In Italien dominieren Banken und Versicherungen

Die starke Konzentration auf Finanztitel macht Italien zu Europas größtem Verlierer der Subprime-Krise. Dem konnte auch ein hoher Anteil an Energietiteln nichts entgegensetzen.

Alexander Ehmann 04.07.2008
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Italien befindet sich zurzeit in einer Krise. Im ersten Quartal 2008 schrammte die Apeninhalbinsel nur knapp an einer Rezession vorbei. Dies spiegelt sich auch in der Entwicklung des Aktienmarktes wieder. Der breite Markt, gemessen am Mibtel, musste einen Verlust von 23% hinnehmen. Nichtsdestotrotz ist Italien die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone und die siebtgrößte der Welt. Der Manager eines benchmarknahen Europafonds wird kaum an italienischen Aktien vorbeikommen.

Anleger können mit 15 aktiven Fonds, zwei Indexfonds und zwei ETFs (Exchange Traded Funds) direkt in den italienischen Markt investieren. Morningstar hält dafür die Kategorie Aktien Italien bereit. Darin befinden sich sieben Standardwerte-, sechs Mid-Cap- und ein Small-Cap-Fonds.

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Der italienische Aktienmarkt

Die 40 Unternehmen des italienischen Leitindexes S&P MIB kommen insgesamt auf eine Marktkapitalisierung von 316 Milliarden Euro, die 80% des gesamten Börsenwertes Italiens entsprechen. Beim DAX sind es 618 Milliarden Euro. Der Energiekonzern Eni und der Bankenriese UniCredit haben im S&P MIB jeweils ein Gewicht von 15%. Aufgrund ihrer Marktkapitalisierung von 50 Milliarden Euro müsste die UniCredit eigentlich mit 16% gewichtet sein. Das Regelwerk des S&P MIB schreibt aber eine Obergrenze von 15% vor.

Starke Konzentration auf Banken und Energie

Der italienische Aktienmarkt ist stark konzentriert. Der Energiesektor kommt mit Eni und Snam Rete Gas auf insgesamt 18% und wiegt damit sogar stärker als im französischen CAC 40, der 14% an Energie-Titeln hält. Nach dem norwegischen Markt, der zur Hälfte aus Energieaktien besteht, hat Italien das zweithöchste Energiegewicht in Europa. DAX-Anleger hätten sich in der Vergangenheit ein paar Ölwerte gewünscht. Zwölf Finanzwerte beanspruchen die Hälfte des S&P MIB Portfolios für sich. Die UniCredit, die Intesa Sanpaolo und der Versicherungskonzern Generali befinden sich unter den ersten vier Positionen und machen damit allein schon fast 40% des S&P MIB aus. Das bedeutet, dass fast die Hälfte der Performance von vier Unternehmen abhängt. Der italienische Leitindex hält insgesamt ein doppelt so hohes Gewicht an Finanzunternehmen wie der DAX. Im Vergleich zum französischen CAC 40 entspricht das sogar dem dreifachen Anteil. Auf der anderen Seite befindet sich kein einziges Gesundheitsunternehmen im S&P MIB.

Das hohe Gewicht an Energie half dem S&P MIB im letzten Jahr nicht. 50% Finanztitel machen sich bei einem Ereignis wie der Subprime-Krise bemerkbar. Im Jahresvergleich verlor der S&P MIB 23%. Dagegen fiel der DAX um 13%, der CAC 40 verbuchte einen Verlust von 15%. Italien ist zurzeit mit einem KGV von 11,2 der zweitgünstigste Markt in Europa. Günstiger sind nur die Niederlande mit einem KGV von 10,5. Zum Vergleich: das KGV des DAX liegt für 2007 bei 11,5, der CAC 40 weißt einen Wert von 12,2 auf. In Deutschland gibt es nur einen zum Vertrieb zugelassenen ETF auf den S&P MIB. Der db x-trackers ETF S&P MIB Index hat derzeit ein verwaltetes Vermögen von 24 Millionen Euro und kostet pro Jahr 0,3% an Verwaltungsgebühr. Die TER beträgt ebenfalls 0,3%.

Schroder ISF Italian Equity

Der Italienfonds der britischen Investmentgesellschaft Schroders investiert in Aktien aller Anlagestile (Value, Blend, Growth) und Marktkapitalisierungen. Im Durchschnitt befindet sich der Fonds in der Mid-Cap Value Ebene der Morningstar Stylebox. Als Benchmark gibt die Fondsgesellschaft den italienischen All-Share Index Mibtel an, der sich aus insgesamt 290 Unternehmen formiert. Der ISF Italian Equity hält derzeit 49 Aktien und ist vollinvestiert.

Die Konzentration liegt mit 34% bei den Finanzwerten. Im Vergleich zur Benchmark sind Banken und Versicherungen untergewichtet. Der zweitgrößte Anteil kommt Industrieunternehmen wie dem Autohersteller Fiat zu Gute. Fondsmanager Angelo Manca geht zudem keine Makro-Wetten auf den Energiesektor ein. Aktien von Öl- und Gaskonzernen wie Eni oder ERG sind zurzeit um 2% untergewichtet.

