Diese Vorteile gegenüber entwickelten Aktienmärkten spiegeln sich in den Augen vieler Fondsmanager noch nicht in den Unternehmensbewertungen wieder. Was teilweise auch an den erhöhten Risiken liegt, mit denen man in den Emerging Markets rechnen sollte: Geringere Liquidität, Mängel in der Unternehmenstransparenz oder politische Unsicherheiten sorgen für erhöhte Kursvol
atilität. Durch steigende Zinsen in den USA und einen festeren Dollar verschlechtern sich die Finanzierungsbedingungen in den Schwellenmärkten.
Als Vergleichsindex dient in der Regel der MSCI Emerging Markets, der über 600 Werte umfasst. Während es einige Unternehmen gibt, die auf der globalen Bühne präsent sind (z.B. Indexschwergewicht Samsung), ist die Mehrzahl der zugehörigen Firmen regional oder nur auf dem heimischen Markt tätig. Hier spielen weniger globale Konjunktur- und Branchentrends als lokale Faktoren eine Rolle. Diese sollten daher auch den größten Diversifikationsbeitrag liefern.
Ein defensiv ausgerichteter Schwellenländerfonds ist der Vontobel Emerging Markets. Der Fonds bescherte seinen Anlegern vergleichsweise geringe Wertschwankungen und hielt sich in schwierigen Marktphasen besser als die Konkurrenz. Doch auch in einem für die aufstrebenden Märkte guten Jahr wie 2004 gehörte er zu den Vorreitern seiner Vergleichsgruppe. Fondsmanager Rajiv Jain legt bei der Titelselektion Wert auf berechenbare Geschäftsmodelle und stabile Wachstumsraten. Er meidet Unternehmen mit einer hohen Verschuldung oder stark schwankenden Gewinnen. Dies resultiert in einem zahlenmäßig recht beschränkten Anlageuniversum von etwa 150 Titeln, in dem der Fokus auf nicht-zyklischen und konsumabhängigen Branchen liegt. Im Portfolio spiegelt sich dies mit erheblichen Abweichungen zu Benchmark und Vergleichsgruppe wieder, etwa durch die Betonung von Finanzwerten (aktuell 30%) und Konsumgütern (27%). Auf Länderebene fällt der zwanzigprozentige Anteil Indiens auf – der typische Emerging Market Fonds hält etwa 6%.
Von der regionalen Struktur ganz anders stellt sich der Raiffeisen-Eurasien-Aktien dar. Der Anlageschwerpunkt wurde im März 2003 von Osteuropa auf China erweitert, wodurch China und Russland etwa 2/3 der zusammengesetzten Fondsbenchmark bilden. Im Zuge einer Orientierung Richtung Asien soll der Fonds Ende August erneut umgestellt werden: Der Vergleichsindex wird dann aus 30% chinesischen, 30% russischen, 30% indischen und 10% türkischen Titeln bestehen. Bis zu zehnprozentige Investments außerhalb der Benchmark sind möglich. Das Portfolio basiert auf der bottom-up-Titelselektion. Fondsmanager Cyrus Golpayegani verantwortet den Fonds seit Oktober 2001 und sucht nach Unternehmen mit hoher Profitabilität, nachhaltigem Geschäftsmodell und vertrauenswürdigem Management, die unter ihrem geschätzten Wert notieren. Chinesische Unternehmen hat er derzeit untergewichtet: Ausnahme ist der Energiesektor, der auch im Gesamtportfolio mit 38% sehr stark vertreten ist. Das produzierende Gewerbe in China sieht er allerdings unter hohem Margendruck. Hier bevorzugt er indische Unternehmen aufgrund der besseren Profitabilität. Sie sind aktuell mit 9% im Portfolio enthalten. Der Fonds profitierte in den vergangenen 3 Jahren durch seine regionale Aufstellung mit dem Fokus auf Osteuropa von dem guten Abschneiden der dortigen Märkte. Dies verhalf ihm ins vordere Feld der Kategorie. Er investiert allerdings nicht in Lateinamerika. Für Anleger, die einen breiter aufgestellten Schwellenländerfonds suchen, nicht die erste Wahl.
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