Drei Growth-Portfolios, drei Ansätze

Seit nunmehr vier Jahren übertreffen die Ergebnisse eines Value-Ansatzes die Erträge von Growth-Style-Investoren. Es ist Zeit, einen Blick auf Wachstumsinvestoren zu werfen.

Werner Hedrich 27.05.2005
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Growth-Anleger sind Vermögensverwalter, die Unternehmen mit solidem Umsatz- und Ertragswachstum in ihre Portfolios kaufen. Als wachstumsstark können Technologieunternehmen genauso wie zum Beispiel der Bekleidungshersteller Hennes & Mauritz oder die Kaffeehauskette Starbucks gelten. Meist wachsen die selektierten Unternehmen stärker als die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Auch ihre Mitbewerber lassen sie meist hinter sich. In der Regel sind Wachstumsunternehmen an der Börse höher bewertet als herkömmliche Gesellschaften. Investoren sind bereit, eine Prämie für künftiges Wachstum zu zahlen.

Fidelity in europäischen Schwellenländern engagiert

Die Stockpicker von Fidelity verfolgen den Ansatz, dass Aktien ungeachtet ihrer Unternehmensgröße und Branche ausgewählt werden können. Fundmanager Baverez sieht Chancen in der Türkei (10% des Portfolios), Rumänien (6%) und Südafrika (6%). Der Fonds könnte in den kommenden Wochen unter dem starken Türkeigewicht leiden. Neuwahlen in Deutschland und eine mögliche Ablehnung der Europäischen Verfassung durch die Franzosen könnten zu Abschlägen an der türkischen Börse führe. Die beiden Ereignisse im alten Europa haben Einfluss auf die langfristigen Beitrittperspektiven der Türkei. Dass Südafrika zu Europa gehört, ist mir zwar neu, aber ich lerne gerne dazu. Der Fidelity aggressive Fund schwankte in den letzten drei Jahren stärker als der MSCI Europe und die Morningstarkategorie „Standardwerte Europa“: 23% sind nichts für schwache Nerven. Allerdings zahlt sich die hohe Volatilität mit einer dreijährlichen Rendite von 5% aus (Kategoriedurchschnitt: -0,5%).

Schweden streuen europaweit

Der SEB Europafond Chans/Risk ist zu 70% in europäische Large Caps investiert. Ein Drittel des Portfolios ist in Großbritannien angelegt. Prominent im Fonds sind ungarische und polnische Banken vertreten. Insgesamt machen auf Branchenebene Finanzdienstleister 27% der Anlagen aus. Volatilität und Performance sind im Vergleich zur Benchmarkt MSCI Europe wie der Kategorie überdurchschnittlich. Annualisiert haben Anleger in den letzten drei Jahren unter starken Schwankungen weder gewonnen noch verloren. Mit dem SEB Europafond Chans/Risk erwerben Fondssparer ein Produkt, das in großkapitalisierte europäische Wachstumsaktien investiert. Der Fondsmanager kauft zwischen 20 und 40 Aktien ins Portfolio. Sie sind seine besten „Investmentpferde“. Das konzentrierte Portfolio von 40 Werten ist der Grund für die über Kategorieschnitt liegende Standardabweichung (Volatilität). Gleiches gilt übrigens für den Fidelity-Fonds und das nun folgende Produkt, den WM-Aktien-Global UI Fonds, der aktuell 25 Aktien hält.

Technisches Modell gibt seit zwölf Monaten keine Signale

Im Gegensatz zu den oben rein fundamental geführten Fonds filtert der Münchner Vermögensverwalter Mayer Aktien anhand eines technisch-quantitativen Modells aus einem Universum von 2400 Unternehmen. Die global selektierten Unternehmen werden in zweiter Instanz mit Hilfe von Broker-Research und Datenbanken überprüft. Die in diesem Verfahren gefundenen Werte sind vorwiegend Aktien mit Growth-Charakter (KGV-Portfoliodurchschnitt September 2004: 36).

Nach Auskunft der Vermögensverwaltung sei nach diesem Analyseprozess kein Gespräch mit dem Management der Unternehmen mehr nötig. Prämisse dieser Vorgehensweise ist, dass ausreichend Informationen in den historischen Kursen einer Aktie enthalten sind. Die Fundamentalanalyse eines Unternehmens bestätigt oder widerlegt lediglich das Chartbild einer Aktie. Zwar hat dieser Investmentansatz 2002 und 2003 eine beeindruckende Performance hingelegt. Doch schwächelt der Approach seit Ende letzten Jahres und weist ordentliche Verluste gegenüber der Benchmark MSCI World und der Kategorie „Aktien weltweit Standardwerte“ aus. Das technische Modell gibt in trendlosen Märkten scheinbar keine zuverlässigen Signale. Und dies trifft vor allem für die großen Börsen in den USA, Europa und Japan zu. Unzufriedene Anleger haben aufgrund der schwachen Daten Gelder in Höhe von 80 Millionen abgezogen. Insgesamt verwaltet Mayer rund 150 Millionen Euro.

Wachstum wird höher bewertet

Die vorgestellten drei Fonds haben mit Blick auf ihre Portfolioeinzelpositionen in den letzten zwei Jahren überwiegend in Wachstumswerte mit großer Marktkapitalisierung investiert. Im Vergleich zu ihren Wettbewerbern in der Kategorie „Standardwerte Europa“ und „Aktien weltweit Standardwerte“ zeichnet sich dies auf Portfolioebene durch überdurchschnittlich hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse, starke Kurs-Cashflow-Verhältnisse und Kurs-Buch-Relationen größer als 1 aus. Fonds, die einen Value-Style verfolgen, weisen unterdurchschnittliche Bewertungskennziffern der Einzelpositionen aus.

Wer gegen den Trend schwimmen und in einen Aktienfonds investieren möchte, sollte sich nicht mehr den dritten Dividendenfonds ins Depot legen. Ein ordentlicher Growth-Ansatz sollte langfrisitig auch Freude bereiten. In den USA haben erste Deep-Value-Manager ihre Fonds für neue Gelder geschlossen. Sie finden keine Aktien mit Abschlägen auf den fairen Wert mehr.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Werner Hedrich  

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