Die Aktienmärkte der Schwellenländer haben in den letzten Jahren eine eindrucksvolle Entwicklung gemacht. Der MSCI Emerging Markets hat sich seit 1998 bis heute fast vervierfacht. Bei einem derartigen Kursfeuerwerk darf jedoch nicht vergessen werden, dass Aktien aus Schwellenländer zu den volatilsten Anlageklassen gehören. Die Kurseinbrüche im Februar dieses Jahres und die Performance seit dem Übergreifen der Subprime-Krise auf die Aktienmärkte haben das verdeutlicht. Während der turbulenten Juli- und Augustwochen verlor der MSCI Emerging Market in der Spitze knapp 14%. Nachdem sich die Märkte wieder etwas beruhigt hatten, konnte er seine Verluste fast wieder wettmachen und ist weniger im Minus als die
etablierten Märkte in Europa und Japan. Für das laufende Jahr kann der MSCI Emerging Markets immerhin noch einen Wertzuwachs von 21% verbuchen.
Fundamental betrachtet haben sich die Schwellenländer in den vergangenen Jahren stark verbessert. Besonders die Regionen Asien, Lateinamerika und Osteuropa konnten von einer zunehmenden globalen Arbeitsteilung, einem starken globalen Wachstum und den damit einhergehend steigenden Rohstoffpreisen profitieren. Russland und einige lateinamerikanische Staaten waren dadurch in der Lage, einen Grossteil ihrer Auslandsschulden zu tilgen. Die Schwellenländer Asiens - allen voran China - entwickelten sich zu der Werkbank der globalen Wirtschaft. Die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung der Schwellenländer drückt sich jedoch mit einem Anteil von 11% an der Marktkapitalisierung der globalen Aktienmärkte nur unzureichend aus. Hier könnte es zu einem sukzessiven Aufholprozess kommen.
Die zukünftige Entwicklung der Schwellenländer wird sich höchstwahrscheinlich recht unterschiedlich darstellen. Auf der einen Seite gibt es die stark rohstoffabhängigen Länder, die von den inländischen und ausländischen Energieunternehmen dominiert werden, und auf der anderen Seite die etwas breiter aufgestellten Staaten, die stärker von ihrer Binnenwirtschaft profitieren werden. Dadurch könnten sich diese Staaten unabhängiger von der Konjunktur der Industriestaaten entwickeln. Besonders die Region Asien wird für Anleger immer wichtiger, da ihr langfristiger Wachstumstrend (getrieben von einer starken Inlandsnachfrage und dem Investitionswachstum) zur Lokomotive der Weltwirtschaft geworden ist. Schiffsbauer und Bauunternehmen in Korea und Singapur sowie Marktführer aus den Sektoren Baustoffe, Energie und Technologie dürften die Nutznießer sein. Ebenfalls werden die etablierten Industriebereiche wie Grundstoffe, Zement und Stahl von der Entwicklung profitieren.
Geldströme in Schwellenländeraktien
Einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die zukünftige Entwicklung der Aktienmärkte in den Schwellenländern könnten die Staatsfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, China, Saudi-Arabien und Singapur haben. Aufgrund der Devisen- bzw. Exportüberschüsse werden Finanzholdings in Staatsbesitz in Zukunft über immense Summen verfügen können. Nach Schätzungen von Morgan Stanley könnten sich mittelfristig rund 2,5 Billionen US-Dollar in den Töpfen der Staatsfonds befinden. Anders als in der Vergangenheit sollen die Mittel in die Aktien- und Beteiligungsmärkte fließen, um eine höhere Rendite zu liefern. Fondsmanager erwarten, dass die Mehrheit der Finanzmittel zuerst in die heimischen Märkte, später in die übrigen Schwellenländer investiert und erst an dritter Stelle in die etablierten Märkte fließen wird. Diese Gelder könnten die Emerging Markets stützen.
Regionale und strukturelle Eigenheiten an den chinesischen Börsen
Die chinesischen Inlandsaktienmärkte Shanghai und Shenzen profitierten in den letzten Jahren von Kapitalkontrollen, wonach chinesischen Anlegern nicht erlaubt war, in ausländische Aktienmärkte zu investieren. Chinesen mit gutem Einkommen bleibt nur der inländische Aktienmarkt oder das Sparkonto der Hausbank. Anleger die eine stärkere Gewichtung chinesischer Aktien in ihrem Depot wünschen, sollten sich daher der überaus hohen Bewertung und der strukturellen Sondersituation an den chinesischen Aktienmärkten bewusst sein.
Der Hang Seng China Enterprises (H-Shares) ist seit Ausbruch der Subprime-Krise um 16% gestiegen, konnte im Jahresverlauf sogar 41% zulegen. Der MSCI China free ist seit Beginn der Krise um 17% und seit Jahresanfang um 48% gestiegen. Die bedeutendste Inlandsbörse in Shanghai, an denen die A-Shares gehandelt werden, ist im Jahresverlauf sogar um 100% gestiegen. Dieser Markt führt derzeit quasi ein Eigenleben. Seit Mitte August dürfen nun chinesische Privatanleger in Unternehmen investieren, die an der Hongkong Stock Exchange gelistet sind.
