Was Konsumenten freut, lässt Investoren meist he
llhörig werden. Sie fürchten das Abschmelzen der hohen Gewinnmargen und potentielle Umsatzverluste wegen des Wettbewerbs. Können die drohenden Einbußen nicht durch neue Anwendungen oder Märkte kompensiert werden, wird dies zu einer rückläufigen Bewertung der Mobilfunkbranche an den Aktienmärkten führen.
Ansichtssache Bewertung
Erste Investoren sehen die hohen Dividendenrenditen der Telekomkonzerne als attraktiv an. Im Vergleich zu Versorgern (z.B. EON oder RWE) missbilligen Anleger allerdings die unsicheren Wachstumsaussichten. Die Stromversorger schütten hohe Dividenden aus und wachsen ordentlich in neuen Geschäftsfeldern oder durch Akquisitionen. Die Meinungen der Asset Manager über die Telekomindustrie liegen weiter auseinander. Die Attribute reichen von wachstumsarm, zu hoher Wettbewerb bis zu immensen operativen Cash Flows und soliden Dividendenrenditen.
Neue Morningstar Kategorien
Wir haben im Oktober 2005 die neue Branchenkategorie Kommunikation eingeführt (ehemals enthalten in Technologie, Medien und Telekom). Die Fonds dieser Kategorie konzentrieren sich auf Unternehmen der Telekommunikations- und Medienbranche. Dazu gehören z.B. Festnetzbetreiber, Mobilfunk, Telekomausrüster, Kabelfernsehen oder die Unterhaltungsindustrie. Diese Fonds legen mindestens 75% des Fondsvermögens in Aktien und mindestens 50% des Aktienanteils in der Kommunikationsbranche an.
Morningstar Analysten sind grundsätzlich vorsichtig gegenüber Brancheninvestments eingestellt. Es ist sehr schwer, den richtigen Zeitpunkt für den Ein- oder Ausstieg zu finden. Deshalb sollten Fondssparer auf die Expertise von Fondsmanagern zurückgreifen, die in diversifizierten Portfolien eine Über- bzw. Untergewichtung einzelner Sektoren gegenüber dem breiten Aktienmarkt vornehmen.
Achtung Schnittmenge
Im weltweiten Börsenbarometer MSCI World sind Aktien aus dem Bereich Telekommunikation mit 4,6% berücksichtigt. Der Sektor erfasst breit aufgestellte Telekommunikationsaktien (z.B. Deutsche Telekom, Telefonica), Mobilfunkgesellschaften (z.B. Vodafone) und Netzausstatter (z.B. Ericsson, Nokia oder Lucent Technologies). Die zehntgrößte Position im Index per Ende September war Vodafone mit einem Anteil von 0,7%. Der europäische Index Dow Jones STOXX 600 enthält 7,5% an Telekomwerten. Im Durchschnitt sind Fonds der Kategorie Europa Standardwerte Blend zu 6,8% in Deutscher Telekom & Co investiert. Wer also sein Exposure in Telekommunikationsaktien - zu denen auch Netzwerkausrüster gehören - bewusst über diese Schwellen erhöhen möchte, kann sich die nun folgenden Portfolios näher anschauen.
Vier unterschiedliche Fonds der gleichen Kategorie
Der Pioneer Funds – Global TMT ist ein weltweit anlegender Fonds im Telekommunikationsbereich, der 47% in Telekommunikationsaktien, fast 3% in Medienwerte (Kategoriedurchschnitt 15%) und überproportionale 16% in Softwaretitel allokiert. Das starke Softwaregewicht stammt aus der größten Position Microsoft, die fast 10% des Fonds ausmacht. Unter Timingaspekten ist bemerkenswert, dass der Fondsmanager in den Monaten August bis Oktober seine Position in der Vodafone Aktie stark abgebaut hatte. Mit Blick auf die Performance liegt das Produkt aus dem Hause Pioneer (Tochter der Unicredito) in den vergangenen 12 Monaten komfortabel vorne.
Die belgischen Fondsmanager von Fortis bieten zwei reinrassige Telefongesellschaftenportfolios an. Das eine allokiert weltweit, das andere in Europa. Beide Portfolien sind recht konzentriert und weisen eine Anzahl von Positionen zwischen 25 bis 33 Werten auf. Im Europafonds waren die Top-Positionen mit jeweils fast 10% Gewichtung Telenor, Telefonica und Vodafone. Auf Jahressicht liegt der Fortis Equity Telecom World mit einer Wertentwicklung von 8,6% vor dem Fonds mit Schwerpunkt Europa, der 2,8% brachte. Die globale Diversifikation ließ den Equity Telecom World zudem geringer schwanken (13,3% vs. 14,5% Standardabweichung).
Zuguterletzt eine passive Variante der HypoVereinsbank Tochter Indexchange: Dow Jones EURO STOXXSM TeleCommsEX. Hier wird ein Sektorindex nachgebildet, der ausschließlich Telefongesellschaften der Eurozone beinhaltet. Somit fehlen die britischen Mobilfunkanbieter Vodafone und O2 per Definition im Portfolio. Im Falle Vodafone von Nutzen und mit Blick auf O2 eher ein Schaden für die Performance der letzten Wochen. Der passive Ansatz eignet sich nur für Anleger, die eine reine Wette auf Gesellschaften aus Euroland eingehen möchten. Die spanische Telefonica macht alleine 27% und die Deutsche Telekom 18% des Portfolios aus. Vergleicht man den ETF mit den oben erläuterten Fonds, so fällt die schwache und teils negative Performance auf. Die ehemaligen Staatskonzerne des alten Kontinents waren nicht en vogue an den Aktienmärkten. Vielleicht eine Wette für Contrarians, die sich gegen den Trend stellen wollen. Das Preis-Cash Flow-Verhältnis ist nur halb so groß wie der Wert der Kategorie. Die Morningstar Style Box weist auf einen Large Cap Value Fonds hin.
Der Vollständigheit halber sei noch der ETF erwähnt, der Konzerne aus ganz Europa kauft (Dow Jones STOXX(SM)600 Telecom(EX) Inc). Vodafone machen in diesem Index ungefähr ein Drittel aus.
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