Nicht nur die chinesische Wirtschaft wächst, sondern auch die Anzahl der Investmentvehikel nimmt zu. Mittlerweile gibt es etwa 50 in Deutschland zugelassene Fonds und drei ETFs (Exchange Traded Funds), die chinesische Indizes abbilden. Anleger die das Risiko breiter streuen wollen, können in einen Südostasien- oder BRIC-Fonds investieren.
Investiert wird in Corporate China oder Unternehmen aus dem Großraum China (inkl. Hongkong und Taiwan). Der Baring Hongkong China Funds ist für die zunehmende Beliebtheit ein gutes Beispiel. In diesem Jahr konnte der Fonds weltweit 2 Mrd. Euro an Mittelzuflüssen verbuchen. Im November zogen Anleger allerdings 0,5 Mrd. Euro ab. Warren Buffett verkaufte seine Petrochina Aktien schon im August.
Trotz der kürzlich erlittenen Korrektur am chinesischen Aktienmarkt, bleibt die Erwartungshaltung optimistisch. Das Research-Team von Morgan Stanley prognostiziert ein Gewinnwachstum von 20% für chinesische Unternehmen. ING Investment Management erwartet sogar ein Gewinnwachstum von 26% für die in Hongkong notierten chinesischen Unternehmen (H-Aktien). Die Differenz wird durch die zu erwartende fortschreitende Aufwertung der chinesischen Währung (Renminbi) gegenüber dem Hongkong-Dollar erklärt. Denn die Gewinne für die in Hongkong notierten chinesischen Unternehmen werden in Renminbi ausgewiesen. Anleger haben durch eine Investition in H-Aktien eine zusätzliche Währungswette.
Chinesische Aktien erscheinen ambitioniert bewertet
Derzeit werden die H-Aktien mit dem 28-Fachen ihrer erwarteten Gewinne gehandelt. Das erscheint zunächst sehr hoch, wenn man das 2008er KGV von 12 des DAX daneben stellt. Berücksichtigt man jedoch das Gewinnwachstum, in dem das KGV durch das Gewinnwachstum dividiert wird, erhält man die Kennzahl PEG (Price/Earnings/Growth). Der PEG-Ratio ist ein Maß für das Verhältnis von Bewertung zu Wachstum. Demnach wird der DAX mit einer PEG-Ratio von 1,03 bewertet und die H-Aktien mit 1,1. Die H-Aktien sind ambitioniert bewertet, allerdings nicht so extrem wie oft dargestellt.
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Ein Blick in die Morningstar Datenbank verrät, dass es keinen in Deutschland zugelassenen Fonds gibt, der über fünf Jahre besser als der Hang Seng China Enterprises (H-Aktien) abgeschnitten hat. Es ist daher nicht verkehrt, nach einem China-ETF Ausschau zu halten, da der Anleger den jeweiligen Index kauft.
Drei China- ETFs
Der
Lyxor ETF China Enterprise
bildet den Hang Seng China Enterprise Index nahezu eins zu eins ab. Den ETF gibt es seit Juli 2005 und er verwaltet bereits ein Vermögen von 854 Mio. Euro. Die zwei größten Positionen sind PetroChina und China Life Insurance mit jeweils 10% am Portfolio. Die Sektoren Finanzen, Rohstoffe und Energie sind im Index mit 78% gewichtet. Die Verwaltungskosten des Lyxor China ETF betragen 0,65%.
Der ETF von db x-trackers bildet den FTSE/Xinhua China 25 ab. Der Unterschied zum vorhergehenden ETF besteht darin, dass der Index die 25 größten chinesischen Blue Chips umfasst, die in Hongkong gelistet sind. Die größte Position ist China Mobile, die z.B. nicht im ETF von Lyxor enthalten ist. Die Verwaltungskosten betragen 0,6%.
