Seit langem stellt sich bei Korea die Streitfrage ob das Land überhaupt noch bei den Emerging Markets einzuordnen ist oder nicht. Zwar ist Südkorea noch mit 14% im MSCI Emerging Markets enthalten, bei genauerer Betrachtung der makroökonomischen Daten mögen Zweifel daran durchaus berechtigt
sein. Die von der Weltbank definierte Schwelle zur Industrienation von einem Pro-Kopf-Einkommen in Höhe von 9000 US-Dollar übertrifft das Land mit 18 300 US-Dollar um Längen. Im internationalen BIP-Vergleich rangiert Südkorea mit seinen 45 Millionen Einwohnern derzeit an 12. Stelle. Außerdem ist das Land seit 1996 Mitglied in der OECD.
Der MSCI Korea und ein ETF
Der bekannteste Index für den koreanischen Aktienmarkt ist der MSCI Korea. Ein ETF auf diesen Index ist beispielsweise der db x-trackers MSCI Korea TRN. Der MSCI Korea besteht derzeit aus 113 Titeln. Indizes aus dem asiatischen Raum haben in der Regel viel mehr Titel im Portfolio als europäische Länderindizes. Dies liegt unter anderem daran, dass in Asien andere Marktkapitalisierungsverhältnisse vorherrschen als in Europa.
Die größte Position im MSCI Korea macht mit fast 14% das in Deutschland bekannteste koreanische Unternehmen Samsung Electronics aus. Samsung Electronics ist derzeit der weltweit drittgrößte Handyhersteller und ist kurz davor, die Nummer 2 Motorola zu überholen. Insgesamt liest sich der Name Samsung dank der unterschiedlichen Konzernsparten 10x Mal im MSCI Korea. Daneben gehören der weltweit viertgrößte Stahlhersteller Posco mit rund 9% und die Kookmin Bank mit rund 5% zu den drei größten Positionen. Weiterhin bekannte Unternehmen sind Hyundai, LG, Daewoo und Kia. Den größten Branchenanteil machen mit fast 23% die Industrietitel aus, gefolgt von den Finanzwerten und der Technologiebranche mit jeweils 19%. Zwar überwiegt in Südkorea mittlerweile der Dienstleistungssektor, jedoch hat die Industrie mit einem Anteil von 40% am BIP immer noch einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes (zum Vergleich: in Deutschland und Japan sind es nur noch 30%). Korea ist im Industriebereich vor allem für Schiffbau und Stahlverarbeitung bekannt.
In den vergangenen drei Jahren erzielte der MSCI Korea eine Performance von 16% p.a. Im laufenden Jahr konnte sich der koreanische Markt auch nicht den weltweiten Turbulenzen entziehen und verlor seit Jahresbeginn fast 13%.
Mit einer Managementgebühr von 0,65% ist der db x-trackers MSCI Korea TRN, wie alle ETFs, eines der günstigsten Fondsinvestments auf dem koreanischen Markt.
Allianz RCM Korea Equities
Dieser Fonds gehört zum oberen Drittel der Morningstar Kategorie Aktien Korea. RCM ist eine Asset-Management-Tochter von Allianz Global Investors mit Hauptsitz in San Francisco. Gemanagt wird der Allianz RCM Korea Equities vom RCM Asien-Pazifik-Team. CIO Raymond Chan und Fondsmanager Kim Sang Won werden bei ihren Investmententscheidungen von insgesamt neun Analysten unterstützt.
Im Vergleich zum MSCI Korea ist das Portfolio des RCM Korea Equities mit derzeit 42 Titeln relativ stark konzentriert. Das scheint auf den ersten Blick, ein markanter Unterschied zu sein. Bei genauerer Betrachtung stellt sich allerdings heraus, dass das ganze doch nicht so gravierend ist, denn bei beiden beträgt der Anteil der Top-10-Titel ungefähr 45%. Auffällig beim RCM Korea Equities ist die hohe Gewichtung des Industriesektors durch den Maschinenbaubereich, die mit 46% doppelt so hoch ist wie beim Index. Das ist bei allen in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Koreafonds mit Abstand der höchste Industrieanteil. Im Gegenzug sind dafür insbesondere Technologie- und zyklische Konsumwerte untergewichtet. Weiterhin fällt auf, dass der RCM Korea Equities keine Anteile an koreanischen Automobilerzeugern hält. Das Management begründet dies mit der Sorge um eine Verlangsamung der Weltwirtschaft. Aus dem gleichen Grund sind Technologiewerte nur mit 12% im Portfolio enthalten, im MSCI Korea sind dagegen fast 20%. Das Vertrauen in Technologietitel scheint derzeit allgemein getrübt zu sein, denn fast alle anderen in Deutschland erhältlichen Koreafonds verfolgen die Strategie einer Wette gegen den Technologiemarkt. Seit 2002 zählte der Fonds insgesamt 4 Jahre lang zum besten Viertel seiner Kategorie. Auf 12-Monatsbasis betrug seine Performance mit 8% zwar nur ungefähr die Hälfte der Rendite des besten in Deutschland erhältlichen Koreafonds, lag aber immer noch 2% über dem Kategoriedurchschnitt von 6%.
