Mehr als Anleihen

Wandelanleihen vereinen die Charakteristika von Aktien und Anleihen. Das macht sie für Anleger interessant, die auf eine laufende Verzinsung ung geringe Volatilität Wert legen, aber gleichzeitig auch in steigenden Aktienmärkten – zumindest teilweise - mit dabei sein möchten.

Natalia Siklic, 15.07.2005
Facebook Twitter LinkedIn
Wie funktionieren Wandelanleihen?

Wandelanleihen sind Schuldverschreibungen von Unternehmen, die innerhalb einer bestimmten Frist und zu einem festgelegten Umtauschverhältnis in die Aktien des Emittenten umgewandelt werden können. Sie lassen sich damit auch als Kombination einer Anleihe mit einer Kaufoption auf die zugrunde liegenden Aktien beschreiben. Aufgrund des Wandelrechts profitieren sie von einer positiven Aktienentwicklung, während sinkende Kurse durch die Anleihenkomponente nur begrenzt auf den Wandler durchschlagen.

Teilt man den Nominalwert der Anleihe durch die Anzahl wandelbarer Ak

tien, so erhält man den Umtausch- oder Wandelpreis. Erwirbt man eine Anleihe zum Nominalbetrag von 1000 EUR, wandelbar in 10 Aktien, beträgt dieser 100 EUR. Bei einem aktuellen Aktienkurs von 60 EUR kostet die Option 400 EUR (Options- bzw. Wandelprämie = 10 * 100 – 10*60 = 400). Die Wandlung lohnt sich, sobald der Aktienkurs über den Umtauschpreis von 100 EUR steigt. Bei starken Kursanstiegen wird die Wandelanleihe einer direkten Aktienanlage – mit entsprechendem Verlustrisiko - immer ähnlicher.

Bei niedrigen Aktienkursen zahlt sich ein Tausch dagegen nicht aus, die Kaufoption ist wenig wert und die Wandelanleihe gleicht nun einer herkömmlichen Anleihe, die stark von Zinsbewegungen beeinflusst wird.

Zwischen diesen Extremen gibt es einen hybriden Bereich, in dem der Wandler einerseits an steigenden Aktienkursen partizipiert, bei Kursverlusten aber eine weitgehende Kapitalsicherung zum Tragen kommt. Aufgrund der asymmetrischen Risikoverteilung – mit Kurschancen, die größer sind als das Verlustpotential – stehen hybride Papiere im Fokus vieler Wandelanleihenfonds.

Nachteile

Wandelanleihen reagieren zwar auf die Entwicklung am Aktienmarkt, vollziehen einen Anstieg aber nicht komplett nach. Die Verzinsung ist geringer als bei herkömmlichen Rentenpapieren vergleichbarer Laufzeit und Bonität.

Aktien-, Renten- und Optionselemente machen Wandelanleihen in ihrer Bewertung recht aufwändig: Neben Kurs und Volatilität der zugehörigen Aktien spielen Zinsen, Bonität, Emissionstätigkeit, die Markterwartungen über den Aktienmarkt eine Rolle. Neben der Basisversion gibt es zahlreiche weitergehende Gestaltungsmöglichkeiten, die die Einschätzung nicht einfacher machen, z.B. ein vorzeitiges Kündigungsrecht durch den Emittenten oder mehrere Optionsrechte.

Im Markt für Wandelanleihen tummeln sich zahlreiche Hedgefonds, was für Turbulenzen sorgen kann. Z.B. im laufenden Jahre, als sie im großen Stil Wandelanleihen abstießen, als ihre Convertible Arbitrage Strategien nicht aufgingen. Gleichzeitig hemmt die geringe Volatilität an den Aktienmärkten den Wandelanleihenmarkt. Diese befindet sich auf historischen Tiefständen. Entsprechend halten viele Fondsmanager Wandelanleihen für sehr niedrig bewertet, das Wandelrecht sei derzeit sehr günstig zu haben.

Fondsauswahl

Anleger sollten bei der Suche auf Unterschiede in der Strategie verschiedener Fonds achten. Diese können das Anlageuniversum (Global, Europa, Asien usw.), die Kreditqualität der Unternehmen oder die Aktiensensitivität des Portfolios betreffen.

