Zyniker behaupten, dass ein nachhaltig hoher Ölpreis eine Glaubensfrage ist. Selbst Kleinanleger sind heute in der Lage, die makroökonomischen Angebots- und Nachfragefunktionen für den Ölmarkt hoch und runter zu deklinieren: Iran, Irak, Nigeria, kommunistisch anmutende Regierungen in Südamerika, Chinas Energiehunger und so weiter. Schlagzeilen wie „Reich mit Ölaktien“ oder „Der Ölpreis hat den Zenit noch nicht erreicht“ gehörten in den letzten Monaten zum Standardreper
toire der Finanzpresse.
100-Pfund Gorilla
Der größte Sektorfonds im Energiebereich ist mit einem Volumen von 4,5 Mrd. Euro der Merrill Lynch World Energy Fund – eine reine Wette auf die Erdölindustrie. Der Fonds hat in den letzten 6 und 12 Monaten auf Eurobasis 15% und 10% an Wert verloren. Eine eindrucksvolle Demonstration, wie schwer es ist, den Markt zu timen. Der Dollar hatte hier allerdings auch Einfluß auf die Performance, denn die meisten Aktien im Fonds sind US-Titel. Auf Dollarbasis hat der Fonds 10% (Halbjahressicht) und 5% (Jahresbetrachtung) verloren. Der Fortis Fund Equity Energy Europe konnten seit Ende September 2005 immerhin 5% zulegen, auf Halbjahressicht liegt er allerdings 5% hinten. Im Gegensatz zum Merrill Lynch Produkt investiert der Fortis Fonds nur in europäische Explorer.
Öl als nachhaltige Wette in breiten Sektorfonds
Eine ähnliche Investmentthematik verfolgt der Fidelity Industrials Funds, allerdings stehen neben Energie auch Rohstoffe im Fokus. Fondsmanager Sudipto Banerji sieht trotz der jüngsten Korrektur erhebliches Ertragspotential bei Exxon und Co. Banerji leitet das Grundstoffe-Team von Fidelity und legt die Gelder entlang der Wertschöpfungskette an: Integrierte Ölkonzerne, Stahlproduzenten, Ausrüster, Logistiker, Anlagenbauer und Finanziers – sozusagen von der Ölquelle bis zur Tankstelle. Fehlt nur noch, dass die Marketingspezialisten die Automobilindustrie zum Anlageuniversum zählen: „Denn der Sprit muss ja auch verfahren werden.“ Der Fonds kauft zu einem Drittel Ölwerte und 50% Rohstoff- und Basismaterialtitel.
Investorenliebling
„Es gibt Dinge, die man immer braucht, unabhängig von der Wirtschaftslage“, heißt das griffige Marketingversprechen des M&G Global Basic. Damit suggeriert das Fondshaus, dass der Fonds unabhängig von Konjunkturzyklen ist. Dies ist stark zu bezweifeln. Sollten die Märkte eine Abkühlung der Weltwirtschaft spielen, wird dieser Fonds in unruhigeres Fahrwasser geraten. Fondsmanager Graham French hat zwei Drittel der Anlagegelder in Ölgesellschaften, Bergbaukonzerne und Grundstoffindustrien wie Zement investiert. Öltitel machen fast 20% der Aktien aus. Der Fonds hat zudem mehr als 60% in Small and Midcaps investiert. Nebenwerte und Grundstoffe – gab es in den letzten drei Jahren zwei effektivere Außentanks für die M&G Global Basic Trägerrakete? Der High Flyer kann eine Jahresperformance von 9% aufweisen.
Explosives Gemisch aus Frankreich
Monsieur Carmignac verfolgt in seinem globalen Fonds einen wahrlich indexunabhängigen Ansatz. Seine ökonomische Analyse mündet in ein 30% Energiegewicht und 20% Rohstofftitel. Dabei geht der Fondsmanager Positionen im Energiesektor in Russland (Gazprom) und Brasilien (Petroleo Brasiliero) ein. Fast ein Drittel der Aktien sind Schwellenländertitel. Kurzum: Energie, Rohstoffe und Emerging Markets – ein explosives Gemisch. Carmignac muss noch in anderen Marktphasen zeigen, dass er die Risiken in seinem Portfolio kontrollieren kann. Auf Jahressicht treten Anleger auf der Stelle. Mit Blick auf die letzten drei Jahre gehört der Fonds zu den Top-Performern.
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