Dividenden ETFs

Niedrige Anleiherenditen lassen Dividendenstrategien gut aussehen.

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Zwar beherrschen steigende Aktienkurse die Schlagzeilen, doch bleiben Dividenden nach wie vor eine wichtige Größe für Aktieninhaber. Im Zeitraum von 1987 bis 2010 ist über ein Drittel der Differenz zwischen dem Euro Stoxx 50 Total Return und dessen Preisindex-Pendant auf reinvestierte Dividenden zurückzuführen. Solche Dividendenausschüttungen sind also nachhaltiger als Kursgewinne, die den Launen des Aktienmarktes unterliegen. Ohnehin scheinen Dividenden ausschüttende Titel heute aus zwei Gründen wieder attraktiver: Drastische Kürzungen der Auszahlungen waren bisher eher selten und 2008 wurde bereits stärker an Dividenden gespart als in allen früheren Dekaden. Das Schlimmste der Kreditkrise sollte überstanden sein und die aktuellen Ausschüttungen machen einen stabilen Eindruck. Wenn man zudem die niedrigen Anleihezinsen berücksichtigt, könnte jetzt ein guter Zeitpunkt für einen europäischen Standardwerte-ETF mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 3-4% sein.

Wer in solche Papiere investiert, sollte sich aber nicht nur von attraktiven Zahlen täuschen lassen. Eine hohe Dividendenrendite kann auch eine Warnung dafür sein, dass der Markt die Ausschüttungen für instabil hält. Dividenden-ETFs sind passiv, regelbasiert verwaltet und daher nicht in der Lage, ihre Portfolios einfach umzuschichten. Beispielsweise hielt der FTSE UK Dividend Plus Ende 2008 große Positionen an Electrocomponents und Tomkins. Beide Werte hatten eine hohe Dividendenrendite, die aber ein Vorbote der Kürzungen für 2009 war. Die Diversifikation solcher ETFs kann derartige Kürzungen einzelner Titel aber abfangen.

Die Aufstellung der Dividenden-Indizes

Es gibt mehrere Dividenden-Indizes, die von ETFs nachgebildet werden. Wichtig ist hierbei, dass viele dieser Indizes zwar auf den ersten Blick sehr ähnlich erscheinen. Eine genaue Betrachtung des Portfolios kann aber entscheidende Unterschiede aufdecken. Beispielsweise hat der MSCI Europe High Dividend Yield knapp 50% in britische Aktien investiert. Der STOXX Select Dividend 30 Index hat nur 11% englische Unternehmen im Portfolio. Genauso sollte man sich auch die Branchenallokation ansehen: Wenn in einem Sektor ein Unternehmen seine Dividenden kürzen muss, dann ist es wahrscheinlich, dass andere Firmen folgen. Beispielsweisse mussten drei große englische Finanzhäuser (Lloyds Banking Group, Royal Bank of Scotland and Barclays) alle nacheinander ihre Ausschüttungen kürzen. Und das innerhalb von wenigen Monaten im Herbst 2008.

Dividend Index Line-Up

Gewichtung nach Marktkapitalisierung versus fundamentale Indexierungen  (fundamental indexing)

Die Mehrheit der Aktienindizes wird nach dem Prinzip der Marktkapitalisierung gewichtet - je größer die Marktkapitalisierung der Aktie, desto größer ist die Gewichtung im Index und umgekehrt.  Die meisten auf Dividenden fokussierten Indizes verwenden hingegen bei der Auswahl und Gewichtung der Aktien fundamentale Indexierungsmethoden. Fundamentale Indizes wählen ihre Komponenten nach bestimmten Kriterien wie zum Beispiel Gewinnen je Aktie oder Buchwerten aus. Bei Dividendenindizes  werden Aktien basierend auf der erwarteten Dividendenrendite für das kommende Jahr ausgewählt und gewichtet, wobei häufig Beschränkungen hinsichtlich Konzentration (Gewichtung) und Handelsvolumen der Aktien zum Tragen kommen.

Die Vorzüge fundamentaler Indexierung sind nach wie vor umstritten. Als Argument wird vorgebracht, dass fundamentale Indizes in der Vergangenheit dank ihrer Schwerpunkte auf Value und Nebenwerten (kleinere Marktkapitalisierungen) eine überdurchschnittliche Performance erzielen konnten. Aufgrund ihrer Bevorzugung von Titeln mit hohen Dividendenrenditen weisen auch Dividenden-ETFs tendenziell eine Value-ausrichtung auf.  Marktkapitalisierungsbasierte  Indizes vermeiden per Definition ein starkes Gewicht an Nebenwerten, den sogenannten Small Cap Bias.

