Warten auf Godot

US-Fondsikone Bill Miller ist bekannt dafür, den S&P 500 in 15 Kalenderjahren in Folge (einschließlich 2005) geschlagen zu haben. Im laufenden Jahr liegt er mit seinem Legg Mason Value Trust weit zurück.

Natalia Siklic, 25.08.2006
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Wenn etwas schief läuft, dann richtig. Der Legg Mason Value Trust liegt seit Jahresanfang mit 7,9% im Minus, was gegenüber dem US-Aktienbarometer S&P 500 einen Rückstand von fast 13% ergibt. Ähnlich sieht es beim Legg Mason Value Fund, der in Europa vertriebenen Variante des Fonds, aus. Top-Positionen wie die Internethändler Amazon und eBay sind seit Beginn des Jahres auf Dollarbasis mit rund 40% im Minus. Nicht nur die prominente Gewichtung von Internetwerten (etwa 20% des Fondsvermögens) machte dem Fonds zu schaffen. Mit seinen Schwerpunkten auf Gesundheitsdienstleistern oder Bauträgern erging es Miller nicht besser. Dass Energiewerte im Portfolio gar nicht vertreten sind, war der Rendite ebenfalls nicht zuträglich, spiegelt aber Millers Meinung über die Explosion der Rohstoffpreise wied

er, die er nicht für nachhaltig hält.

Vor diesem Hintergrund kam die Meldung, Miller hätte sich in diesem Sommer eine gigantische Yacht zugelegt, nicht gut an. Ein Indikator für jemanden, der mittlerweile so viel Geld verdient hat, dass er keinen Anreiz mehr hat, noch Geld für andere (die Anteilseigner seiner Fonds) zu verdienen? Dies könnte sich zumindest die US-Zeitschrift Barron’s als Erklärung für die Nöte des Fonds in diesem Jahr vorstellen.

Während auch der Fondsmanager nicht anders als von einem „schrecklichen letzten Quartal“ sprechen kann, will er sich von der „Kurzsichtigkeit des Marktes“ nicht beirren lassen. „Der Fonds ist nicht als Spiegelprodukt des Index angelegt“, so Bill Miller. Er führt den langfristigen Erfolg auf seine Bereitschaft zurück, fallende Kurse für Zukäufe zu nutzen, solange er vom inneren Wert eines Unternehmens überzeugt ist.

Tatsächlich ist es typisch für Miller, sich auf relativ wenige Titel zu beschränken, von denen er besonders überzeugt ist und die er oft zu hohen Positionen anwachsen lässt. Auf seiner Suche nach verkannten Unternehmen schreckt er auch vor unbeliebten Werten nicht zurück. Der Fonds hat mit seiner Benchmark, dem S&P 500, wenig gemeinsam. Sein konzentrierter Ansatz ist aber auch verantwortlich dafür, dass er zeitweise erheblich schlechter abschneiden kann als Benchmark und Vergleichsgruppe, auch wenn er dies gemessen an den vergangenen 15 Kalenderjahren immer wieder aufholen konnte.

Zwar ist der Fonds ohnehin nichts für schwache Nerven, doch ist Miller in seiner Historie noch nie so stark hinter die Konkurrenz zurückgefallen. Einerseits sind die langjährigen Erfahrungen des Fondsmanagers sicherlich nicht plötzlich wertlos geworden. Andererseits dürfte ihn das hohe Volumen, das er mittlerweile in verschiedenen Produkten verwaltet, zunehmend in seiner Beweglichkeit einschränken. Zwangsläufig sind kleinere und mittelgroße Unternehmen außerhalb seiner Reichweite.

Miller glaubt derzeit allerdings fest an das Comeback der Large Caps. Auch wenn sich dies nach seinen Worten zeitweise wie das „Warten auf Godot“ anfühlt.

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