Der FvS Wandelanleihen sucht weltweit nach attraktiven Unternehmen. Gegenwärtig jedoch sind ¾ des Fondsvermögens in die Papiere europäischer Emittenten angelegt. Fondsmanager Thorsten Vetter hält diese für günstiger bewertet als US-Papiere, die im Fonds momentan kaum vertreten sind. Auf Branchenseite liegt der Akzent mit 30% auf Konsumgütern. Er orientiert sich bei der Titelwahl an der fundamentalen Unternehmensanalyse, die ein 6-köpfiges Analysten-Team auch für den von Flossbach & von Storch beratenen globalen Aktienfonds durchführt. Dieser war über die vergangenen 3 Jahre einer der erfolgreichsten in seiner Kategorie. Auch im Bereich Wandelanleihen kann sich die Bilanz sehen lassen, wobei die Wertschwankungen geringer ausfielen als bei vergleichbaren Fonds.
Das Research basiert auf einem Valueansatz, mit dem unterbewertete Unternehmen identifiziert werden sollen. Das Hauptaugenmerk liegt auf Bilanzqualität, Gewinnmargen und dem freien Cash Flow. Der Fondsmanager steuert das Delta (Aktiensensitivität) in Abhängigkeit von der Einschätzung der zugrunde liegenden Aktien. Ergebnis ist ein Portfolio von etwa 60 Titeln, die aufgrund der Auswahlkriterien eine hohe Kreditqualität aufweisen. Die Beimischung von Anleihen, Aktien oder Zertifikaten ist möglich, gegenwärtig sind 17% außerhalb von Wandelanleihen investiert. Die Aktiensensitivität des Gesamtportfolios liegt bei 45%. Fremdwährungsrisiken werden größtenteils abgesichert.

Auf asiatische Unternehmen (ohne Japan) spezialisiert sich der 1995 aufgelegte Parvest Asian Convertible Bond. Fondsmanager Henry Wong ist seit dem Start mit dabei und stützt die Unternehmensauswahl auf eine Kombination von Bottom Up- und Top Down-Faktoren. Asiatische Wandelanleihen sind meist in US-Dollar denominiert, ansonsten in den lokalen Währungen, so dass Anleger das Währungsrisiko beachten sollten. So liegt ein Euro-Anleger mit diesem Fonds über 3 Jahre im Minus. Etwa 2/3 der Emittenten haben kein Kreditrating, was sich auch im Portfolio wiederspiegelt, aber nicht mit einer niedrigen Bonität gleich zu setzen ist. Aktuelle Themen im Fonds sind der steigenden Konsum und die wirtschaftliche Öffnung in Asien. Auf Länderebene schlägt sich dies in einer Übergewichtung von Indien und Malaysia nieder, branchenseitig resultiert daraus ein Schwerpunkt auf Konsumgütern. Auch Energiewerte sind im Fonds mit 20% stark vertreten. Das Portfoliodelta wird aktiv gemanagt und liegt derzeit bei 0,38. Asiatische Wandelanleihen bescherten eurobasierten Investoren – u.a. auch wegen der Währungsrisiken – erheblich höhere Kursschwankungen als ein Portfolio europäischer Emittenten. Über 5 Jahre blieben Anlegern die hohen Verluste einer direkten Aktienanlage in Asien erspart. Die in 2003 einsetzende Aufwärtsbewegung wurde jedoch nur in geringem Maße nachvollzogen.



Kleines Wandelanleihen-ABC

Basiswert (Underlying)

Die Beteiligungspapiere, die gegen eine Wandelanleihe eingetauscht werden können.

Convertible Arbitrage

Die Strategie zielt darauf ab, über den Kauf oder Verkauf von Wandelanleihen bei gleichzeitigem Eingehen von Short- oder Long-Positionen in der zugrunde liegenden Aktie Bewertungsdifferenzen auszunutzen. Grundlage dieses Ansatzes sind die Schwierigkeiten in der Bewertung von Wandelanleihen.

Delta

Sensitivität der Wandelanleihe/des Portfolios in Bezug auf die Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktien

Umtausch-/Wandelpreis (Conversion Price)

Verhältnis von Nominalwert der Anleihe zum Umtauschverhältnis. Die Wandlung ist dann interessant, wenn der Aktienkurs an der Börse über den Umtauschpreis steigt.

Umtauschverhältnis (Conversion Ratio)

Anzahl der bei der Wandlung der Anleihe einzutauschenden Aktien

Wandelprämie (Conversion Premium)

Differenz zwischen dem Preis, den man für eine Aktie beim direkten Kauf an der Börse zahlt und dem Preis, den man für die Aktie zahlen müsste, wenn man sie über eine Wandelanleihe und den sofortigen Umtausch erwirbt. Die Wandelprämie wird in Prozent des Aktienkurses ausgedrückt.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
FvS Global Convertible Bond EUR H159,85 EUR0,11Rating

Über den Autor