Während der letzten Wochen haben einige Investoren die defensiven Qualitäten ihrer Fonds mit Value Ansatz vermisst. Sie sind einem Vorurteil aufgesessen, dass Value Aktien tendenziell einen stabileren Kursverlauf als andere Titel aufweisen. Diese These hat leider nur sehr eingeschränkt ihre Gültigkeit: Wenn’s stark runter geht, dann ist Aktie eben Aktie, egal ob Value, Blend oder Growth Titel. Das zeigt zumindest ein kurzfristiger Blick auf die Performance der einzelnen Stilkategorien.
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Was Morningstar Analysten weltweit beobachten können ist, dass auf 5 Jahre und länger Investmentansätze mit einem Valuebezug und wenig Momentumstrategie outperformen. Kurzum Strategien, die nicht jeden Sektorhype an den Aktienmärkten bis zum Ende reiten.Sie finden in der Tabelle unsere Kategoriedurchschnitte für die drei Stile, nach denen europäische Blue Chips gemanagt werden können. Die Performancezahlen in der Tabelle sind per 22.06.2006, Risiko steht für Standardabweichung oder Schwankung in Prozent.
Value laut dit: ING, EON und BP
Der dit-Vermögensbildung Europa ist ein veritabler Large Cap Value Fonds. Hier finden sich die europäischen Blue Chips wie die niederländische Bank ING, der deutsche Versorger EON oder der britische Ölkonzern BP wieder. Der Fonds streut über rund 100 Positionen; dadurch werden signifikante Wetten in Einzelpositionen ausgeschlossen.
Fondsmanager Andreas Schröter ist seit 6 Jahren für die Portfoliokonstruktion verantwortlich. Schröter hat seine Investmentlaufbahn als Analyst gestartet und betreut beim dit auch Aktienanlagen in Großbritannien. Auf Zwölfmonatssicht liegt der Fonds 26% vorne. Dieser Fonds wird von seiner Benchmark (S&P/ Citigroup PMI Europe Value) nicht erheblich abweichen und weiterhin versuchen, die Meßlatte nach Kosten zu schlagen. Ein Unterfangen, das in den letzten drei Jahren nach Angaben des dit knapp gescheitert ist. Schröter muss in einem der effizientesten Aktienmärkte Outperformance generieren und ist dabei auf Blue Chips beschränkt, die von tausenden von Marktakteuren beobachtet werden. Statistisch ist es wahrscheinlich nicht möglich, diese Benchmark nachhaltig zu schlagen. Der Investmentansatz mit Schwerpunkt Large Caps sollte von einer möglichen Wiederentdeckung der europäischen Blue Chips profitieren. Sollte ein Trend zu großkapitalisierten Aktien anstehen, wird der Fonds innerhalb der Kategorie Sterne gewinnen. Die Verwaltungsvergütung des Fonds beträgt zur Zeit 1,35%, die TER liegt bei vertretbaren 1,41%.
Aktienanalyst und Fondsmanager
Der HAIG Equities Value-Invest litt in den letzten Wochen unter der schwachen Performance der Nebenwerte. Der Fonds hielt Ende des ersten Quartals zu einem Drittel europäische Small und Mid Caps mit Schwerpunkt Deutschland. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung der gehaltenen Aktien beträgt 10 Mrd. Euro. (dit-Fonds: 42 Mrd. Euro; 4Q-Fonds: 12 Mrd. Euro).
Der 100 Mio-Euro-Fonds profitierte in den Jahren 2004 und 2005 vom Boom bei Nebenwerten mit Zuwächsen von 27% und 36%. Nils Bartram führt das Portfolio, ein Aktienanalyst, der Unternehmen auf Herz und Nieren prüft und auch mal eine beherzte langfristige Nebenwerte-Wette unter den 10 größten Positionen hält (P&I Personal). Die Größe des Fonds erlaubt dem zweiköpfigen Management, Nebenwerte zu kaufen.
Bartram ist auf der Suche nach mittelfristigen Equity Stories, wie zum Beispiel der Ausgliederung der Chemieaktivitäten Arkema des französischen Ölkonzerns Total. Die sogenannten Spin Offs werden vom Kapitalmarkt oft unterschätzt (Lanxess oder Praktiker). Bartram sieht aber gerade hier Potential für steigende Gewinne in der Zukunft. Befreit von der Gängelung durch den Mutterkonzern entwickeln Unternehmenslenker und Restrukturierungsprofis Perspektiven und steigende Margen, so die Spekulation. Die Verwaltung des Portfolios kostet den Anleger jährlich 1,5%, die Fact Sheets von Hauck & Aufhäuser weisen keine TER aus.
Europäische Blue Chips mit Beimischung von Nebenwerten
Peter Dreide lenkt das Portfolio des 4Q-European Value seit März 2004. Der unabhängige Vermögensverwalter verfolgt mit seinem Team 850 Aktien, die eine Marktkapitalisierung über 500 Mio. Euro haben sollten; mehr als ein Drittel sind in europäischen Nebenwerten allokiert. Der Fonds weist auf Dreijahressicht die niedrigsten Schwankungen unter den drei vorgestellten Fonds auf.
Ein quantitativer Ansatz soll hier der Schlüssel zum Erfolg sein. Auffallend ist, dass der Fonds keine Öl-, Versorger- und Finanztitel hält. Versorger sind nach dem Ansatz zu teuer. Zudem kann der quantitative Ansatz Dreides Aktien von Banken und Versicherern anhand von Bilanzkennzahlen nicht greifen. Um eine sinnvolle Bewertung für Ölgesellschaften zu errechnen, braucht Dreide ein Modell für den Preis des Schwarzen Goldes. Da er das Auf und Ab nicht vorhersehen kann, lässt er die Finger von Total oder Repsol. Um so bemerkenswerter ist die Performance des Portfolios, kann sie sich doch nicht auf steigende Ölnotierungen und den davon profitierenden Explorationsgesellschaften stützen. Auch das systematische Ausblenden der Finanzaktien ist nicht zu unterschätzen. Sie machen in den breiten europäischen Indizes rund ein Viertel der Gewichtung aus. Performen Financials den Rest des Marktes aus, bekommt der Ansatz Dreides ein systematisches Problem. Er muss das Gewicht der Banken und Versicherungsaktien durch mindestens genauso gut performende andere Branchen und Einzelpicks ersetzen. Kein Wert im Portfolio soll dabei stärker als mit 4% vertreten sein. Die Kosten für die Verwaltung können bis zu 1,7% betragen, die TER betrug letztes Jahr 1,8%.
Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.