Den ETF von ishares gibt es seit März 2006. Er bildet den Dow Jones Offshore 50 Index nach. In diesem Index werden 50 chinesische Aktien zusammengefasst, die entweder in Hongkong oder an einer US-amerikanischen Börse gelistet werden. Die drei größten Werte sind China Mobile, China Life Insurance und PetroChina. Als Verwaltungskosten entfallen 0,6% des angelegten Kapitals.
Baring Hong China Fund
Der
Baring Hong Kong China Fund investiert in Unternehmen, die in Hongkong oder China gehandelt werden und deren Hauptgeschäftsfelder in engem Zusammenhang mit der chinesischen Wirtschaft stehen. Der Fonds wurde erstmals 1982 aufgelegt und verwaltet ein Vermögen von 5,4 Mrd. Euro. Innerhalb der letzten 10 Jahre hat der Fonds eine durchschnittliche Rendite von 22% pro Jahr abgeworfen. Damit ist der Fonds um 10-Prozentpunkte pro Jahr besser als der Kategoriedurchschnitt. Ein Privatanleger, der im Dezember 1997 umgerechnet 10.000 € in diesen Fonds investiert hat, kann sich heute über 75.000 € freuen. Ein durchschnittlicher China-Fonds hätte in demselben Zeitraum nur 32.000 € geliefert.
Das Portfolio besteht aus etwa 100 Aktien, von denen die zehn größten Positionen einen Anteil von 36% am Portfolio haben. Die Finanzwerte sind mit 25% gewichtet und damit nur halb so stark wie im Lyxor Hong Kong China Enterprises. Ebenso ist der Fonds im Vergleich zum MSCI China und zum Lyxor ETF in Energiewerten untergewichtet . Die Dienstleistungen (Konsumenten und Business) und Industrie- und Rohstoffwerte sind übergewichtet. Das Fondsmanagement erwartet folglich eine starke chinesische Binnenwirtschaft.
Als im Juli 2007 die US-Subprime-Krise auf die internationalen Aktienmärkte überschwappte, hat der Fonds bis heute noch 13% zugelegt. Seit der jüngsten Korrektur ab Mitte Oktober hat der Fonds 20% an Wert verloren. Trotzdem wird das Portfolio mit einem durchschnittlichen KGV von 32 für 2008 gehandelt. Der Investmentfonds weist die durchschnittliche Volatilität seiner Kategorie auf. Der Ausgabeaufschlag ist mit 5% angegeben, während die jährliche Verwaltungsgebühr mit 1,25% zu Buche schlägt.
AB Greater China
Der Fonds von Alliance Bernstein setzt seinen Anlageschwerpunkt auf Unternehmen, die ihren Sitz im Großraum China haben. Das heißt, es können auch Unternehmen im Portfolio sein, die in Hongkong oder Taiwan gelistet sind. Der Fonds hat ein Volumen von 165 Mio. Euro. Das Portfolio umfasst 46 Aktien, von denen die 10 größten Positionen mit 50% gewichtet sind. Dieser Fonds kann auf eine 10-jährige Kurshistorie zurückblicken, in denen er im Schnitt 16% pro Jahr an Rendite abwarf. Die im Portfolio enthaltenen Unternehmen sind mehrheitlich Großunternehmen, die mit einem durchschnittlichen KGV von 26 recht offensiv bewertet werden. Der nach Kundenzahl weltgrößte Telekommunikationskonzern China Mobile ist mit 8% der größte Wert im Portfolio. Die Finanzwerte sind im Fonds zur internen Benchmark (MSCI Golden Dragon) und zur Vergleichskategorie stark übergewichtet. Industrie-, Rohstoff- und Energiewerte sind sowohl zur Benchmark als auch zur Vergleichskategorie neutral.
