Einige sagen, dass zu diesen Papieren alles gehört, was kein gutes Rating aufweist - also keinen Investment Grade hat. Ich bevorzuge eine breitere Definition. Es gehören alle Titel dazu, die sehr hohe politische Risiken bergen. Sie können ein Investment Grade – Rating haben oder nicht. Und ich würde noch hinzufügen, dass Länder der Emerging Markets nicht einen Aktien- und einen Rentenmarkt haben, die gleichzeitig voll entwickelt sind.
Gibt es große Unterschiede zwischen Staats- und Unternehmensanleihen i
n den Schwellenländern?
Und ob. Die Staatsanleihen dieser Volkswirtschaften gehören weltweit zu den riskantesten Staatspapieren.
Unternehmensanleihen hingegen ähneln mehr Aktien. Sie haben Unternehmensrisiken. Wir glauben, dass die Anleger die Schwellenländer meistens missverstehen: Gehören sie zum Sektor der Staatspapiere oder in den der Unternehmensanleihen?
Die Regierungsseite sollte zu den üblichen Festverzinslichen gezählt werden, die Corporates, wie die Unternehmenspapiere auch genannt werden, ähneln mehr den Aktien.
Wir zielen hier auf die Papiere der Staaten. Das heißt nicht, dass wir von Zeit zu Zeit auch Unternehmensanleihen kaufen. Aber unsere Kunden wollen ausreichende Handelbarkeit, also Liquidität, und sie wollen das sicherste Segment. Wie Sie sich vorstellen können, sind Staatsanleihen viel sicherer als Aktien.
Wie wirken sich die Währungsschwankungen aus?
Generell investieren wir in harte Währungen, um die Liquidität zu gewährleisten. Um in einer lokalen Währung anzulegen, müsste diese mehr bringen. Ehrlich gesagt, kommt das nicht oft vor.
Sie investieren also zum Beispiel in Brasilianische Papiere nur, wenn sie in Euro oder Dollar ausgegeben sind?
Theoretisch könnten wir auch direkt in die Währung gehen. Aber normalerweise sehen wir davon ab. Wir glauben, dass die Risiken der lokalen Währung größer sind als das, was wir in Dollar erwirtschaften würden.
Währungsveränderungen resultieren viel weniger auf fundamentalen Daten. In den Emerging Markets neigen sie dazu, von Stimmungen beeinflusst zu werden. Aber die Anleihenmärkte repräsentieren die Realität.
Welche Märkte finden Sie gerade interessant?
Generell mögen wir alle. Wenn Sie sich die größeren anschauen, ist Russland auf dem aktuellen Niveau sehr billig. Besonders, wenn die Ölpreise dort bleiben, wo sie jetzt sind. Den meisten Ländern in Asien geht es fundamental gut, aber sie sind extrem teuer. Sie drängen sich deshalb nicht für ein Investment auf, weil sie nicht genug Potenzial aufweisen.
Was sagen Sie zu Problemländern wie die Türkei und Argentinien?
Die Türkei hat das selbe Problem wie Brasilien: viele verschiedene Parteien und viel Koalitionen. Damit wird es ziemlich schwierig, die notwendigen Reformen voranzubringen. Fundamental sieht die Türkei nicht gut aus. Wir hatten dort lange wirklich absolut nichts investiert.
In Argentinien ist es wirklich kompliziert. Im vergangenen Jahr erreichten wir auf Dollar-Basis 13 Prozent Plus mit dem Fonds, aber in Argentinien haben wir Geld verloren. Wir waren wirklich überrascht, weil die Politiker dort den falschen Weg eingeschlagen haben. Sie entschieden sich für einen Schritt zurück.
Wie schätzen sie die Märkte im Ganzen ein?
Wir glauben, dass die Staatsanleihen sehr billig sind. Wir glauben, dass die Märkte heute furchtbar panisch reagieren, aber die Staatsanleihen sind im Allgemeinen in Ordnung. Auch wenn wir natürlich die Volatilität sehen. Es wird weiter Schwankungen geben, die wir jedoch zum Einstieg nutzen. Bis zum Jahresende werde ich wegen des amerikanischen Aktienmarkts noch eine Menge grauer Haare bekommen; aber ich glaube, dass sich unsere Asset Klasse weiter nur verbessern wird.
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