Wie die meisten reinen Koreafonds verfügt der Fonds mit 230 Millionen Euro über ein relativ niedriges Fondsvolumen. Für den bereits im Januar 1999 aufgelegten Fonds, der derzeit 230 Millionen Euro hält, fällt eine Verwaltungsgebühr von 1,75% an, die aus unserer Sicht etwas niedriger sein könnte. Die TER betrug für das vergangene Geschäftsjahr 1,95%.
Baring Korea Trust
Auch dieser Korea Fonds der auf Emerging Markets spezialisierten Gesellschaft Barings ist ein Fonds aus dem oberen Drittel der Kategorie Aktien Korea. Der 370 Millionen Euro große Baring Korea Trust wurde bereits im November 1992 aufgelegt und zählt damit zu einem der älteren Koreafonds. Das vierköpfige Investmentteam um Asia Pacific Equity Director Hyung Jin Lee legt sich bei seiner Aktienauswahl nicht auf einen bestimmten Stil fest, sondern orientiert sich an einem ausgewogenen Mix aus Growth und Value. De facto ist der Fonds laut dem Morningstar Style Trail ein Valuefonds. Der koreanische Aktienmarkt ist nach Thailand der zweitgünstigste Markt im asiatischen Raum.
Ein Vorteil einer Investition in den koreanischen Markt ist derzeit noch der sogenannten „Korea-Discount“. Für Korea-Aktien gab es in der Vergangenheit ein „Disagio“ für besondere Risikofaktoren wie hohe Verschuldungsgrade, hohe Marktvolatilität, niedrige Rentabilität, einem hohen Grad an zyklischer Industrie etc. Auf allen Ebenen wurden mittlerweile deutliche Verbesserungen erzielt. Der „Korea-Abschlag“ existiert aber nach wie vor, wenn auch nicht mehr in derselben Höhe wie in den 90er Jahren.
Der Baring Korea Trust hat von allen in Deutschland erhältlichen Korea-fonds das höchste Gewicht an Nebenwerten. Small- und Mid-Cap-Titel können gute Renditechancen bieten, jedoch darf man bei dieser Assetklasse das Liquiditätsproblem nicht außer Augen lassen. Vor allem im asiatischen Raum (ohne Japan) haben Small- und Mid-Caps besonders niedrige Marktkapitalisierungen. Bei Small-Caps beträgt die Grenze laut unserer Methologie derzeit 572 Millionen US-Dollar, bei den Mid-Cap-Werten sind es 4.1 Milliarden Dollar. Der Fonds hält zwischen 50 und 65 Titel. Den größten Anteil im Portfolio machen mit 6% Samsung Electronics und mit 4% Posco aus. Darauf folgen mit 4% der Industriekonzern Hyundai Heavy Industries, der auf den Bau von Schiffen, Raffinerien und Kraftwerken spezialisiert ist, und der Energieriese SK Energy mit 3%. Der Fonds ist in den Industriewerten im Vergleich zum MSCI Korea gleichgewichtet, was sich positiv auf die 1-Jahresperformance auswirkt, denn in letzter Zeit musste der koreanische Industriesektor Verluste hinnehmen. Das Management setzt zurzeit vor allem auf den wachsenden Binnenmarkt, weshalb den Konsumwerten eine höhere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Gleiches gilt für den Gesundheitssektor. Wie bei den anderen Koreafonds auch geht die Technologiebranche mit einem geringeren Anteil in das Portfolio ein. Im laufenden Jahr mussten die Koreafonds durch die Bank hohe Verluste hinnehmen. Der Baring Korea Trust konnte sich dabei mit einem Verlust von 11% noch am Besten behaupten. Auf 1-Jahresbasis betrug die Performance 13%, auf 3-Jahresbasis 20%. Die jährliche Verwaltungsgebühr für diesen Fonds beträgt 1,5% p.a., die zuletzt berechnete TER betrug 1,7%.
Generell gilt bei Single-Country-Fonds, also bei Fonds die lediglich in ein Land investieren, dass diese einem viel höheren Risiko ausgesetzt sind als Fonds, die ganze Regionen abdecken. Ein Asien-Pazifik-Fonds ist in der Regel viel breiter diversifiziert und hängt nicht nur von der wirtschaftlichen Entwicklung eines Landes ab. Anleger sollten dies bedenken, wenn sie einen reinen Korea-Fonds kaufen wollen.
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