Das Management findet die italienische Infrastruktur interessant. Die Holdinggesellschaft Gemina, die an der Privatisierung und Restrukturierung der Verwaltungsgesellschaft der Römer Flughäfen ADR (Aeroporti di Roma) beteiligt ist, macht 9% der Portfolioanteile aus und gehört damit zu den Top-3-Werten. Unter den zehn größten Positionen befindet sich auch der venezianische Flughafen Marco Polo. Weitere Infrastrukturtitel sind die private Autobahngesellschaft Autostrade Meridionali und die FNM (Ferrovie Nord Milano), die zweitgrößte Eisenbahngesellschaft des Landes.

Der Fonds wurde 1996 aufgelegt und befand sich mit Ausnahme von 2007 immer in der oberen Hälfte der Morningstar Kategorie Aktien Italien. Zwischen 1998 und 2004 gehörte er durchgehend zum besten Viertel. Über 10 Jahre konnten Anleger mit dem Schroder ISF Italian Equity 10% pro Jahr verdienen. Innerhalb seiner Morningstar Kategorie verfügt der ISF Equity über ein höheres Risiko als der Durchschnitt. Das liegt daran, dass er vornehmlich in Small- und Mid-Caps investiert. In der Morningstar Kategorie Aktien Italien sind Fonds aller Marktkapitalisierungen zusammengefasst, also auch Fonds die nur in Standardwerte mit geringerem Risiko halten.

Mit einer jährlichen Verwaltungsgebühr von 1,25% gehört der 211 Millionen Euro schwere Schroder ISF Equity, was die Managementkosten betrifft, zu den günstigeren Angeboten für den italienischen Markt. Die zuletzt ausgewiesene TER von 2,33% ist jedoch sehr hoch, was den Fonds insgesamt teuer macht.

Parvest Italy

Der Fonds der Asset-Management-Tochter der Pariser Großbank BNP Paribas investiert überwiegend in italienische Standardwerte. Wie die Benchmark für die Morningstar Kategorie Aktien Italien, der MSCI Italy, hält er aber auch einige Nebenwerte wie den Versorger A2A, die Raststättenkette Autogrill oder den Ölkonzern ERG. Mit 43% sind Banken und Versicherungen im Portfolio vertreten und damit im Vergleich zum Index untergewichtet. Gleiches gilt für den Energiesektor mit seinen 13%. Der MSCI Italy besteht zu 21% aus Energie und zu 48% aus Finanzwerten. Energie und Rohstoffe sind im Moment die größte Sektorenwette am Markt. Wer keine oder zu wenig Ölkonzerne im Portfolio hat, verpasst derzeit hohe Renditen. Im ersten Quartal 2008 wurden deshalb einige Finanzwerte wie Mediolanum oder Unipol Gruppo Finanziario verkauft und dafür 21.000 Aktien am Ölkonzern ERG gekauft, was einem Portfolioanteil von 1% entspricht. Das Management hat dabei auf das richtige Pferd gesetzt, denn ERG kündigte erst vor kurzem den Verkauf von 49% seines Raffineriegeschäfts an den russischen Ölriesen Lukoil an. Der Kurs der Aktie stieg von 14 Euro auf über 15 Euro an.

Im Gegensatz zum MSCI Italy, wird beim MSCI Italy 10/40 der maximale Anteil einer Aktie auf 10% beschränkt, was zu Performanceunterschieden zwischen den beiden Indizes führt. Die Performance des Parvest Italy verläuft analog zum MSCI Italy 10/40, dem von der Gesellschaft vorgegebenen Index. Das ist insofern keine Überraschung, da benchmarkfremde Aktien im Parvest Italy insgesamt nur auf ein Gewicht von 2% kommen.

Innerhalb seiner Morningstar Kategorie liegt die für Privatanleger erhältliche Tranche des Parvest Italy nach Kosten und Performance unterhalb des Durchschnitts. Zwischen 2003 und 2005 befand sich der Fonds in der oberen Hälfte, in den restlichen Jahren seit 1998 jedoch in der unteren Hälfte.

Der Parvest Italy wurde 1994 aufgelegt und verwaltet derzeit 25 Millionen Euro. Fondsmanagerin Catherine Guinefort, die den Fonds 2003 übernahm, wurde im Mai von Giordano Beani abgelöst. Für den Parvest Italy fällt eine jährliche Managementgebühr von 1,5% an, die TER für das Geschäftsjahr 2005/2006 beläuft sich auf 1,91%, was den Fonds im mittleren Kostenbereich platziert.

Fazit

Italien ist wegen seiner hohen Konzentration gegenüber den anderen europäischen Märkten wie Deutschland, Frankreich oder Spanien ein dauerhafter Underperformer. Auf KGV-Basis ist es jedoch der zweitgünstigste Markt in Europa. Anleger sind allerdings mit einem Europafonds besser beraten als mit einem Fonds, der sich nur auf Italien fokussiert. Das Risiko eines Fonds mit europäischen Aktien ist breiter gestreut als ein reiner Länderfonds. Da Italien im Schnitt mit 7% in Europafonds vertreten ist, sollten Anleger, die bereits einen europäischen Aktienfonds haben, auf Überschneidungen achten.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Alexander Ehmann  

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