Zwei Schwellenländerfonds mit Schwerpunkt China und Südostasien
Der Carmignac Emergents Fonds wurde im Februar 1997 aufgelegt. Seine 10-Jahres- Performance ist mit einer durchschnittlichen Rendite von 15,8% eindrucksvoll. Auch über die letzten 5 und 3 Jahre gehörte der Fonds jeweils zu den 5 besten Fonds seiner Kategorie. Der Fonds umfasst etwa 100 Werte, von denen die 10 größten Aktien nur ein Gewicht von 22,3% haben. Zu den größten Positionen gehören südkoreanische Unternehmen wie der Schiffsbauer Daewoo Shipbuilding, Korean Air Lines oder der mexikanische Mobilfunkanbieter America Movil. Wen Zhang-Goldberg managt den Fonds seit 2000.
Die Fondsmanagerin bevorzugt Aktien aus Hongkong, Südkorea und Brasilien, die zusammen fast 60% des Länderanteils ausmachen. Im vergleich zum MSCI Emerging Markets sind diese Staaten stark übergewichtet. Dasselbe gilt für die Türkei, während Südafrika stark untergewichtet ist. Bei der Branchenaufteilung spielt die Fondsmanagerin den Binnenmarkt. Konsumnahe Dienstleistungen und der Finanzsektor sind stark im Vergleich zu seiner Kategorie und der Benchmark vertreten. Die stärksten Positionen mit über 50% des Portfolios machen der Industriesektor, Baustoffe und Finanztitel aus. In den turbulenten Sommerwochen hat der Fonds 2,5% an Wert verloren, kann aber im Jahresverlauf auf 22,3% Kursgewinn zurück blicken. In den letzten Jahren konnte der Fonds den Kategoriedurchschnitt und seinen Vergleichindex regelmäßig schlagen.
Der Fonds Raiffeisen-Eurasien Aktien existiert seit Mai 2000. In den letzten 3 Jahren konnte der Fonds eine durchschnittlich Rendite von fast 40% pro Jahr liefern und schlug damit sowohl seine Kategorie um 11% Punkte, als auch den Vergleichsindex um 9% Punkte. Wie der Name verrät, hat er eine etwas andere Gewichtung als der obige Fonds. Die Länderauswahl verteilt sich mit 70% auf Hongkong, Russland, Indien und China, wobei China mit 5% den geringsten Anteil hat. Die Türkei hat ebenfalls einen überproportionalen Anteil von 10% am Portfolio. Auch die Konzentration auf einzelne Unternehmen ist höher, wie die Top 10 Holdings mit knapp 40% belegen. Nach Branchen ist der Fonds verhältnismäßig hoch im Energie- und Versorgungssektor engagiert, hat also eine komplett andere Ausrichtung als der oben beschriebene Fonds. Zu den großen Werten im Portfolio zählen Energieunternehmen wie Lukoil Company, Gazprom oder Petro China. Den größten Anteil im Portfolio haben Finanztitel und Aktien aus dem Industrie- und Baustoffsektor, die kaum zum Vergleichsindex übergewichtet sind. Die großen chinesischen Finanztitel China Life Insurance, China Construction Bank oder die Bank of China sind in dem Portfolio ebenso vertreten wie Aktien der türkischen Banken und Finanzholdings.
Die vergangenen Wochen hat der Fonds unbeschadet überstanden. Er konnte seit Ausbruch der Krise um 6,3% zulegen. Der Grund sind die übermäßig großen Positionen in Hongkong und China, deren Märkte sich von den weltweiten Aktienmärkten abkoppeln konnten. Auf Jahressicht liegt der Fonds mit 24% gut im grünen Bereich.
Emerging Market Fonds sind teurer als Europäische Standardwerte oder deutsche Blue Chips
Die Kosten der oben beschriebenen Fonds fallen unterschiedlich aus. Die Verwaltungsgebühr beläuft sich für den Carmignac Emergents Fonds auf 1,5% und für den Raiffeisen-Eurasien Aktien auf 2%. Der Raiffeisen-Eurasien Aktien hat hingegen nur einen TER (Total Expense Ratio) von 2,17%, während der Carmignac Emergents einen TER von 3,85% für das Jahr 2006 auswies. Der hohe TER beim letztgenannten Fonds rührt aus der hohen Leistungsprämie. Schlägt der Fonds seine Benchmark, den MSCI Emerging Markets, wird eine Rückstellung von 20% der über der Benchmark liegenden Rendite gebildet. Wenn der Fonds sich schlechter entwickelt als der Vergleichsindex, werden die Rückstellungen um 20% abgebaut. Am Ende des Jahres werden die Rückstellungen von der Verwaltungsgesellschaft einbehalten. Die überdurchschnittliche Performance der letzten Jahre hatte demnach auch ihren Preis.
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