Analyse: Defensive Mischfonds

Mischfonds gibt es in verschiedenen Risikokategorien, die sich nach dem Aktienanteil definieren. Die defensiveren dürfen höchstens 35 Prozent Aktien halten. Die Portfolios gelten nicht gerade als spannend – entsprechend gering ist das Interesse der Anleger.

Adriaan Bonauer, 05.12.2003
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Dabei bieten sich durchaus Chancen: Die Fonds der Kategorie Mischfonds Euro defensiv sind mit einer durchschnittlichen Standardabweichung von 4,7 Prozent auf drei Jahre vergleichsweise risikoarm. Zum Vergleich: Weltweit anlegende Aktien-Portfolios weisen hier 21 Prozent aus, Geldmarktfonds der Kategorie Euro Geldmarkt stabil 0,3 Prozent. Doch auch sie können durch ihren möglichen Aktienanteil nicht immer vor Verlusten schützen, im Durchschnitt verlieren sie nach drei Jahren kumuliert drei Prozent.

Einer der besten und stabilsten Fonds der Kategorie ist der BWK Rent S. Seit seiner Auflegung 1995 konnte er in den meisten Zeiträumen sowohl den Kategoriedurchschnitt als auch den Index schlagen. Die Gesamtkostenquote (Total Expense Ratio, TER) liegt bei akzeptablen 1,1 Prozent im Jahr

, es wird kein Ausgabeaufschlag berechnet.
Der Schwabenfonds setzt auf kurzlaufende Renten, das schützt vor steigenden Zinsen. Und er ist breit aufgestellt. Neben Anleihen und Aktien darf er auch Genussscheine kaufen, letztere können zusammen bis 25 Prozent ausmachen.
Die Baden-Württembergische KAG zielt auf eine hohe Nachsteuer-Rendite. Damit kann der Fonds auch für Anleger interessant sein, die ihren Freibetrag schon ausgeschöpft haben. Das sehr konservative Portfolio (die Standardabweichung liegt bei unterdurchschnittlichen 2,9 Prozent nach drei Jahren) lieferte einen jährlichen Ertrag von 3,8 Prozent nach fünf und 4,6 Prozent nach drei Jahren. Sein Rating von fünf Sternen hat er damit verdient. Das einzige Manko des 108 Millionen Euro schweren Portfolios: Wir bekommen von BWK noch immer keine regelmäßigen Daten über die exakte Zusammensetzung.

Eine Alternative könnte der Merck, Finck-Universal-Rentenfonds sein, der jedoch nur 17 Millionen Euro schwer ist. Dies ist eine – noch – akzeptable Größe. Laut Anlageziel sind bis zu 25 Prozent Aktien erlaubt, das aktuelle Portfolio enthält 22,2 Prozent Dividendenpapiere. Mit einer Standardabweichung von 3,4 Prozent nach drei Jahren weist er niedrige Risiken aus. Nach drei Jahren rentiert er sich mit 3,6 und nach fünf Jahren mit 3,7 Prozent jährlich. Die Gebühren des bereits 1990 aufgelegten Portfolios liegen bei niedrigen 3,75 und 0,65 Prozent für Aufgeld und jährliche Verwaltungskosten.

Mit 860 Millionen Euro unter Verwaltung ist der dit-Allianz Flexi Rentenfonds erheblich schwerer. Auch er darf höchstens 25 Prozent in Aktien investieren, derzeit sind es gut 20 Prozent, die sich auf 55 Titel verteilen. Auch er konnte in den meisten Zeiträumen sowohl besser als der Kategoriedurchschnitt als auch der Index abschneiden, wobei die Risiken dem Durchschnitt der Kategorie entsprechen. Die jährliche Wertentwicklung liegt bei 1,6 nach drei und 3,8 Prozent nach fünf Jahren.

Ein Plus von 1,6 Prozent klingt nach wenig. Doch angesichts der Leistung etwa des Merrill Lynch IIF Euro Triple A 30 Fund A1, mit dem Anleger nach drei Jahren kumuliert 15 Prozent verlieren, ist es doch beachtlich. Auch der über zwei Milliarden Euro schwere GenoEuroClassic, der Top Ten Balanced, der LRI Strategieportfolio und der Warburg Rendite-Strategiefonds verlieren kumuliert mehr als zwölf Prozent.

Die große Mehrzahl der Fonds ist schon länger am Markt. In den vergangenen Jahren sind kaum neue gemischte Portfolios hinzugekommen. Dies liegt daran, dass solche Produkte nicht gerade zu den Kassenschlagern gehören. Viele Anleger wollen ihren Aktien- und Rententeil selbst gestalten und diese Arbeit nicht an einen Fondsmanager abgeben. Zum anderen dürfte der Vertrieb nicht ganz unschuldig sein: Verkäufer oder Berater verkaufen lieber Aktienfonds, weil sich hier mehr Provision erzielen läßt.

Wer sich jedoch mit einem festgelegten, begrenzten Aktienanteil wohlfühlt, für den kann sich diese Fondskategorie durchaus lohnen. Alternativ gibt es einige wenige Fonds, die überhaupt keine Grenzen kennen, die also bis zu 100 Prozent Aktien oder Renten halten dürfen. Diese sind jedoch noch schwieriger einzuschätzen. Solche Portfolios finden Sie in unserer Kategorie Mischfonds Euro aggressiv.

Stets sollten Sie sich bei Mischfonds informieren, welche Asset-Klassen (zum Beispiel Aktien Europa, Aktien Schwellenländer, Nebenwerte USA, Hochzins- und Unternehmensanleihen etc.) erlaubt sind. In den meisten Fällen gilt: Je breiter aufgestellt (diversifiziert) ein Fonds ist – also je mehr unterschiedliche Vermögensklassen er kaufen darf - desto geringer sind die Risiken.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Allianz Flexi Rentenfonds A EUR90,24 EUR-0,24Rating
Merck Finck Stiftungsfonds UI A39,46 EUR0,05Rating

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