Für den Anleger und Berater stellen sich damit zwei grundsätzliche Fragen: Sind die Chancen groß genug um das einzugehende Risiko zu rechtfertigen? Und: Ist dies ein guter Zeitpunkt zum Einstieg?
Die weithin bekannten Probleme Argentiniens – darunter der Zusammenbruch des Peso und die Bankenkrise – haben sich kaum auf andere Länder der Region ausgewirkt. Dies war nicht immer so: In der Vergangenheit breiteten sich wirtschaftliche Krisen beinahe epidemisch von
einem Land zum nächsten über den Subkontinent aus. “Es ist beeindruckend, wie Brasilien sich diesmal von den Problemen Argentiniens isolieren konnte,” so Shahreza Yusof, ein Schwellenländer-Fondsmanager bei Aberdeen.
Oft wird auch die Bedeutung Argentiniens innerhalb des lateinamerikanischen Wirtschaftsraums überschätzt: Ungeachtet der Ausnahmestellung der Kicker um Batistuta und der Tatsache, dass Argentinien das drittgrößte Land der Region ist, machen die Gauchos nur 2% des MSCI Latin America Index aus.
Die großen Zwei
Im Gegensatz dazu stellen Brasilien und Mexiko 36 bzw. 47 Prozent des MSCI Index. Es geht also im Wesentlichen um diese zwei Länder.
Im Falle Mexikos kommt hinzu, dass das Nachbarland der USA seit Inkrafttreten des Freihandelsabkommens NAFTA vor acht Jahren sich zunehmend in den nordamerikanischen Wirtschaftraum integriert. So ist entlang der Grenze ein riesiger ´Maquiladora-Gürtel` von Fabriken entstanden, die für den US-Markt produzieren.
Für den Anleger bedeutet dies, dass er in Mexiko die Sicherheit enger Beziehungen mit den USA mit dem Potenzial eines Schwellenmarktes kombinieren kann. Wenn die Optimisten richtig liegen ist dies in der Tat ein schwerwiegendes Argument für ein Engagement in dieser Region.
Auch der Zeitpunkt könnte durchaus günstig sein. Schwellenmärkte profitieren oft überproportional von zyklischen Aufschwüngen der Weltkonjunktur. Sollte die globale Wirtschaft wirklich die Wende geschafft haben (was jedoch noch keineswegs sicher ist), so sollte die Region großen Nutzen daraus ziehen können.
Potenzielle Probleme
Angesichts dieser Chancen darf der Anleger aber nicht den Blick für die Risiken verlieren. Herausragend ist dabei das Potenzial für politische Krisen.
Viele Analysten und Anleger befürchten, dass die Bevölkerungen sich gegen sogenannte `neoliberale` Regierungen auflehnen könnten und radikalen Populisten an die Macht verhelfen könnten, wie in Venezuela geschehen.
Ein Sieg der Arbeiterpartei bei den brasilianischen Wahlen im Oktober würde die Angst der Investoren vor einer Rückkehr zu ineffizienter Wirtschaftpolitik noch steigern. Es hat jedoch den Anschein, dass die linken Parolen eher Wahlkampfgebrüll denn wahrhaft revolutionäre Absichten sind.
Der richtige Fonds
Wer zu dem Ergebnis kommt, dass eine Anlage in der Region sich lohnen könnte, muss natürlich noch ein geeignetes Vehikel dafür finden.
Dominic Rossi, Manager des Threadneedle Latin America Growth-Fonds, des einzigen in Deutschland zugelassenen Fonds mit einem Morningstar Fünf-Sterne-Rating, verwendet einen sehr systematischen Investmentansatz. Seiner Meinung nach ist der wichtigste Faktor für unternehmerischen Erfolg in Lateinamerika die Beherrschung der hohen Kapitalkosten.
Er investiert daher in ein konzentriertes Portfolio und vermeidet kleinere Unternehmen – da diese sich nicht mit relativ günstigen Kapital auf den Anleihemärkten versorgen können – sowie viele der kleineren Märkte der Region. Im nächsten Schritt sucht er nach Firmen, die ihre Finanzierungskosten kontinuierlich und langfristig mehr als abdecken können. Mit dieser Strategie schlug er bislang die Konkurrenz um Längen.
Wer in Lateinamerika investieren möchte hat also durchaus attraktive Fonds zur Verfügung. Wem bei dem Gedanken dennoch eher unwohl ist, dem bleibt immerhin noch die Möglichkeit, die Ballkünste der Latinos in Japan und Korea zu bestaunen.
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