Telekomfonds: Krise überstanden, weitere Aussichten ungewiss

Die meisten Unternehmen haben die Branchenkrise überwunden. Die Rückkehr zu alten Wachstumsraten dürfte aber nicht bevorstehen.

Natalia Siklic, 13.09.2004
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Noch vor einigen Jahren war die Telekombranche vor allem für Kapitalverschwendung, Überkapazitäten und hohe Verschuldung bekannt. Mit ihren kühnen Erwartungen über das Wachstum des globalen Datenverkehrs lagen die Telekomunternehmen bekanntlich weit daneben, die Telekomblase war nach der Internetblase die zweite und weitaus größere, die platzte.

Gegenläufige Trends

Seither haben es viele Branchenvertreter geschafft, durch Restrukturierungen und Kostensenkungen ihre Schulden in den Griff zu bekommen. Die meisten Unternehmen bieten sowohl Festnetz- als auch Mobilfunkdienste an und sind gegenläufi

gen Trends ausgesetzt. Im Festnetz sind die Umsätze rückläufig, durch hohe Cashflows ist die Sparte aber sehr profitabel, zumal keine größeren Investitionen anstehen. Positive Impulse durch Dividenden und Aktienrückkäufe kommen hinzu, die Dividendenrendite beträgt derzeit 3,5-4,5%.

Was aktuell für mehr Interesse sorgen dürfte, ist die immer wieder aufgeschobene Einführung des UMTS-Standards: Nachdem die hohen Lizenzkosten die Branche nahe an den Bankrott brachten und ihr Wert von den meisten Anbietern komplett abgeschrieben wurde, kommt die dritte Generation im Mobilfunk allmählich in die Gänge. Der Umsatz wächst zwar noch durch Neukunden und die Verbreitung von Datendiensten, doch der entscheidende Schub soll durch UMTS kommen: höhere Kapazitäten und die günstigere Datenübertragung sollen mehr Kunden locken. So dürfte Mobiltelefonieren gegenüber dem Festnetz attraktiver werden, Hoffnungen werden zudem in den verstärkten Datenumsatz über Musikdownloads oder Spiele gesetzt. Aufgrund sinkender Preise muss aber die Nutzung entsprechend steigen, damit unter dem Strich ein höherer Umsatz für die Anbieter verbleibt.

Reine Telekomfonds

In Deutschland verfügbar sind 16 reine, global anlegende Telekomfonds. Durch die Begrenzung des Anlageuniversums müssen Anleger eine erhöhte Risikobereitschaft mitbringen und sollten ein Investment nur in Betracht ziehen, wenn sie von den Aussichten des Sektors besonders überzeugt sind.

Was die regionale Aufteilung betrifft, halten die Fonds im Durchschnitt 40% nordamerikanische, 47% europäische und 13% asiatische Titel. Im Vergleich zu einem gängigen Referenzindex wie dem MSCI World Telecom Services entspricht dies einer Untergewichtung der beiden ersteren Regionen, während viele Fondsmanager momentan asiatische Unternehmen favorisieren. In der Regel sind es konzentrierte Portfolios mit durchschnittlich 46 Titeln.

Favorit Asien

Eines der größeren Produkte ist der Fidelity – Telecommunications Fund. Der seit März 2003 zuständige Fondsmanager Sakyo Ebihara scheut nicht vor hohen Einzeltitelwetten zurück. Größte Position ist derzeit KDDI, der zweitgrößte japanische Telekombetreiber. Parallel dazu ist das Asienengagement in diesem Fonds sehr ausgeprägt, US-Titel sind derzeit nur mit 21% vertreten. Wichtige Kriterien für die Titelauswahl sind ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum bei günstiger Bewertung, eine hervorragende Unternehmensführung und der technologische Vorsprung. Der Fondsmanager sucht nach Unternehmen, die von wichtigen Branchenentwicklungen wie der kabellosen Datenübertragung profitieren sollten. Der Fonds hat sich 2000 schwer getan, positionierte sich aber über die letzten 3 Jahren im unmittelbaren Konkurrenzvergleich gut, wobei er in diesem Zeitraum die niedrigste Volatilität aufweist.

Der Fortis L Fund – Equity Telecom World ist eines der ältesten Sektorprodukte im Telekombereich. Während er über 5 Jahre im Vergleich zu Benchmark und anderen globalen Telekomfonds überdurchschnittlich abschnitt, rangiert er mit seiner Performance über 3 Jahre eher im Mittelfeld. Positiv fällt aber auch hier die relativ niedrige Volatilität auf. Die Morningstar Style Box weist für diesen Fonds eine Valueausrichtung aus. Das Fondsmanagement investiert in unterbewertete Titel und orientiert sich dabei am Unternehmensranking, das vom globalen Aktienteam für jeden Sektor erstellt wird. Dieses beruht auf der qualitativen Fundamentalanalyse und einem quantitativen Screening von Kursmomentum, Bewertung und Gewinnwachstum.

Indexfonds

Die Kategorie beinhaltet auch 2 passiv gemanagte Produkte: Zum einen den Telecommunication Basket, der sich am FTSE World Telecom orientiert und mit dem man über die letzten 3 Jahre eine durchschnittliche relative Performance erzielt hätte. 2003 schnitten einige aktive Fonds allerdings deutlich besser ab. Zum anderen der Balzac Telecommunications Index, der den MSCI World Telecom Services nachbildet, diesen aber über 3 Jahre um einige Prozentpunkte verfehlte. Hier könnte auch die für einen Indexfonds recht hohe Verwaltungsgebühr von 1% eine Rolle spielen. Aktiv gemanagte Portfolios berechnen im Mittel 1,4%.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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