In der Länderaufteilung sind neben den chinesischen Unternehmen (64%) auch Firmen aus Hongkong (22%)und Taiwan (12%) vertreten. Die Länder sind jedoch im Vergleich zur Benchmark unterrepräsentiert. Aufgrund seiner breiteren Länderdiversifikation ist der Fonds eine Art China-light Version, die seit Ausbruch der US-Subprime-Krise um 9% gestiegen ist und seit der jüngsten Korrektur nur 11% verloren hat. Der maximale Ausgabeaufschlag beträgt 6,5% und die jährliche Verwaltungsgebühr wird mit 2% veranlagt.
Korrektur an Chinas Börsen
Im Sommer hatte es noch den Anschein, als ob chinesische Aktien weniger von den Verwerfungen auf den internationalen Aktienmärkten betroffen wären, die im Zuge der US-Subprimekrise ausgelöst wurden. Das Wort Decoupling (Entkoppelung) der Schwellenländer machte die Runde.
Doch seit Oktober wollen die chinesischen Börsen nicht mehr so recht. Der MSCI China Free Index (H-Aktien, B-Aktien und Red Chips), der Unternehmen zusammenfasst, in die ausländische Investoren investieren können, gehörte seit Mitte Oktober mit -20% zu den größten Verlierern. Stärkere Kursverluste musste der Hang Seng China Enterprises mit -23% hinnehmen. In diesem Index werden chinesische Unternehmen zusammengefasst, die an der Hongkonger Börse gehandelt werden. Das sind die sogenannten
H-Aktien
. Die Festlandbörsen in Shanghai und Shenzen haben seit der jüngsten Kurskorrektur um 18% nachgegeben. Die dort gehandelten A-Aktien werden in der Landeswährung (Renminbi) notiert und sind mit Ausnahme der „Qualified Foreign Institutional Investors“ den heimischen Investoren vorbehalten. Ausländische Investoren können B-Aktien der chinesischen Unternehmen an den beiden Börsenplätzen erwerben. Die B-Aktien haben seit Oktober weniger stark nachgegeben als ihre A-Counterparts. Die Hongkonger Börse veröffentlicht noch einen Index (Hang Seng China-Affiliated Corporations), in dem chinesische Unternehmen zusammengefasst werden, die sich mit mindestens 30% in staatlicher Hand (staatl. Behörden, Gesellschaften und Provinzregierungen) befinden. Die Kurse dieser Red Chips haben seit Mitte Oktober um 11% nachgegeben.
Unverändert starke Konjunktur
Der Kursrückgang der chinesischen H-Aktien hat mehrere Ursachen. Die Euphorie um die bevorstehende Öffnung der Hongkonger Börse für chinesische Privatanleger ist verflogen, nachdem die chinesische Regierung Beschränkungsmöglichkeiten in Erwägung gezogen hatte. Zudem führten Sparmaßnahmen der chinesischen Regierung zu einem Rückgang der A-Aktien, was sich ebenfalls negativ auf die H-Aktien auswirkte. Die unabsehbaren Folgen der Kreditkrise und die dadurch mögliche Rezession in den USA führten zu der Befürchtung, dass die chinesischen Exporte sinken könnten und sich das Wachstum verlangsamen könnte. Zudem werden die A-Aktien mit etwa dem 40-Fachen der Gewinne bewertet. Daher wird schon seit einiger Zeit eine Korrektur – insbesondere von ausländischen Investoren – für die Inlandsmärkte erwartet.
Die fundamentale Situation Chinas hat sich jedoch kaum verändert. Die Lokomotive der Weltwirtschaft wird dieses Jahr mit 11% wachsen.
Und die Aussichten sind weiterhin gut, da eine anziehende binnenwirtschaftliche Nachfrage für den asiatischen Raum erwartet wird. In diesem Szenario wird keine Rezession für die USA unterstellt. Die Inflation wird mit geschätzten 4,5% für 2007 höher sein als das von der Regierung ausgegeben Ziel von 3%. Diese ist allerdings größtenteils auf die gestiegenen Preise für Nahrungsmittel zurückzuführen, die im Index überproportional gewichtet sind (CPI 35%).