„Lotteriespiel“ Biotechnologie

Biotechnologie gilt als eine der Zukunftsbranchen schlechthin. Wer investieren möchte, sollte allerdings starke Nerven mitbringen. Dies unterstreicht nicht zuletzt ein Ende Februar bekannt gewordener Medikamentenrückruf der Biotechunternehmen Biogen Idec und Elan, der erhebliche Kursstürze zur Folge hatte.

Natalia Siklic, 11.03.2005
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Während die traditionelle Pharmaindustrie mit Problemen bei der Entwicklung neuer Medikamente und steigenden Forschungskosten kämpft, besticht der Biotechnologiesektor durch gut gefüllte Produktpipelines und zahlreiche Neuzulassungen. Die positiven Trends machten sich 2003 auch erstmals wieder am Aktienmarkt bemerkbar. Das vergangene Jahr dagegen schloss der durchschnittliche Biotechnologiefonds auf Eurobasis – unter hohen Schwankungen - nahezu unverändert ab.

Währungsrisiko

Erneut machte der Dollar Euroanlegern einen Strich durch die Rechnung: Denn die Vorreiterrolle der amerikanischen Biotechb

ranche spiegelt sich auch in den Portfolios wieder. Durchschnittlich 77% des Vermögens von Biotechfonds ist in US-Titeln angelegt, entsprechend hoch fällt das Währungsrisiko aus. So überrascht es angesichts des Dollarverfalls der letzten Jahre nicht, einige währungsgesicherte Fonds an der Spitze der Performancetabelle zu finden, beispielsweise den Oyster Biotechnology EUR oder den VCH Expert BioTech.

Nebenwerte dominieren

Hohe Durchfallquoten in der Produktentwicklung sorgen - trotz guter Zukunftsaussichten - für volatile Kurse. Nur etwa 10% der Biotechfirmen fahren bereits Gewinne ein. Der typische Branchenvertreter ist eher klein, hat nur wenige Medikamente in der Entwicklung, aber noch keines am Markt eingeführt.

So besteht auch ein gängiger Vergleichsindex wie die 150 Titel zählende Nasdaq Biotech größtenteils aus kleinen und mittleren Firmen. Branchenschwergewicht Amgen (17%) und einige weitere etablierte Unternehmen wie Biogen Idec oder Genzyme bilden hier die Ausnahme. So sind auch Biotechfonds gezwungen, kleinere Firmen mit ins Boot zu nehmen.

Wo noch keine realen Umsätze vorhanden sind, müssen Investoren Forschungsleistung und Zulassungschancen bewerten. Dabei kommt es auf die Erfahrung des Managements mit den Zulassungsbehörden, aber auch auf die Kapitaldecke an. Biotechfirmen sind zwar, was Preisbildung und Patentschutz angeht, gegenüber Pharmaunternehmen im Vorteil, doch geraten auch sie verstärkt ins Blickfeld von Kostendämpfungsmaßnahmen. Daneben verlieren die ersten Wirkstoffe bald ihren Patentschutz. Dies gilt insbesondere für die etablierten Unternehmen, die Schwierigkeiten haben dürften, ihre Wachstumsdynamik aufrechtzuerhalten. Höher ist das Potential der Small und Mid Caps, durch das begrenzte Produktportfolio allerdings bei weitaus mehr Risiko.

Asien im Fokus

Hierzulande hat der Anleger etwa 35 Biotechfonds zur Auswahl: Beispielsweise den ESPA Stock Biotec, der im vergangenen Jahr gegen den allgemeinen Trend eine positive Rendite erzielte. Auch über die letzten 3 Jahre gehört er bei relativ moderaten Wertschwankungen zu den erfolgreichsten Vertretern seiner Kategorie, obwohl Währungsrisiken hier nicht abgesichert werden. Von der Konkurrenz unterscheidet sich dieser Fonds insbesondere durch seine regionale Aufstellung. Knapp ein Viertel des Fondsvermögens ist in asiatischen und hier vor allem in koreanischen Biotechwerten investiert. Fondsmanager Hans Leitner begründet dies unter anderem mit der starken Unterstützung, die die Branche in Korea von staatlicher Seite erhält. Er orientiert sich bei der Titelauswahl zunächst an breiten Therapiegebieten, für die er ein hohes Marktpotential sieht. Prominente Beispiele sind Übergewicht/Diabetes, Demenzerkrankungen oder Krebs. Neben den etablierten Branchenvertretern, die der Fondsmanager aufgrund hoher Umsätze und ihrer Finanzkraft beimischt, finden sich im Portfolio überdurchschnittlich viele mittelgroße Unternehmen. Um die Risiken möglichst breit zu streuen, legt Hans Leitner mehr Wert auf eine breite Abdeckung viel versprechender Forschungsfelder als auf das Stockpicking. Ein Konzept, das bisher aufgegangen ist, auch ohne dass der Fondsmanager auf ein großes Researchteam zurückgreifen könnte.

Gute Mischung

Kein reiner Biotechfonds, aber ebenfalls einer der schwankungsärmeren Vertreter der Kategorie ist der Swiss Life Funds (Lux) Equity Biomedical. Der auf den biomedizinischen Bereich spezialisierte Anlageberater Adamant mischt dem Portfolio zu jeweils 20% auch Unternehmen der Medizintechnik und Generikahersteller bei. Während die Großen der Branche auch in diesem Fonds prominent vertreten sind, setzt der ebenfalls von Adamant beratene DG Lux Lacuna Apo BioTech ausschließlich auf Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe. Dieser Fonds verhielt sich schon erheblich volatiler. Während er 2003 zu den Spitzenreitern zählte, findet er sich 2004 am anderen Ende der Vergleichsgruppe wieder.

Feinheiten

Wer in Biotechnologie investiert, lässt sich auf eine Art Lotteriespiel ein. Zukunftsträchtige Produkte sind keine Mangelware, aber die Entwicklungsrisiken sind hoch und bei so manchem Unternehmen liegt ein marktreifes Produkt noch in einiger Ferne. Doch auch bei Wirkstoffen, die unmittelbar vor der Zulassung stehen, kann es noch böse Überraschungen geben. Um eventuelle Fehlgriffe ausgleichen zu können, sollten Anleger ihre Risiken möglichst breit streuen. Ein Investment auf Fondsbasis, als Beimischung für risikofreudige Gemüter, ist hier eine gute Alternative. Über die Feinheiten, etwa die Beimischung von Nebenwerten oder Währungsrisiken, sollten sich Anleger vorab Gedanken machen, um den für sie passenden Fonds zu finden.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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