Das Wohlstandsgefälle ist recht bedeutend. Die indische Mittelklasse zählt 300 Millionen Menschen. In Indien gehört derjenige zur Mittelklasse, der sich ein Motorrad oder ein Telefon leisten kann. 400 Millionen Menschen leben unterhalb der von der Welt Gesundheitsorganisation (WHO) bestimmten Armutsgrenze.
Indien erscheint als kein Schnäppchen mehr – Investoren zahlen dennoch gern für Gewinnwachstum
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and der Aktienindex BSE Sensex Ende 2002 noch bei 3400 Punkten, notiert er heute über 11000 Zähler. Der indische Aktienmarkt gemessen am nationalen Index BSE Sensex ist mit erwarteten Gewinnen für 2006 mit Faktor 19 und für 2007 mit 17 bewertet (Vergleich zu europäischen 2006er-Schätzungen: DAX kostet das 14fache und Stoxx 50 kostet das 11fache der Gewinne des laufenden Jahres). Der US-Broker Merrill Lynch rechnet mit einem durchschnittlichen Gewinnwachstum indischer Firmen zwischen 16 und 18%, was einem Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2007 von 16 entspräche. Damit erscheinen indische Aktien relativ zu europäischen ambitioniert bewertet. Denn die Erwartungen an die Wachstumsraten europäischer Aktiengesellschaften sind zwar auch hoch, liegen aber im mittleren unteren zweistelligen Bereich.
Die Marktkapitalisierung Indiens beträgt 400 Mrd. US-Dollar. Damit wiegt der indische Aktienmarkt so schwer wie der koreanische oder taiwanesische. 7 Aktiengesellschaften haben einen Börsenwert größer als 10 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich zwei europäische Kennzahlen: Die Deutsche Bank kostet 58 Mrd. US-Dollar, der französische Autokonzern Renault ist mit 13 Mrd. US-Dollar bewertet. Im MSCI Emerging Markets (Benchmark für Schwellenländerbörsen) machen indische Dividendentitel 6% aus, Tendenz steigend.
Was die Bullen sagen…
- Indien gehört schon heute zu den 20 größten Volkswirtschaften und hat das Potential, in den kommenden Jahren zu den fünf Top-Wirtschaftsnationen aufzuschließen (BRIC Studie von Goldman Sachs)
- Bruttosozialprodukt 750 Mrd. US-Dollar (Vergleich China: 2700 Mrd. US-Dollar)
- Jährliches Wachstum von 8%
- Anstieg des Wohlstandsniveaus führt zur Binnennachfrage von Autos, Handys, Haushaltsgeräten, Häusern oder Reisen
- Demographie: 70 Millionen Menschen werden in den kommenden 20 Jahren in die Arbeitswelt eintreten – so viele Menschen, wie im Rest Asiens zusammen (JP Morgan); ein Drittel der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt
- Sehr gut ausgebildete Oberschicht; 4 Mio. gut ausgebildete Ingenieure (20% der Population Australiens)
- Englisch ist offizielle Amtssprache
- Indien strebt freie Handelbarkeit der Rupie an. Ziel ist es, ausländische Direktinvestitionen und Finanztransaktionen (Aktien und Auslandskredite) zu erleichtern.
