quartalsbericht am 7. Mai veröffentlichen.
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