Hat der Aktieninvestor in Deutschland doch ein hässliches Gesicht. Gesellschaftlich geächtet fristen die 4,3 Mio. deutschen Aktionäre ein Nischendasein. Nur in Frankreich gilt das Investieren in Dividendentitel als noch unästhetischer. Die Vorurteile sind aus verteilungspolitischen Diskussionen bekannt: „Werden Leute rausgeschmissen, steigt der Aktienkurs.“, „Nur die reine Profitgier der Spekulanten…“ – das sind populistische vulgär-ökonomische Zusammenhänge!
Aktienanleger brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Sie beteiligen sich am Eigenkapital und damit am unternehmerischen Risiko. Andere Sparer bevorzugen Staatsschulden. Wird ihnen deswegen vorgeworfen, dem Staat, also der Gemeinschaft, in die Tasche zu greifen und sich auf Rechnung des Gemeinwohls zu bereichern? Die gezahlten Zinsscheine sind schließlich Steuergelder!
Aktiensparer leisten einen volkswirtschaftlichen Beitrag. Ohne Bereitstellung von Risikokapital – und nichts anderes ist Eigenkapital - kein Wachstum. Das eingegangene Risiko wirft in wirtschaftlich guten Zeiten mehr Ertrag ab als Staatsschulden. Wer sät, darf auch ernten. Wem diese Argumente nicht reichen, der bekommt mittlerweile von den Fondshäusern moralische Unterstützung beim Investieren.
Finanzsprech: Social responsible investments (SRI)
Ökologisch, sozial und ethisch: Viele Anleger möchten mit einem guten Gewissen in Aktien investieren. Vor allem Fondshäuser aus den Benelux-Staaten (Fortis, ABN Amro, Robeco, Dexia, KBC) und der Schweiz (SAM, Sarasin, Swisscanto) bieten Investmentansätze an, die Aktien anhand von ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien auswählen oder eben ausschließen. Der Fondsmanager in seiner Funktion als Portfoliokonstrukteur wählt dann Titel aus dem zur Verfügung stehenden Universum aus.
Stichworte für den Ausschluss von Unternehmen sind: Waffen, Korruption, Kinderarbeit, Behinderung von Gewerkschaften, Ökologie, Verletzung der Menschenrechte, Diskriminierung. Andere Gutes-Gewissen-Fonds setzen Themen auf Ausschlusslisten, die viele Menschen als besonders angenehm erachten und recht konjunkturunempfindlich sind: Alkohol, Tabak, Sex und Glückspiel. Egal wie die Wirtschaft läuft, Menschen trinken, rauchen, lieben sich und zocken.
Wer sich für moralisches Investieren interessiert ist, sollte genauer hinschauen. Es ist Ansichtssache, ob ein Zigarettenkonzern, der seinen Tabak aus ökologischem Anbau bezieht, faire Preise für den Grundstoff zahlt und energieeffizient Kippen dreht, in ein Portfolio gehört oder nicht. Die Investmentbranche offeriert auch einen Best of Class-Ansatz, eine Heranhegensweise nach dem Motto: Geringstes Übel. Hier werden die fortschrittlichsten, die Klassenbesten eines Sektors in das investierbare Universum gewählt. Demnach gibt es auch unter den Ölkonzernen einen Primus.
Die ersten Kunden waren institutionelle Anleger wie Kirchen, Pensionskassen oder Stiftungen. Heute stehen die Kleinanleger verstärkt im Mittelpunkt der Marketingbemühungen. Die Social Responsible Funds (SRI) sind in Holland sehr populär. Laut einer Umfrage von ABN Amro Asset Management halten 13% aller Niederländer Anteile solcher Fonds und 75% kennen sie zumindest. Nur 1% der Deutschen hingegen sind in SRI Fonds investiert und nur ein Drittel der Befragten kennen diese Anlegevehikel.
Performanceunterschiede?
Bis dato liegen unseres Wissens keine Studien vor, die nachweisen, dass Aktienanlagen nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien besser abschneiden als konventionelle Portfolios. Allerdings weisen die Zahlen auch keine Underperformance auf. Kurzum: Aus Renditesicht weder Fisch noch Fleisch.
Breite Palette an Fonds
Für uns Morningstar-Analysten sind SRI Fonds Investments, die wir auf Basis der Portfoliopositionen in entsprechende Kategorien einsortieren. Unsere Kriterien sind dabei Marktkapitalisierungen und Bewertungen der Aktien anhand von Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert oder Kurs-Cash Flow. Die Morningstar Stilanalyse kennt kein Gut oder Böse.
Hier finden Sie einen Beiträge über nachhaltiges Investieren:
Nachhaltige Vielfalt
Grüne Energie (Gewinne und ein gutes Gewissen?)
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