- Devisenreserven belaufen sich mittlerweile auf 144 Mrd. US-Dollar
Was die Bären meinen…
- Indien weist eine Vielfalt von Religionen und Sprachen auf – Stichwort soziale und religiöse Spannungen
- Viele Menschen haben weder einen Stromanschluss noch laufendes
Wasser – Risiko: sozioökonomisches Wohlstandsgefälle
- Kommunistische Partei wird über Jahre hinweg Subventionen unterstützen
- Öffentliche Schulden entsprechen 100% des BIPs, Haushaltsdefizit liegt bei 4% des Sozialprodukts (Defizit inkl. Bundesstaaten 7%)
- Indischer Aktienmarkt gehört zu Top-Performern weltweit – Gefahr für Gewinnmitnahmen und versiegen der internationalen Kapitalzuflüsse
- Abschwächung des Wachstums und Unternehmensgewinne
- Zinssteigerungen könnten Hausse bremsen
- Bewertungsniveau für Emerging Market zu ambitioniert
- 25% des BSP sind Landwirtschaft, Tendenz rückläufig
Der einfachste Weg an die Börse Bombay - drei Indien Fonds
JP Morgan offeriert den ältesten Länderfonds Indien. Insgesamt verwaltet JP Morgan 2 Mrd. US-Dollar an indischen Aktienfondsmandaten. Dabei profitiert JP Morgan von der Expertise ihres asiatisch-pazifischen Investmenthauses Jordan Fleming. Ein Vierer-Team verfolgt mit einem Bottom-up-Ansatz Aktien an den indischen Börsen. Hinsichtlich der Performance hat der JPM India Fund im Vergleich zu anderen Indienspezialisten in den letzten drei Jahren die Nase vorn – die Performance und Risikokennzahlen sprechen für sich. Fundsmanager Edward Pulling ist seit 9 Jahren an Bord und fährt ein konzentriertes Portfolio von 58 Werten, die 10 größten Positionen machen die Hälfte des Fonds aus.
Ein Blick in das Portfolio des 5,6 Mrd. Euro schweren HSBC GIF India Equity zeigt die üblichen prominenten Aktien: Reliance Industries als größte Holding, gefolgt von Oil & Natural. Besonderes Gewicht haben Medien und Telekommunikationsaktien wie Hutchinson Telecommunications. Diese Sektoren sind fast 5 Mal so stark vertreten wie in anderen Indienfonds. Die 5-Jahres-Performance des Fonds liegt klar über dem breiten indischen Aktienmarkt und Kategoriedurchschnitt. Die Fondsmanager Sanjiv Duggal und Ayaz Ebrahim haben den Fonds jüngst defensiver ausgerichtet. In Wachstumssektoren sollen tendenziell Gewinne mitgenommen werden, so die Indienspezialisten. Im Fonds befinden sich 150 Aktien, das Portfolio ist damit stärker diversifiziert als das von JP Morgan oder Fidelity. Dennoch liegen die Risikokennzahlen der drei Fonds nahe zusammen.
Das eingegangene Risiko der Indienportfolios gemessen an der Standardabweichung liegt höher als bei breit aufgestellten Schwellenländerfonds (25% vs 17%) – also, nichts für schwache Nerven. Hinzu kommt, dass die Volatilität in steigenden Aktienmärkten tendenziell abnimmt.
Der India Focus Fund von Fidelity ist ein noch recht junger Fonds: Auflagedatum August 2004. Fondsmanager Sandeep Kothari ist seit September 2005 für das Produkt verantwortlich. Insgesamt verwaltet Fidelity 4,2 Mrd. US-Dollar in indischen Dividendentiteln; der Fonds ist 3,4 Mrd. US-Dollar schwer. Zu den Top-Holdings im Fonds gehören Barthi Televentures, Reliance Industries oder Ranbaxy. Der Fonds ist zu 40% in indische Small- und Midcaps engagiert. Der Fondsmanager sucht Unternehmen, denen er auf Sicht von ein bis zwei Jahren überdurchschnittliche Ertragssteigerungen zutraut und dessen Wachstumspotential andere Investoren noch nicht entdeckt haben. Der Fonds kann mit den älteren Mitbewerbern gut mithalten.
Indien Fonds erhalten derzeit kein Morningstar Rating
Fonds, die in indische Aktien investieren, werden derzeit nicht geratet. Grund dafür ist die Bildung einer neuen Kategorie für Indienfonds im Herbst 2005.
Diese wurde eingeführt, um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Um aber in einer Kategorie ein Rating zu vergeben, benötigen wir mindestens 25 Fonds (nicht Anteilsklassen), die älter als 3 Jahre sind.
Im alten Kategorisierungsschema wurden Indienfonds in die Kategorie Aktien Asien außer Japan eingeordnet. In der neuen Systematik wurde die Kategorisierung für die asiatische Region verfeinert.
Die neue Kategorie Aktien Indien umfasst europaweit über 40 Fonds. Da die Mehrzahl dieser Fonds noch keine drei Jahre alt ist, können wir derzeit kein Rating vergeben.
Der Verlust des Ratings ist unabhängig von der Performance oder Qualität der betroffenen Fonds.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.