Wandelanleihen liegen sowohl bei Chancen als auch bei Risiken zwischen Aktien und Renten. Man spricht hier von der sogenannten Asymmetrie: Bei Aufwärtsbewegungen von Aktien liegt die Partizipationsquote im Allgemeinen bei rund zwei Dritteln. Abwärtstendenzen hingegen werden nur zu rund einem Drittel mitgenommen. Das können Sie sich wie einen Puffer vorstellen.
Wenn Sie die Wertentwicklung mit dem Aktienindex MSCI World vergleichen: Der hat nach einem Jahr rund 34 Prozent verloren, der Fonds lediglich acht Prozent. Betrachtet man einen länge
ren Zeitraum, beispielsweise fünf Jahre, konnte der Investor trotz der nunmehr dreijährigen Aktienbaisse etwa sieben Prozent jährlich erzielen.
...viele andere Fonds aus dieser Kategorie haben sehr gut bei Verlusten von Aktien abgeschnitten. Sie verhalten sich oft wie reine Rentenfonds, weil sie schlichtweg nur Unternehmensanleihen ohne Aktiensensitivität enthalten und gerade hier liegt der besondere Charme dieser Anlage. Doch gerade zuletzt konnten Aktien wieder zulegen – wie auch der DWS Convertibles. Sie müssen die Entwicklung solcher Fonds in verschiedenen Phasen vergleichen, wie beispielsweise im genannten Fünf-Jahreszeitraum.
Liegt es nicht vielleicht auch daran, dass Sie zu früh auf die Anleihen von Technologiewerten gesetzt haben? Die Titel dieser Branche machen derzeit mit knapp 20 Prozent den größten Sektor aus.
Es gibt hier zwei Ebenen: zum einen die Sektoren und Regionen und zum anderen, wie reagibel die einzelnen Titel sich verhalten.
Informationstechnologie mag derzeit hoch gewichtet sein. Aber zahlreiche dieser Werte haben eher konservativen Anleihen-Charakter mit nur geringer Aktiensensitivität. Außerdem ist es der IT-Bereich, der seit Monaten den Gesamtmarkt deutlich outperformt.
Unter welchen Voraussetzungen lohnt sich ein Investment in Wandelanleihen – in Auf- oder in Abwärtsbewegungen?
So lange die Unsicherheit nicht aus dem Markt ist, können sich die Investoren mit Wandelanleihen auf der sicheren Seite fühlen. Man wahrt sich auf der Basis grundsätzlich wertstabiler Unternehmensanleihen die Chance, an steigenden Aktienkursen teilzuhaben. Wenn es eine eindeutige Aufwärtstendenz bei Aktien gibt, laufen die Dividendentitel natürlich besser. Doch je mehr sich ein Anleger im Unklaren über die weitere Entwicklung ist und um so weniger er die Risiken voll tragen will, desto eher eignen sich die Convertibles.
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Sie eine Wandelanleihe in Ihr Portfolio kaufen?
Vor allem drei Elemente sind entscheidend: Das Underlying, das heißt, die Aktie, in die gewechselt werden kann. Dann muss die Qualität des Emittenten gegeben sein, damit solche Verlustbringer wie Enron oder Ahold vermieden werden. Und schließlich zählen bei jedem einzelnen Titel die speziellen Wandlungsrechte.
Die können doch von Papier zu Papier sehr unterschiedlich ausfallen?
Das stimmt, die Unterschiede sind sehr groß. Man muss auf jeden Fall immer den Verkaufsprospekt zu Rate ziehen, um zu überprüfen, was zum Beispiel bei Übernahmen passiert. Natürlich spielt auch die Bewertung des Titels und seine Aktiensensitivität eine Rolle, also wie weit die Entwicklung vom Aktienkurs abhängt.
Wie gewährleisten Sie eine ausreichende Diversifikation über Regionen und Branchen?
Wir versuchen, eine ähnlich breite Streuung wie bei unseren weltweit anlegenden Aktienfonds zu erreichen. Bei den Währungen zum Beispiel sind momentan Euro mit 42 Prozent, Dollar mit 27 und Yen mit 13 Prozent gewichtet.
Wird das Währungsrisiko abgesichert?
Das handhaben wir flexibel. Derzeit ist ein Großteil im Dollar abgesichert. Neben Euro und Dollar sind auch Papiere in Britischen Pfund und Schweizer Franken im Portfolio enthalten. Unser Delta, das ist eine maßgebliche Kennzahl bei der Analyse von Wandelanleihen, liegt derzeit bei knapp 0,5 – also deutlich höher als bei den meisten Mitbewerbern. Die Aktienquote zur Portfolioabrundung liegt auch recht nah an unserer selbst auferlegten Höchstgrenze von zehn Prozent, bei Aufwärtsbewegungen werden wir also dabei sein.
Welche Vorteile haben Wandelanleihen im Allgemeinen gegenüber anderen Asset-Klassen?
Anleihen bieten eine generelle Absicherung, dafür sind die Chancen nach oben limitiert. Aktien bringen höhere Risiken mit sich. Wandelanleihen bieten sozusagen das Beste aus beiden Welten. Obendrein kommt der Investor in Convertibles noch in den Genuss der sogenannten `automatisierten Asset-Allocation´, das heißt, er nimmt an steigenden Aktienkursen in immer stärkeren Maß teil und bei fallenden in immer geringerem.
Und welche Nachteile bringen sie mit sich?
Auf der Ebene der Einzeltitel sind die Börsenumsätze im Allgemeinen sehr niedrig. Nur Profis engagieren sich hier, vor allem in Europa. Für private Anleger ist der Markt nicht sehr transparent, die Spreads, also die Unterschiede zwischen Kauf- und Verkaufskursen, sind sehr hoch und die Stückelungen erfordern oft einen hohen Mindestbetrag. Bei der neuen Wandelanleihe von Siemens waren zum Beispiel mindestens 100.000 Euro zu ordern. Und natürlich ist auch die Komplexität der einzelnen Papiere mit den drei Ebenen Aktie, Bond und individuelle Wandelkonditionen für einzelne Anleger schwierig zu durchschauen. Deshalb bieten sich gerade hier Fonds an.
Wandelanleihen spielen bei der Mehrzahl der privaten Anleger kaum eine Rolle. Worauf führen Sie das zurück?
Hier besteht tatsächlich noch erheblicher Informationsbedarf seitens der privaten Investoren und vor allem auch der Anlageberater. Offensichtlich fällt einigen die Zuordnung zwischen Aktie und Rente schwer, aber gerade hier liegt ja die Besonderheit dieser Anlageklasse, deren Erfolg über viele Jahre und in unterschiedlichsten Marktphasen bewiesen werden konnte. Zumal auch die Transparenz hinsichtlich der getätigten Investments jederzeit gewährleistet ist.
Welches Gewicht sollten diese Papiere im Gesamtdepot haben?
Allgemeine Aussagen, wie hoch der Anteil einer bestimmten Asset-Klasse sein soll, sind unseriös, denn es kommt immer auf die individuelle Situation eines jeden Anlegers an. Doch ganz allgemein gehören Wandelanleihen aufgrund ihres asymmetrischen Risiko-Ertragsprofils, das in dieser Form keine andere Wertpapiergruppe abbilden kann, zur Basis eines gut diversifizierten Depots. Eine Gewichtung von 10 bis 15 Prozent scheint so durchaus angemessen.
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