`Dachfonds sind meist recht teuer´

Selten werden Dachfonds von Investmentgesellschaften selbst kritisch gesehen. Wir fragten Winfried Stürzbecher von Ampega nach dem Aktien-Dachfonds Dynamic 1 und nach generellen Vor- und Nachteilen dieser Produkte.

Adriaan Bonauer, 16.05.2003
Facebook Twitter LinkedIn
Herr Stürzbecher, der Dynamic 1 zählt zu den offensiveren Misch-Dachfonds, die einen großen Aktienanteil halten dürfen. Bei Ihnen liegt der zur Zeit bei über 92 Prozent. Ist das nicht etwas hoch für ein gemischtes Portfolio?

Der Fonds darf laut Verkaufsprospekt bis zu 40 Prozent des Vermögens im Baranteil halten. Die vorgegebene Messlatte schreibt jedoch einen Investitionsgrad von 95 Prozent vor. Der Fondsadvisor, die UBS, arbeitet sehr benchmarkorientiert. Im Endeffekt liegt deshalb der Baranteil unter fünf Prozent, er dient nur der Abwicklung der laufenden Anteilkäufe und –verkäufe.
In der Realität handelt es sich eher um ein international anlegendes Aktien- als um ein klassisches, gemischtes Portfolio.

ipt language="JavaScript" type="text/javascript">WebAdsWriteTag('300', '250','middle', 'key1', 'key2');

Welche Größen beeinflussen die Gewichtung von Aktien, Anleihen und Baranteil?

Es werden keine Anleihenfonds gekauft, nur Aktien und Cash. Die neutrale Gewichtung liegt durch die Benchmark bei fünf Prozent Baranteil. Der Dynamic 1 ist ein aktienorientierter Dachfonds, der immer knapp vollständig investiert ist. Es gibt keine aktive Steuerung der Cashquote. Der Fondsadvisor UBS überlässt die Steuerung dieses Anteils den Zielfonds-Managern.

Wieso sollten Anleger in dieser Kategorie einen Dachfonds vorziehen, wo doch meist höhere Gebühren anfallen?

Ein Dachfonds wie der Dynamic 1 mit einem fast 100-prozentigen Aktienanteil versucht, ein Portfolio von Aktienfonds zusammenzustellen und besser als die Benchmark abzuschneiden. Seit Auflage ist dies – allerdings minimal – gelungen.
Der Anleger fragt sich natürlich, was er davon hat. Doch dahinter steckt das Rätsel, ob er es selbst besser gemacht hätte: Hätte er mit einem Portfolio aus Aktienfonds ein besseres Ergebnis erreicht? Zu beachten sind hierbei die Ausgabeaufschläge, die man als Privatanleger zu tragen hat. Sie können die Wertentwicklung enorm beeinflussen.
Dachfonds sind meist recht teuer. Sie sind nur gerechtfertigt, wenn es für den Investor einen Mehrwert gibt. Der Dynamic 1 verlangt fünf Prozent Ausgabeaufschlag, wobei im Hauptvertriebsweg, über den HDI, nur die Hälfte berechnet wird. Und die jährliche Verwaltungsprovision liegt bei 1,5 Prozent.

Im März lag der Anteil des Fidelity European Growth noch bei 13 Prozent des Fondsvermögens. Im April jedoch zählt er nicht einmal mehr zu den zehn größten Positionen. Warum?

Der Anteil wurde komplett verkauft. Der European Growth setzt verstärkt auf mittelgroße und kleine Unternehmen. Der Fondsadvisor UBS wollte in große Titel umschichten, deshalb wurde im Gegenzug der Fidelity Euro Blue Chips gekauft. Da außerdem beim European Growth ein Fondsmanagerwechsel stattgefunden hat, möchte man erst die weitere Entwicklung beobachten.

Welche Voraussetzungen muss ein Zielfonds erfüllen, damit Sie ihn kaufen?

Es gibt von Seiten der UBS einen komplexen Auswahlprozess, bei dem umfangreiche Anforderungen erfüllt sein müssen. Diese setzen sich zu 75 Prozent aus qualitativen und zu 25 Prozent aus quantitativen Kriterien zusammen. Jede Fondsgesellschaft muss sozusagen Hürden überwinden und jeder Fonds noch einmal.

Die Wertentwicklung kann seit Auflage des Fonds 2001 nicht überzeugen. Lag es an der Auswahl der einzelnen Fonds oder haben Sie zu früh auf Erholung gesetzt?

Im Vergleich zur Benchmark sind wir nach Kosten einen Tick besser. Der Fonds ist stets voll investiert. Und wenn ein Aktien-Dachfonds nicht besser als die Messlatte abschneidet, hat er keine Berechtigung mehr.

Das Fondsvolumen liegt bei lediglich sieben Millionen Euro. Nach weitverbreiteter Ansicht ist das zu wenig, um ein Portfolio wirtschaftlich zu steuern. Sehen Sie das anders, oder wird der Fonds bald geschlossen?

Das liegt nur an einem niedrigen Startvolumen, an der marktbedingten niedrigen Performance und an den Vertriebsbedingungen, wonach die Anteile hauptsächlich über fondsgebundene Lebensversicherungen abgesetzt werden.
Wirtschaftlich ist das Portfolio auf jeden Fall erfolgreich. Bei uns liegt die Grenze bei etwa fünf Millionen Euro, wir sind eine schlanke Organisation. Und die Mittelzuflüsse sind durch die fondsgebundenen Versicherungen stetig. Der Fonds wird auf keinen Fall geschlossen.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung der Börsen ein? Welche Schwerpunkte werden Sie im Portfolio setzen?

Prinzipiell sind Aktien relativ attraktiv bewertet, es besteht durchaus Aufwärtspotenzial. Regional wird Europa über- und Amerika untergewichtet. Japan spielt derzeit keine große Rolle. Positiv sind die Erwartungen für Energie, Industrie und auch Technologie. Konsum und Versorger jedoch sind derzeit untergewichtet.
Unabhängig davon gilt in jedem Fall: Sie müssen sich ein Depot zusammenstellen, das ausreichend diversifiziert ist. Das richtige Depot kann beim ersten Anleger sehr breit aufgestellt sein, der zweite Anleger will sich stark fokussieren – es muss nur individuell passen.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Über den Autor