Mehrere Köche

Multi Manager Fonds ermöglichen den Zugang zu mehreren spezialisierten Fondsmanagern – innerhalb eines Produkts. Ziel ist die Risikoreduzierung gegenüber Einzelfonds durch eine breitere Streuung über Anlageklassen und -stile.

Natalia Siklic, 19.05.2006
Facebook Twitter LinkedIn
Multi Manager Fonds sind ein Produkt zunehmender Spezialisierung. Wo im traditionellen Einzelfonds ein Manager oder Managementteam, ggfs. unterstützt von Analysten, für die Anlageentscheidungen verantwortlich ist, setzt der Multi Manager Fonds auf Spezialisten für unterschiedliche Marktsegmente: Differenziert wird nicht nur nach Anlageklassen (z.B. Aktien – Anleihen), sondern in einem weiteren Schritt auch nach Regionen, Branchen und Anlagestilen (Unternehmensgröße, Value-Growth) oder auf der Rentenseite nach Unternehmensanleihen, Emerging Market Bonds usw.

Ein Beispiel für Multi Manager Fonds sind u.a. Dachfonds, die in verschiedene Einzelfonds investieren und diese flexibel austauschen können. Ihnen steht dafür ein mehr oder weniger umfassend Fondsuniversum zur Verfügung. Einig

e Fonds sind dabei auf hauseigene Produkte beschränkt – auf die Qualität und Tiefe der Fondspalette gilt es hier besonders zu achten.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, spezialisierten Managern jeweils Teile eines Portfolios fest zuzuweisen. Auch hier ist ein Wechsel prinzipiell möglich, kann aber wegen der Vertragsbindung nicht von einem Tag auf den anderen erfolgen. Vorteil ist jedoch, dass Kosten wie die Management- oder Depotbankgebühr nicht wie beim Dachfonds auf zwei Ebenen anfallen. Es handelt sich allerdings nicht um eine komplette Doppelbelastung, da viele Dachfonds einen Teil der Managementgebühren der Einzelfonds erstattet bekommen.

Dem Verantwortlichen für einen Multi Manager Fonds mit festen Zuständigkeiten stehen tagesaktuelle Informationen über seine Portfoliobestände zur Verfügung. Dieses Wissen hat ein Dachfondsmanager wenn überhaupt erst mit zeitlicher Verzögerung. Zudem kann er keinen Einfluss auf die Anlageentscheidungen der Einzelfondsmanager nehmen.

Nicht nur Summe der Einzelteile

Viele Köche verderben den Brei? Damit es nicht dazu kommt, ist es wichtig, bei der Auswahl mehrerer Manager oder Einzelfonds auf möglichst geringe wechselseitige Korrelationen zu achten. Dadurch ist es möglich, das Risikoprofil des Gesamtfonds zu verbessern und die Wertentwicklung zu glätten. Eine zu hohe Diversifikation wiederum kann die Chancen, einen Mehrertrag gegenüber dem breiten Markt zu erzielen, wieder zunichte machen.

Der Multi-Manager-Ansatz ist in der Welt institutioneller Investoren verankert, bei Publikumsfonds hat er aber eher noch Seltenheitswert.

Mehrere Fonds mit Multi-Manager-Strategie finden sich in der Fidelity-Palette. So der Fidelity European Fund, in dem die verantwortliche Managerin Rita Grewal für die Aktienauswahl auf Fidelity-Fondsmananger mit Europaschwerpunkt zurückgreift. Sie kombiniert so genannte Pools aus Aktien, die von Einzelmanagern mit unterschiedlichen Anlagestilen zusammengestellt werden und Basis für die Regionen- und Länderfonds von Fidelity sind. Die Managerwahl beruht auf quantitativen und qualitativen Kriterien. Erstere dienen der Fondsmanagerin dazu, das Risikoprofil eines Fonds zu bestimmen und die bisherigen Performancequellen zu analysieren. Die qualitative Analyse soll einen Blick in die Zukunft ermöglichen: Wie wird das Portfolio in den nächsten Monaten aussehen? Die Fondsmanagerin strebt einen Mix von Managern an, deren Strategien möglichst wenig korrelieren. Insgesamt soll der Fonds in dem ein oder anderen Marktsegment stärker gewichtet sein, aber keine Extremausprägungen im Bezug auf Anlagestile, Unternehmensgrößen und Länder aufweisen. Dazu gehört auch, antizyklisch vorzugehen und die Gewichtung von Aktienpools mit starker Performance wieder zu reduzieren. Aktuell hat die Fondsmanagerin im Portfolio neben einem Pool für europäische Large Caps auch die Fonds von Sanjeev Shah (Fidelity European Aggressive) und Colin Stone (Fidelity European Smaller Companies) versammelt.

Nach dem gleichen Ansatz, aber im Vergleich zum Fidelity European Fund etwas weniger aggressiv wird der Fidelity Moneybuilder Europe Fund gemanagt. Der Fonds ist ebenfalls über Stile (Value bis Growth) sowie Unternehmensgrößen breit gestreut (vgl. Style Box unten, die Punkten stehen für die Einzelwerte) und für Direktanleger ohne Ausgabeaufschlag erhältlich.



Asiatische Aktien (inklusive Japan und Australien) lässt Robeco im Robeco MultiManager Asia-Pacific seit Juli 2004 von mehreren Spezialisten managen. Deren Auswahl übernimmt die Russell Investment Group, die auch die Gewichtung der Teilportfolios innerhalb des Gesamtfonds steuert und für die Überwachung von Anlagestiltreue und Performance verantwortlich ist. Die amerikanische Gesellschaft hat sich auf die Beratung in Sachen Multi Management spezialisiert. Die japanische Portion des Portfolios (aktuell 40%) teilen sich derzeit JP Morgan Fleming, Martin Currie (ein schottischer Vermögensverwalter) und Neuzugang Alliance Bernstein, die im ersten Quartal dieses Jahres für die substanzwertorientierte SG Asset Management eingewechselt wurden. Mit Balanced Equity Management ist ebenfalls ein Valuemanager für den australischen Teil zuständig, während Lloyd George und die Londoner Investmentboutique Rexiter den übrigen asiatischen Markt abdecken. Letztere sind an Stelle von Schroders in den Managerkreis aufgerückt. Ergebnis ist ein Portfolio mit über 400 Einzelwerten, in dem sich die Abweichungen von der Länder- und Branchenaufteilung des Referenzindex (60% MSCI Asien-Pazifik ohne Japan + 40% Topix) in Grenzen halten. Der Fonds gehört mit 1,75% Managementgebühr nicht zu den günstigen Produkten seiner Vergleichsgruppe. Das Ziel, die Kursschwankungen mit Hilfe der breiten Streuung zu reduzieren, wurde aber erreicht, die Volatilität ist im Kategorievergleich unterdurchschnittlich. Auch dieser Fonds kann ohne Ausgabeaufschlag erworben werden.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

Facebook Twitter LinkedIn

Im Artikel erwähnte Wertpapiere

BezeichnungKursVeränderung (%)Morningstar Rating
Fidelity Sustainable Euroz Eq A-Acc-EUR23,84 EUR0,51Rating
Robeco Asia-Pacific Equities D €226,74 EUR-0,39Rating

Über den Autor