Ein Blick auf die ETF-Karte

Hier ist eine Liste mit verschiedenen Dividenden-ETFs

DivTER

Der iShares EURO STOXX Select Dividend 30 ETF ist in Bezug auf das verwaltete Vermögen der größte Dividenden-ETF und bezüglich des durchschnittlichen Handelsvolumens ist er einer der liquidesten ETFs. Was die Kosten betrifft, gibt es einen klaren Sieger: der iShares STOXX Global Select Dividend 100 ETF. Die Totel Expense Ratio(TER) von 0,47 % ist nur wenig höher als die Hälfte des TER des nächstgünstigsten Fonds. Die europaweiten ETFs und ETFs der Europäischen Währungsunion verfügen sowohl über volle Replikation (iShares und Lyxor STOXX Select Dividend 30 und iShares und ETFLab EURO STOXX Select Dividend 30) als auch swap-basierte Optionen (Amundi MSCI Europe & EMU High Dividend und Source EURO STOXX Select Dividend 30). Anleger verfügen daher über eine Vielzahl an Möglichkeiten.  Anleger, die eine regelmäßige Auszahlung auf das Konto anstreben, sind unter Umständen mit ausschüttenden Fonds (die Dividenden an Anteilseigner ausschütten) im Gegensatz zu thesaurierenden Fonds (bei denen Dividenden reinvestiert werden) besser bedient.

Wenn Sie auf Dividenden und regelmässige Auszahlungen Wert legen, bleibt zu guter Letzt noch anzumerken, dass Sie sich bei Ihrer Suche nicht ausschließlich auf die hier behandelten dividendenfokussierten ETFs beschränken sollten, da auch andere Optionen verfügbar sind. Versorger bieten zum Beispiel im Allgemeinen recht attraktive Dividendenrenditen. Ein ETF, der den Versorgungssektor nachbildet, ist daher unter Umständen ebenfalls eine gute Wahl für dividendenorientierte Anleger.

Wie bei allen Investitionsentscheidungen sollte jedoch die abschließende Überlegung der Sicherheit des Anlagekapitals vorbehalten sein. Seien Sie sehr vorsichtig bei Dividendenrenditen, die untragbar hoch erscheinen. Es gibt zwei Wege, auf denen die Dividendenrendite sinken kann: Dividendenkürzungen oder ein Kapitalschnitt (Reduzierungen des Eigenkapitals). Beide Möglichkeiten sind wenig erfreulich für Anleger.

Noch ein Hinweis mit auf den Weg: Viele dieser Dividendenindizes, insbesondere die auf das Vereinigte Königreich und Paneuropa konzentrierten Indizes, widmen einen großen Teil ihrer Gewichtung BP. Die Dividendenrendite von BP-Aktien ist seit dem Unfall der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko gestiegen, da der Aktienpreis in den Keller gerasselt ist. Die Geschäftsführung von BP gab jedoch die Stornierung der Dividende für das 1. Quartal bekannt, deren Zahlung für den 21. Juni angesetzt gewesen war, und kündigte weiter an, dass im 2. und 3. Quartal von 2010 ebenfalls keine Zwischendividenden ausgeschüttet werden würden. BP bekräftigte nochmals seine Verpflichtung zur Zahlung zukünftiger Dividenden und ließ verlauten, dass das Unternehmen seine Zahlungen in 2011 wieder aufnehmen würde. Bis dahin erwartet BP, sich ein klareres Bild über die langfristigen Auswirkungen der Ölkatastrophe machen zu können. Bis mehr Klarheit über die Situation herrscht, sind Anleger unter Umständen besser beraten, Dividenden-ETFs mit BP-Aktien zu meiden, wie zum Beispiel den Amundi MSCI Europe High Dividend und den iShares FTSE UK Dividend+.

Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen dienen ausschließlich zu Bildungs- und Informationszwecken. Sie sind weder als Aufforderung noch als Anreiz zum Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers oder Finanzinstruments zu verstehen. Die in diesem Artikel enthaltenen Informationen sollten nicht als alleinige Quelle für Anlageentscheidungen verwendet werden.

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Über den Autor

Morningstar ETF Analysts  research hundreds of ETFs available to European investors. The Morningstar Rating for ETFs is based on a risk-adjusted performance measure.