Fondshäuser AGI und Cominvest verschmelzen

Was könnte der Zusammenschluss für Fondssparer bedeuten?

Werner Hedrich 03.09.2008
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Die Übernahme wird im Interesse der Kunden, Aktionäre, Mitarbeiter und Zulieferer erfolgen. So lautet die Floskel bei Mergers & Acquisitions nach Abschluss eines Deals. Mit dem Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank geht die Fondsgesellschaft Cominvest an den Allianz- Konzern. Mit dem Verkaufserlös von 700 Millionen Euro bezahlt die Commerzbank einen Teil des Kaufpreises der Dresdner Bank von rund 10 Mrd. Euro. Gleichzeitig trennt sich die Commerzbank von der Produktion von Investmentfonds.

Die betriebswirtschaftliche Logik hinter der Aufnahme der Cominvest durch die Allianz Global Investors (AGI) steht außer Frage. Skalenökonomien kommen im Asset Management voll zum Tragen. Vereinfacht gesagt: Je mehr Anlagegelder, desto höher die operative Marge. Im Folgenden wollen w

ir uns nicht den Nutzen für die Aktionäre anschauen, sondern mögliche Folgen für die Kunden, die Fondssparer. Welche Überschneidungen gibt es in der Fondspalette? Welche Fonds könnten zusammengelegt werden? Welcher Asset Manager hat die günstigeren Verwaltungsvergütungen?

Deutschlandfonds: Die Klassiker 1950 vs. 1956

Der Cominvest Fondak ist mit Auflagedatum 1950 Deutschlands ältester Publikumsfonds. Der Concentra von AGI sammelt seit 1956 Anlagegelder für deutsche Aktien ein. Beide Fonds haben starke Markennamen. Eine Verschmelzung der Fonds scheint deshalb unwahrscheinlich. Der Concentra hat ein Fondsvolumen von 1,5 Mrd. Euro, der Fondak kommt auf 2,3 Mrd. Euro. Beide Fonds haben als Vergleichsindex den DAX.

Der Fondak hat eine signifikant niedrigere Verwaltungsvergütung von 1,4%, die TER beträgt 1,5%. Der Concentra belastet für das Management und die Verwaltung eine Vergütung von 1,75% zuzüglich einer performanceabhängigen Vergütung, was zu einer TER von 1,95% führt. Die AGI Fondspalette hat einschließlich der Pimco Fonds tendenziell höhere Verwaltungsvergütungen als die Fonds der Cominvest. Wir hoffen, dass im Zuge der Zusammenlegung der Fondsgesellschaften die höheren Gebühren nicht die Oberhand gewinnen.

Fondak und Concentra investieren in deutsche Standardwerte. Mit einem guten Track Record bei deutschen Blue Chips empfiehlt sich die Fondak-Managerin Heidrun Heutzenröder. Ein denkbares Szenario wäre, dass der Fondak weiterhin in DAX-Werte investiert und der Concentra als Eurozone-Fonds mit Schwerpunkt deutsche Aktien umpositioniert wird. Investierte der Concentra Mitte 2007 fast ausschließlich in deutsche Blue Chips, wurde das Deutschlandgewicht kontinuierlich auf nunmehr 87% reduziert. Schon vorher hielt der ehemalige Manager Wilhelm Heinrichs bis zu 10% des Vermögens außerhalb Deutschlands. Seit Oktober 2007 managt den Fonds Matthias Born, der aus dem Small und Mid Cap Bereich von RCM (Aktienplattform von AGI) kommt und vorher den Allianz-dit Wachstum Deutschland managte, der nun vom Small und Mid Cap Manager Frank Hansen geführt wird.

Deutsche Nebenwertefonds

Der Mann für deutsche Nebenwerte bei AGI heißt Frank Hansen, im Hause Cominvest legt Ralf Walter die Anlagegelder in Aktien aus der zweiten Reihe an. Hansen managt den Allianz-dit Nebenwerte und den Allianz-dit Small Cap Europe und greift dabei auf ein vierköpfiges Aktienresearch Team zurück. Nur wenige deutsche Asset Manager bekommen britische Nebenwerte in den Griff, Hansens Team gehört dazu. Nach Angaben Hansens hat AGI 1,8 Mrd. Euro under Management in europäischen Nebenwerten.

Ralf Walter führt den cominvest Adiselekt P mit einem pragmatischen Ansatz. Walter hat den Fonds mit Schwerpunkt MDAX in der Vergangenheit gut laufen lassen. Hansen und Walter teilen eine Abneigung gegenüber EADS. Beide hatten die Aktie während des Absturzes stark in ihren deutschen Nebenwertefonds untergewichtet, ein Fettnäpfchen, das es zu vermeiden galt.

Rentenfonds

AGI gehört einer der renommiertesten Anleihemanager der Welt: Pimco. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das im Vergleich zum Aktienfondsmanagement margenarme Verwalten von Zinsportfolios und Geldmarktfonds der Cominvest schon bald in Pimco aufgehen wird. Pimco ist eine globale Marke und bietet meist überdurchschnittliche Leistung. Die Kehrseite für Fondssparer ist, dass Pimco sich dieses Können auch überdurchschnittlich vergüten lässt.

Das Zinsmanagement von Pimco sitzt in London und Newport Beach in Kalifornien. Nach dem Kauf von Pimco durch die Allianz im Jahr 2000 gab es vorübergehend noch Fondsmanager in München. Nur eine Handvoll Mitarbeiter der Zinsseite von der Allianz KAG oder vom dit sind nach dem Umzug nach Großbritannien und die Westküste der USA übrig geblieben.

Dachfonds

Die Cominvest hat bei Dachfonds einen Größenvorteil. Insgesamt werden rund 1,7 Mrd. Euro in Dachfonds verwaltet. AGI kommen auf rund eine halbe Milliarde. Ein Verschmelzen auf die Cominvest Dachfondsfamilie liegt hier nahe.

Rohstoffonds

Man trifft sich immer zwei Mal im Leben, werden sich so manche Mitarbeiter bei AGI denken. Die Rohstoffaktien-Managerin Ute Speidel wechselte 2007 zur Cominvest und verantwortet den Cominvest Rohstoff Aktien. Bei AGI managte sie den dit-Rohstoffonds. Die Aktien von Bergbau- und Minenkonzernen waren in den letzten 5 Jahren der place to be, der erfolgreichste Aktiensektor global. Nun kann sie den Merger der Branchenfonds begleiten.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Werner Hedrich